FECHENHEIM | Der Name „Vechenheim“ wurde erstmals im Jahr 977 dokumentiert. Seitdem hat sich viel verändert. Mit einer ehemaligen Einwohnerzahl von 1.500 im Jahr 1850 und einem starken Wachstum bis zu über 17.000 Menschen heute, ist Fechenheim zu einem lebendigen Teil Frankfurts geworden. Ursprünglich ein Fischerdorf im Mainbogen, wurde Fechenheim im Jahr 1928 nach Frankfurt eingemeindet. Die Nähe zum Main war ein entscheidender Faktor für die Eingliederung von Fechenheim in Frankfurt. Die Erweiterung des Osthafens, die auch Fechenheim betraf, spielte dabei eine maßgebliche Rolle. Heute prägen nicht nur der dörfliche Charme im Süden, sondern auch ausgedehnte Industrie- und Gewerbegebiete im Nordwesten das Bild des Stadtteils. Einst ein Zentrum der Industrie, bietet Fechenheim nun Platz für Dienstleistungsunternehmen aus verschiedenen Branchen wie Film, Werbung, Internet und Automobil. Trotz seines städtischen Charakters liegt Fechenheim idyllisch im Mainbogen und bietet eine grüne Oase der Naherholung. Ein kurzer Spaziergang führt Sie ans Mainufer, wo Sie die Natur genießen können. Ein Bummel durch Fechenheim offenbart die bunte Vielfalt des Großstadtlebens und lädt dazu ein, die Geschichte und Gegenwart dieses Stadtteils zu erkunden.

Die Entwicklung Fechenheims

Ursprünglich als „Uechenheim“ im Jahr 977 dokumentiert, hat Fechenheim eine lange Geschichte hinter sich. Von einem bescheidenen Fischerdorf, das einst den Familien Weiß und Speyer gehörte, bis zur Zugehörigkeit zur Grafschaft Hanau-Münzberg im Jahr 1473 – der Stadtteil hat viele Veränderungen erlebt. In den Wirren der Reformation wechselte Fechenheim zwischen katholischen und reformierten Herrschern. Mit der Zeit wandelte sich das einstige Fischerdorf zu einem blühenden Industriegebiet. Im Laufe der Jahre siedelten sich immer mehr Industrieunternehmen an, was zu einem Zustrom von Arbeitern in die Gegend führte. Heute ist von der industriellen Vergangenheit Fechenheims nicht mehr viel übrig, doch die Geschichte des Stadtteils lebt weiter.

Von Farben zu Chemie
Ehemaliges Hauptgebäude der Cassella (Foto: Johannes Löw via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.5)

Ursprünglich als Cassella Farbwerke Mainkur im Jahr 1798 von Caßel&Reiß gegründet, hat sich der Industriepark Fechenheim im Laufe der Zeit stark weiterentwickelt. Unter der Leitung von Ludwig Aaron Gans ab 1828 erlangte das Unternehmen zunehmend Bedeutung im Handel mit Farbstoffen. Mit den Jahren wuchs das Werk stetig, und bis zum Jahr 1900 beschäftigte es bereits über 2400 Mitarbeiter. Zu dieser Zeit wurde auch die pharmazeutische Abteilung ins Leben gerufen. Im Jahr 1904 entstand eine Partnerschaft mit den Farbwerken Höchst, und von 1970 bis 1995 war Cassella eine Tochtergesellschaft der Höchst AG. Seit 2013 gehört das Werk zur WeylChem Unternehmensgruppe. Heute ist der Industriepark Fechenheim ein bedeutender Standort für die Chemieindustrie, der eine lange Tradition in der Herstellung und Weiterentwicklung von chemischen Produkten fortsetzt.

Erhaltener Glanz vergangener Zeiten
Das ehemalige Rathausgebäude (Foto: Karsten Ratzke via wikimedia commons CC0)

Das Historische Rathaus von Fechenheim ist ein faszinierendes Relikt aus dem Jahr 1902 und gilt noch heute als ein bedeutendes Wahrzeichen des Stadtteils. Inspiriert von der prunkvollen Architektur der wilhelminischen Kaiserzeit, präsentiert sich das Rathaus mit einer eindrucksvollen Fassade im Stil der florentinischen und römischen Renaissance. Das imposante Gebäude zeichnet sich durch einen großzügigen Balkon, einen markanten Erker, geschwungene Giebel und eine charmante Fachwerk-Gaube aus. Die Errichtung dieses prächtigen Rathauses war Fechenheim nur durch die florierende Industrie im 19. Jahrhundert möglich. Heute dient das ehemalige Rathaus als wichtige Außenstelle des Rathauses Frankfurt, insbesondere als Bürgeramt für alle Frankfurter Stadtteile. Zudem beherbergt es die örtliche Polizeistation und bietet Räumlichkeiten für eine Kindertagesstätte, die von der Caritas betrieben wird.

Erkunden Sie die Natur
Der zylindrische Wasserturm von 1899, im Fechenheimer Wald mit zweifarbigem Backsteinmauerwerk. (Foto: Titus808 via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0)

Der Fechenheimer Wald, auch als Fecher bekannt, liegt nördlich des Stadtteils und ist ein bedeutender Bestandteil des Frankfurter Grüngürtels. Hier finden sich vor allem alte Eichen, Hainbuchen und Douglasien, die auf den sandigen Ablagerungen des alten Mainbetts gedeihen. Der Wald beheimatet den Fechenheimer Weiher, der ursprünglich um 1870 aus einer ehemaligen Kiesgrube entstand und in den 1960er-Jahren auf seine heutige Größe von 2,6 Hektar erweitert wurde. Ebenfalls ein Highlight ist der 8,62 Hektar große Waldspielpark „Heinrich-Kraft-Park“, der 1969 errichtet wurde. Durch die Bundesautobahn 66 ist der Fechenheimer Wald vom Enkheimer Wald getrennt. Ein markantes Merkmal ist das Wasserwerk, das die Trinkwasserversorgung der östlichen Frankfurter Stadtteile sicherstellt und das gesamte Gebiet als Trinkwasserschutzgebiet ausweist. In jüngerer Zeit sorgten Baumbesetzungen entlang der geplanten Trasse des Riederwaldtunnels für Aufsehen. Trotz Protesten und einem „Baumhausdorf“, das von Aktivisten, darunter Anwohnern, errichtet wurde, wurde im Januar 2023 entschieden, dass die Teilrodung zur Fortführung der A66 beginnen könne. Dies löste einen dreitägigen Einsatz mit 1800 Einsatzkräften aus, um die Besetzung aufzulösen. Der Bundesverband der Naturfreunde hatte mit einem Eilantrag versucht, den Lebensraum des Heldbockkäfers zu schützen.

Entspannung am Wasser
Mainhafen der AllessaChemie in Fechenheim (Foto: Simsalabimbam via wikimedia commons CC BY-SA 3.0)

Das Fechenheimer Mainufer spielt eine entscheidende Rolle in der Geschichte des Stadtteils. Ursprünglich als Fischerdorf gegründet, profitierte Fechenheim später stark von seiner Lage am Main. Während früher der Fluss für die Industrialisierung entscheidend war, ist er heute ein Ort der Entspannung und Erholung. Die Uferpromenade lädt zum Verweilen ein und bietet einen herrlichen Blick auf den Mainbogen, der die Grenze zwischen Frankfurt und Offenbach markiert. Ein Spaziergang entlang des Fechenheimer Mainufers offenbart die Schönheit dieser Gegend. Beginnend östlich der Mainkur erstreckt sich das Ufer bis zum Osthafen. Hier finden sich nicht nur idyllische Wege, sondern auch die Schiffsanlegestelle der AllessaChemie und eine malerische Pappelallee, die fast bis zum Osthafen führt. Der Arthur-von-Weinberg-Steg ermöglicht Fußgängern und Radfahrern den bequemen Übergang zum Offenbacher Stadtteil Bürgel, während die Carl-Ulrich-Brücke den Autofahrern eine Verbindung zur Offenbacher Kernstadt bietet. Der Fechenheimer Mainbogen ist ein Teil des Frankfurter Grüngürtels und steht als Landschaftsschutzgebiet unter besonderem Schutz.

Ein historisches Wahrzeichen
Die Melanchthonkirche von Westen (Foto: Gaki64 via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0)

Die Melanchthonkirche in Fechenheim ist nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch ein beeindruckendes architektonisches Juwel. Benannt nach dem Freund und Reformator Martin Luthers, Philipp Melanchthon, ist diese evangelische Kirche ein bedeutendes Kulturdenkmal, das durch das Hessische Denkmalschutzgesetz geschützt ist. Ursprünglich im Mittelalter als Teil des katholischen Bartholomäus-Stifts in Frankfurt erbaut, wurde die Kirche im Zuge der Reformation der lutherischen Provinz Hanau-Münzenberg übergeben. Im Laufe der Jahrhunderte erlitt die Kirche bauliche Schäden, die sie zu einem Sanierungsfall machten. Im 18. Jahrhundert wurden dringend notwendige Renovierungsarbeiten durchgeführt, um das Gebäude zu erhalten. Trotz dieser Bemühungen erwies sich die Kirche im Laufe der Zeit als immer instabiler. Die reformierte Gemeinde war gezwungen, ihre Gottesdienste vorübergehend im Rathaus abzuhalten. Schließlich wurde die Melanchthonkirche im Jahr 1771 umfassend saniert, doch auch diese Renovierung konnte den Zahn der Zeit nicht aufhalten. Im Jahr 1901 wurde erneut eine dreijährige Sanierung durchgeführt, bei der die Kirche mit neuen Rundbogenfenstern und einer modernen Sakristei ausgestattet wurde. Ein neuer Glockenturm vervollständigte schließlich das Erscheinungsbild dieser ehrwürdigen Kirche.

(Titelbild: Mainhafen der AllessaChemie in Fechenheim (Foto: Simsalabimbam via wikimedia commons CC BY-SA 3.0)

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