Würden Sie 5.000 Euro für ein Foto mit Barack Obama zahlen? Es gibt Menschen, die so etwas tun. Zum Beispiel vor gut zwei Jahren in Köln, im Rahmen einer Großveranstaltung. 100 Auserwählte von 14.000 in der Lanxess-Arena. Ok, ein Abendessen war auch dabei, aber da dürften sie ihn kaum näher kennen gelernt haben. Es ging um das Foto. „Wenn ich sechs Rosse zahlen kann, sind ihre Kräfte nicht die meinen?“ So habe ich seit vielen Jahren einen Bühnenhelden im Ohr, ich glaube, aus einem Stück von Goethe. Mal abgesehen davon, dass es heute mindestens 300 Pferdestärken sein müssen, funktioniert das Prinzip wie eh und je: Tausche Bares gegen Wirkung. Eine merkwürdige Magie ist hier offenbar am Werk. Klar: Wenn ich für einen Schnappschuss so eine beachtliche Summe übrig habe, spricht das dafür, dass ich auf irgendeine Art erfolgreich sein muss. Aber geht es wirklich um: Schaut her, ich kann mir ein Foto mit Obama leisten? Oder ist nicht doch eher das gemeint: Seht, wie bedeutend ich bin? Menschen scheinen zu glauben, dass etwas vom Glanz anderer, berühmterer, auf sie abfällt, wenn sie es schaffen, in ihre Nähe zu kommen. Davon zeugen auch die begehrten Selfies mit Promis. Doch ist das noch nicht das ganze Geheimnis: Ob wir die Teenies nehmen, die schon in den frühen Sechzigern des letzten Jahrhunderts so sehr kreischten, dass die jungen Beatles nicht wussten, wie ihnen geschah, oder die geduldig Wartenden am Buckingham-Palace, die alles geben für einen Händedruck der Queen (oder von William und Kate): Anfassen ist das Höchste. Denn es kann anstecken. Mit dem Bazillus des Erfolgs. Ja und dann? Mit dieser Frage befassen wir uns in der nächsten Folge dieser kleinen Serie über ein Thema, das viele bewegt.

Von Karl-Heinz Schulz.

Karl-Heinz Schulz Porträt.

Karl-Heinz Schulz ist geschäftsführender Gesellschafter der Kommunikationsberatung Mandelkern und Mitveranstalter des Frankfurter Zukunftskongresses.

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