ZEILSHEIM | Inmitten der urbanen Vielfalt Frankfurts erhebt sich Zeilsheim als der westlichste Stadtteil der Stadt, eingebettet zwischen der majestätischen Kulisse des Taunus und der historischen Pracht von Fachwerkhäusern. Die Pfaffenwiese, eine malerische Kastanienallee, fungiert als malerische Brücke zwischen dem geschäftigen Höchst und dem pulsierenden Herzen Zeilsheims. Hier, im historischen Ortskern, verschmelzen Jahrhunderte der Geschichte mit modernem Lebensstil. Klassizistische Architektur, charmante Gassen und Bauernhöfe schaffen eine Atmosphäre, die den ländlichen Charakter des Stadtteils bewahrt. Doch Zeilsheim ist mehr als eine Momentaufnahme vergangener Zeiten – es ist eine lebendige Gemeinschaft, geprägt von über 50 Vereinen, darunter die Freiwillige Feuerwehr, ein Schützenverein und eine aktive Turngemeinde. Dieser Mix aus Geschichte und Gemeinschaft macht Zeilsheim zu einem einzigartigen Schatz im Westen Frankfurts.

Wohnrevolution im Jugendstil

Die Zeilsheimer Kolonie, von den Farbwerken Höchst ab 1899 initiiert, revolutionierte das Wohnungsangebot im Dorf. Als Antwort auf den Bedarf der Werkmitarbeiter entstanden unterschiedlich ausgestattete Häuser, darunter Doppelhaushälften im Jugendstil mit charakteristischer Backsteinfassade. Heute stehen sie unter Denkmalschutz. Die Siedlung umfasst die Hauptstraße Neu-Zeilsheim und alphabetsich angeordnete Querstraßen. Die 1912 geweihte Kirche bildet den Mittelpunkt, während die Käthe-Kollwitz-Schule 1902 am westlichen Rand entstand. Die Siedlung spiegelt die Vision der Farbwerke Höchst wider, Arbeitern grünen, wohnlichen Raum in Werknähe zu bieten.

Ein Zauberreich der Gebrüder Grimm

Die Märchensiedlung, südlich der Pfaffenwiese gelegen, ist eine einzigartige Kolonie, deren Name von den Fassadenbildern inspiriert ist, die die Märchen der Gebrüder Grimm zum Leben erwecken. In dieser märchenhaften Umgebung sind allseits bekannte Figuren wie Aschenputtel, Rapunzel und Hans im Glück in Form von kunstvollen Gemälden zu bewundern. Ein Geschenk der Farbwerke Höchst an ihre Arbeiter, spiegelt diese Siedlung die Verbundenheit mit Kunst und Kultur wider.

Wohnen mit Taunuspanorama

Die Siedlung „Taunusblick“ im Frankfurter Stadtteil Zeilsheim bietet nicht nur einen Wohnort, sondern ein echtes Panoramaerlebnis. Der Name ist Programm, denn von hier aus genießen die Bewohner einen malerischen Blick auf den Taunus. Entstanden als Wohnsiedlung der Nachkriegszeit, zeichnet sich Taunusblick durch eine kluge städtebauliche Konzeption aus. Die Gebäudezeilen sind in Nord-Süd-Richtung angeordnet, sodass die Wohnungen nach Osten und Westen ausgerichtet sind. Großzügige Grünzüge gliedern das Wohngebiet, während dreigeschossige bis viergeschossige Gebäude mit Satteldächern eine harmonische Atmosphäre schaffen. Leider hat die Errichtung von Lärmschutzwänden entlang der nahe gelegenen Autobahn den einstigen Blick auf den Taunus etwas beeinträchtigt. Die geschichtsträchtige Vergangenheit des Geländes, das während des Nationalsozialismus als Arbeitslager für Zwangsarbeiter der Farbwerke Hoechst diente, wird durch eine Gedenktafel in der zentralen Grünanlage Bechtenwald gewürdigt.

Park an der Bechtenwaldstraße

Versteckt hinter der Stadthalle von Zeilsheim erstreckt sich der Park an der Bechtenwaldstraße – eine grüne Oase, die nicht nur Erholung bietet, sondern auch Geschichte lebendig werden lässt. Die weitläufigen Grünflächen der Parkanlage erstrecken sich bis zu den angrenzenden Wohngebieten am Pflugspfad und der Lenzenbergstraße. Hier bieten Wiesen, Spiel- und Sportplätze sowie ein Grillplatz eine Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten. Die malerischen Verläufe des Lachgrabens und des Welschgrabens durchziehen Zeilsheim und schaffen eine natürliche Atmosphäre. Ein Fahrradweg entlang der Autobahn A66 führt in Richtung Höchst und bietet eine angenehme Route für Radfreunde. Diese grüne Oase an der Bechtenwaldstraße verbindet nicht nur Natur und Erholung, sondern erzählt auch eindrücklich von der bewegten Vergangenheit des Stadtteils Zeilsheim. Ein Ort, an dem Geschichte und Vielfalt Hand in Hand gehen.

Das DP-Lager

Im August 1945 erreichten zahlreiche vorwiegend polnische Juden das DP-Lager in Zeilsheim, auf der Flucht vor möglichen erneuten Pogromen. Als „DPs“ (displaced persons) wurden sie in den von den US-Streitkräften verwalteten Gebieten untergebracht. Das Zeilsheimer DP-Camp erstreckte sich über Arbeiterwohnungen und ehemalige Zwangsarbeiterbaracken der nahen IG-Farben-Werke. Von Oktober 1945 bis zur Auflösung im Dezember 1948 war es die temporäre Heimat von etwa 4.000 Holocaust-Überlebenden, die auf ihre Ausreise warteten. Das Lager bot weit mehr als nur Unterkünfte. Mit Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Lehrwerkstätten, einem Krankenhaus, einem Sportplatz und einem Kino schuf es eine Gemeinschaft und Hoffnung inmitten der Trümmer und den schrecklichen Geschehnissen. Die Geschichte des Zeilsheimer DP Lagers ist ein bewegender Teil der Vergangenheit, der nicht vergessen werden sollte.

Ein Kleinod der Geschichte

Am 15. Juli 1993 öffnete das Heimatmuseum Zeilsheim erstmals seine Türen und wurde sogleich von Kulturdezernentin Linda als „Frankfurts kleinstes, aber schönes Museum“ gepriesen. Dank großzügiger Geldspenden konnte der Heimat- und Geschichtsverein im Jahr 1997 das Museum erwerben und somit eine feste Institution im kulturellen Leben von Zeilsheim etablieren. Seit seiner Eröffnung begeistert das Museum mit jährlich wechselnden Sonderausstellungen, die einen faszinierenden Einblick in die zeitgenössische Ortsgeschichte bieten. Dabei dient das Museum nicht nur als Schauplatz für die Präsentation lokaler Historie, sondern steht auch den ortsansässigen Vereinen als Plattform für eigene Ausstellungen zur Verfügung. Das Heimatmuseum Zeilsheim ist weit mehr als nur ein Raum mit Exponaten – es ist ein lebendiger Erinnerungsort, der die Verbundenheit zur Gemeinschaft und die Wertschätzung der Geschichte zelebriert. Durch die Unterstützung von Geldspendern und die aktive Einbindung der örtlichen Vereine trägt das Museum dazu bei, das kulturelle Erbe von Zeilsheim lebendig zu halten und weiter zu entwickeln.

Das sakrale Kulturdenkmal

Die Wurzeln der Katholischen Bartholomäuskirche reichen bis ins Jahr 1432 zurück, als an diesem Ort noch die alte Bartholomäuskapelle aus Holz stand. Im Jahr 1817, wurde die Holzkapelle durch eine imposante steinerne Kirche ersetzt, die bis heute das Stadtbild prägt. Der architektonische Charakter der Bartholomäuskirche ist geprägt von einem klassizistischen Stil, der durch filigrane Pilaster und Kapitelle aus Sandstein hervorgehoben wird. Die äußeren Wände der Kirche sind in warmen Gelbtönen gehalten und verleihen dem sakralen Bauwerk eine einladende Ausstrahlung. Ursprünglich war der Innenraum der Kirche nach Süden ausgerichtet, mit dem Altar auf dieser Seite. Doch 1932 erfolgte eine bedeutende Veränderung: Ein Anbau wurde hinzugefügt, und die innere Ausrichtung der Kirche wurde um 90 Grad gedreht. In den folgenden Jahren wurde der Altarraum schrittweise im barocken Stil umgestaltet. Der Anbau, der heute fast doppelt so groß ist wie die ursprüngliche Kirche, erweitert die architektonische Pracht und Funktionalität des Gotteshauses. Die Katholische Bartholomäuskirche hat im Laufe der Zeit eine faszinierende Transformation durchlaufen und steht heute als hessisches Kulturdenkmal. Sie verkörpert nicht nur sakrale Geschichte, sondern auch den Wandel der Architektur und Kultur über die Jahrhunderte hinweg.

„Fröchliche“ Tradition

Einmal im Jahr erstrahlt Zeilsheim in sattem Grün beim fröhlichen Froschbrunnenfest. Dieses einzigartige Fest zelebriert das markante Wahrzeichen der Region – den Froschbrunnen mit seinem imposanten Steinfrosch. Die Liebe zu diesen faszinierenden Amphibien hat tiefere Wurzeln als man denkt. Der Begriff „Froschbrunnen“ hält die Erinnerung an einen ehemaligen Löschteich wach, der einst an den Geräteraum der Freiwilligen Feuerwehr grenzte. In diesem Teich fühlten sich besonders kleine Amphibien heimisch, die mit ihrem nächtlichen Konzert die Anwohner regelmäßig an den Rand des Wahnsinns trieben. Das anhaltende Froschkonzert machte eine drastische Entscheidung notwendig, und der Teich musste weichen. Was jedoch bleibt, sind der bezaubernde Froschbrunnen und das alljährliche Froschbrunnenfest.

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