Viele denken mit Sicherheit, dass das Europaviertel inzwischen ein eigener Stadtteil ist. Aber falsch gedacht, es ist immer noch Teil des Gallus – früher als Arbeiterviertel bekannt, das von einigen Backsteingebäuden geprägt ist. Heute fallen die sterilen und gleichgereihten Neubauten des Europaviertels mehr ins Auge.

Galluswarte

Das Wahrzeichen des Gallus steht inmitten der Mainzer Landstraße. Die Frankfurter Landwehr errichtete im 14. Jahrhundert vier Warttürme in Frankfurt.

Der Bau der Galluswarte begann mit einem hölzernen Befestigungsturm. 1414 wurde dieser dann durch einen Steinturm ersetzt. Es ist derselbe Turm, den wir heute noch sehen.

Doch als Galluswarte wird nicht nur der Wartturm bezeichnet, sondern auch der Platz um ihn herum. Er ist einer von drei Stadtplätzen des Viertels. Daneben gibt es noch den Platz der Republik sowie den Güterplatz. Während der industriellen Zeit bildete die Galluswarte (Platz) den Hauptzugang zu den Adlerwerken.

Adlerwerke

Die Geschichte der Adlerwerke ist lang und mit vielen historisch relevanten Ereignissen verknüpft. 1880 wurden die Adlerwerke unter dem Namen Heinrich Kleyer GmbH gegründet. Hier wurden Fahrräder, Autos und Motorräder produziert.

Durch ständige Betriebserweiterungen kam es 1895 dann zur Umwandlung in die Aktiengesellschaft Adlerwerke. Ab 1901 produzierten die Werke dann mit De-Dion-Motoren auch Motorräder, bis sie 1904 die Eigenproduktion von Motoren aufgenommen hatten.

Während der NS-Zeit schufteten KZ-Häftlinge in den Adlerwerken. Nur die wenigsten haben die harten Tage in der Fabrik überlebt. Diejenigen, die zu schwach zum Arbeiten, waren wurden in andere Lager gebracht. So überlebte nur ein geringer Teil der in den Lagern eingesperrten Menschen.

Während des Krieges kam es auch zu einem Luftangriff auf die Werke, wodurch das Gebäude in großen Teilen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der östliche und westliche Teil ist bis heute noch erhalten. Inzwischen prägt das Gesamtbild der markante Backsteinbau.

Heute befinden sich neben mehreren Firmensitzen auch das Gallus Theater in den Adlerwerken. Das Gallus Theater ist ein gemeinnütziger Verein und versteht sich als Produktions- und Spielstätte für freie Gruppen aus Frankfurt und Umgebung. Gastspiele aus aller Welt können hier stattfinden. Das Kulturzentrum bezieht sich auf soziokulturelle Arbeit des Stadtteils als Erfahrungs- und Lebensraum.

Skyline Plaza

Das Skyline Plaza ist ein 58.500 Quadratmeter großes Einkaufszentrum mit 170 Läden und einigen Gastronomiebetrieben, die zum Einkaufen und Verweilen einladen. Weiter befindet sich über dem Einkaufszentrum ein Fitness Studio mit Skyline Blick.

2014 eröffnet, bietet das Skyline Plaza auf seiner öffentlichen Dachfläche den Skyline Garden an. Eine Grünfläche auf dem Dach des Gebäudes. Alle Besucher des Zentrums können so einen unvergesslichen Skyline Blick genießen.

Zurzeit befindet sich im Skyline Plaza auch die Kunstausstellung „Skyline Space of Comtemporary Art“. Den Besuchern werden während ihres Einkaufserlebnisses zeitgenössische Kunstwerke aus der Region geboten. Das Skyline Plaza kann so Kunstschaffenden den Raum geben, trotz der Pandemie ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Europaviertel

Das Europaviertel im Stadtteil Gallus ist kein eigener Stadtteil. Es entstand auf dem ehemaligen Hauptgüterbahnhof des Gallus. Zuvor entschied die Deutsche Bahn, dass der Güterbahnhof mangels Auslastung stillzulegen sei. So konnten 90 Hektar Fläche für neue Wohnungen, Büros, Schulen und soziale Infrastruktur entstehen.

Doch warum trägt das Viertel den gleichen Namen wie das Viertel in Brüssel, in dem die EU-Kommission, der EU-Rat und das EU-Parlament ihren Sitz haben? Der SPD-Politiker Helgo Müller kam 1999 auf die Idee mit dem Namen. Ebenfalls wollte er, dass die Straßennamen im Viertel jene der europäischen Hauptstädte sind. Die europäische Idee damals war groß. Durch den Euro sollten die Menschen Europas näher zusammenrücken und 2025 soll das Europaviertel auch die U-Bahnen angeschlossen werden.

Das Europaviertel wurde trotz Überlegungen der Stadt kein eigener Stadtteil. Das liegt nun nicht an der Größe des Europaviertels, denn gleich 13 Stadtteile Frankfurts haben weniger Einwohner. Das liegt an der Lage: Das Areal, auf dem das Europaviertel nun steht, gehörte schließlich bereits davor zum Gallus.

(Text & Fotos: TL)

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