„Sehr geehrter Herr Weber, leider ist der Termin am 14. Dezember aufgrund von Terminen nicht möglich.“ Gerade bekommen… ehrlich gesagt, so was ärgert mich ein wenig.

Kennen Sie das auch? Sie bitten jemanden um einen Gefallen und bekommen als Antwort: „Ich würde ja liebend gerne, aber mir fehlt die Zeit dazu.“ Dann wird noch ein unschuldiges Sorry hinterhergehaucht und man denkt alles wäre fein.

In meinen Augen ist nichts fein. Nein, ich mag diese Art der Kommunikation gar nicht. Einer meiner besten Freunde bringt es mit einer kleinen Formel auf den Punkt: Zeit gleich Interesse. Exakt das ist es: Die Aussage ist, dass dem anderen etwas anderes wichtiger ist.

Wobei wichtig nicht gleichzeitig bedeuten muss, dass es auch dringender ist. So viele Menschen nutzen beide Wörter als Synonym. Dabei gibt es einen erheblichen Unterschied. In vielen Fällen sind die Themen vielleicht wichtig aber keineswegs dringend. Und dann müssen sie auch nicht sofort erledigt werden. Ok, die Ärztin mit einem Unfallopfer auf dem OP-Tisch hat ein dringendes Thema. So auch der Pilot kurz vor einem Ausweichmanöver zur Vermeidung einer Kollision. Die meisten Themen aber bekommen eine Dringlichkeit, weil jemand dieses Wort nutzt und damit die eigene Ungeduld kaschieren möchte. Chefs können das nahezu perfekt und sehr energisch: „Machen Sie das bitte, das ist dringend!“. Beim genauen Hinsehen merkt man dann, dass das zum Teil nicht einmal wichtig und keineswegs dringend ist.

Ja, wir haben alle gewisse Sachzwänge, Chefs, Kunden oder sonstiger Termindruck. Aber wir haben auch gewisse Freiheitsgrade Entscheidungen zu treffen und gegebenenfalls neu zu priorisieren. Die Unterscheidung von dringend und wichtig hilft da ungemein und schafft ungeahnte zeitliche Potenziale – für einen selbst aber auch um auf den einen oder andern Wunsch eines anderen Menschen eingehen zu können. Vor allem, wenn man merkt, dass ihm die Sache sehr wichtig ist, vielleicht sogar dringend.

Frank Weber (weber.advisory & Hochschule Fresenius)

 

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