HARHEIM (BG) Der nördliche Vorort Frankfurts erzählt von einer bewegten Vergangenheit und einer starken Verbundenheit seiner Bewohner mit ihrem Stadtteil. Harheim wurde 1972 gegen seinen Willen in Frankfurt eingemeindet, doch die Einwohner ließen sich ihre Liebe zu ihrer Gemeinschaft nicht nehmen. Heute präsentiert sich Harheim als charmantes Dorf, das sich inmitten der hektischen Mainmetropole behauptet. Die gepflegten Rasenflächen vor den Fachwerkhäusern und die umliegende Naturkulisse schaffen eine wunderbare Atmosphäre der Ruhe und Gemütlichkeit. Die Naherholungsgebiete rund um die „Kleinstadt“ laden zum Entspannen ein. Doch es ist vor allem das vielfältige Vereinsleben, das Harheim auszeichnet. Mit einer Vielzahl von Vereinen und engagierten Mitgliedern entwickelt sich hier eine einzigartige Gemeinschaft. Umgeben von Feldern, Landwirtschaft und Streuobstwiesen hat Harheim seinen dörflichen Charakter bewahrt. Die Nähe zum Niddaufer und dem Harheimer Ried bietet zudem zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und Naturerkundung. In Harheim findet man ein Stück Idylle inmitten der Großstadt.
Naturschutzgebiet Harheimer Ried
Ein Naturparadies inmitten der Stadt. Am östlichen Rand des Stadtteils, nahe der Grenze zu Bad Vilbel, erstreckt sich dieses Naturschutzgebiet. Als Teil des Frankfurter Grüngürtels bietet es seltenen Tieren und Pflanzen einen geschützten Lebensraum. Grüne Wiesen erstrahlen mit gelben Sumpfdotterblumen, während Seggen und Binsen sanft im Wind wiegen. Hier finden Flussregenpfeifer, Schwalbenschwanz und Neuntöter ein Zuhause. Doch Vorsicht: In diesem Schutzgebiet sind Hunde an der Leine zu führen und die Wiesen dürfen nicht betreten werden, um die Brutstätten der Vögel zu schützen. Das Harheimer Ried ist eine Oase der Ruhe und Schönheit, die Naturfreunde begeistert und verzaubert.
Kleine Marienkapelle
Versteckt in der malerischen Eschbachaue liegt die kleine Marienkapelle, deren Anblick jeden Besucher in ihren Bann zieht. Unter dem Schatten uralter Bäume erhebt sich die Kapelle mit ihrer Statue der Mutter Jesu. Bereits im Jahr 1763 erbaut, bleibt die Herkunft dieses besonderen Ortes bis heute ein Rätsel. Die Bürgerin Anna Maria Baltes stiftete damals diesen kleinen Wallfahrtsort im Herzen Harheims. Vermutungen über den Grund ihrer großzügigen Spende ranken sich um eine mysteriöse Epidemie, die um 1760 das Dorf Harheim heimsuchte. Während viele von Krankheit und Leid gezeichnet wurden, blieb Anna Maria Baltes unversehrt. Aus Dankbarkeit für ihre Verschonung ließ sie die Marienkapelle errichten, die seitdem Menschen aller Generationen mit ihrem Zauber und ihrer spirituellen Atmosphäre verzaubert.
Grenzsteingarten
Grenzsteine dienen als markante Kennzeichnungen von Flurstücksgrenzen. Sie werden sichtbar, aber dennoch bodenbündig an den Grenzpunkten platziert. Heimathistoriker und Sammler erfreuen sich besonders an diesen Steinen, die Einblicke in die Vergangenheit gewähren. Um Diebstähle durch Sammler zu verhindern, beschloss der Kulturverein im Jahr 1986 die Errichtung eines „Grenzsteingartens“. Dieser befindet sich unmittelbar hinter der idyllischen Marienkapelle. Jeder Grenzstein in der Sammlung erhält dabei einen Paten. Bereits seit 1991 trägt der Verein Informationen über Grenzsteine zusammen. In den 90er Jahren verloren diese Steine zunehmend an Bedeutung und wurden durch neue Verfahren ersetzt. Der „Grenzsteingarten“ ist somit nicht nur ein Ort der Bewahrung von historischen Zeugnissen, sondern auch ein Symbol für den Fortschritt in der Vermessungstechnologie.
Die alten Wegkreuze
An den ehemaligen Grenzen Harheims finden sich heute noch Wegkreuze. Sie sind inzwischen 200 bis 250 Jahre alt. Die einstigen Ortsausgänge Harheims befinden sich heute noch auf dem Harheimer Friedhof, eines an der Straße „Zur Untermühle“ und eines an der „Hermannspforte“.
Evangelische Friedenskirche
Die historische Evangelische Friedenskirche, ein bedeutendes Kulturdenkmal, beeindruckt mit ihrem markanten äußeren Erscheinungsbild. Die roten Backsteingefache und die quadratische Aufteilung prägen das Kirchenensemble, einschließlich des glockenturmähnlichen Gebäudes. Im Inneren faszinieren die schönen Backsteinwände, aber auch eine einzigartige Taufschale in Form einer Taube, gestaltet von Erwin Heerich. Neben der Kirche erstreckt sich eine zweigeschossige Wohnbebauung, die das Ensemble harmonisch ergänzt. Dieses architektonische Juwel zieht Besucher mit seiner einzigartigen Ausstrahlung und historischen Bedeutung in seinen Bann.
Niddaufer und nördliche Nidda-Auen
Das idyllische Niddaufer und die nördlichen Nidda-Auen bieten perfekte Möglichkeiten für entspannte Spaziergänge und Fahrradtouren. Während der nördliche Uferweg rustikale Feldwege zwischen Harheim und Bonames bietet, ist der südliche Abschnitt hingegen ausgebaut und ideal für Radfahrer. Doch das Niddaufer ist nicht nur für Radler attraktiv – auch Jogger, Skater und Angler schätzen diesen Erholungsraum. Direkt am GrünGürtel-Radweg gelegen, lädt die Seniorenfitnessanlage in der Riedhalsstraße zu körperlicher Betätigung ein. Hier kommt jeder auf seine Kosten und kann die Natur in vollen Zügen genießen.
Gefallenendenkmal und Kriegerehrenmal
Inmitten einer grünen Oase neben dem Friedhof erhebt sich ein eindrucksvolles Denkmal, das an beide Weltkriege erinnert. Eine halbrunde Betonmauer mit einem eingravierten Schriftzug bildet den Hintergrund für eine abstrakt gestaltete Bronzeskulptur eines nackten Mannes auf einem steinernen Sockel. Der Künstler und das genaue Datum der Errichtung bleiben jedoch im Verborgenen. Ebenso in der Nähe des Friedhofs steht das Kriegerehrendenkmal in Form eines steinernen Obelisken, dessen Inschrift die Namen der gefallenen Soldaten auflistet.
Frankfurts letzte Schweineschlachterei
Alfred Quirin übernahm 1972 den Betrieb seines Vaters und baute die Schweinezucht kontinuierlich aus. Mit beachtlichen Erfolgen auf nationaler Ebene etablierte er sich als Züchter. Um seine Familie finanziell zu unterstützen, begann er zusätzlich mit Hausschlachtungen und eröffnete 1986 sein eigenes Geschäft zur Selbstvermarktung. Mit Spezialitäten wie Schinken, geräucherter Blutwurst und hausgemachter Leberwurst eroberte er schnell die Wochenmärkte in Frankfurt. Mit dem Ausbau des Betriebs, inklusive Verkaufswagen und Schlachthaus, stärkte die Unterstützung der Familie sein Unternehmen. Heute produziert die Metzgerei Quirin ihre Fleisch- und Wurstwaren ausschließlich aus eigener Schlachtung und ist bekannt für ihre Qualität. Neben den Wochenmärkten ist die Metzgerei auch mit einem „Hofverkauf“ in Harheim präsent und beliefert die heimische Region. Die Landmetzgerei Quirin hat sich dank ihres Engagements und ihrer Spezialitäten einen festen Platz in der Region erobert.
BU1: Die besondere geradlinige Form der Kirche fällt direkt ins Auge. (Foto Karsten Ratzke)
BU2: Die Landmetzgerei Quirin befindet sich in einem wunderschönen Fachwerkhaus.
BU3: Die kleine Marienkapelle und der dahinterliegende Grenzsteingarten befinden sich in der Eschbachaue.
BU4: Das Harheimer Kriegerehrenmal ( Foto: Karsten Ratzke)
Fotos 2 & 3: BT
BU5: Mündung des Eschbachs in die Nidda bei Frankfurt-Harheim Foto: ©MdE – CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)