OBERRAD | Der Stadtteil Oberrad ist als „Gärtnerdorf“ bekannt, befindet sich südlich des Mains, vier Kilometer von der Frankfurter Innenstadt entfernt, und gehört seit dem 1. Juli 1900 zu Frankfurt am Main. Gewächshäuser und Felder der lokalen Gärtnereibetriebe prägen das Bild des Stadtteils, welches hauptsächlich aus modernen Nachkriegsbauten besteht, da es im Zweiten Weltkrieg zu 90 Prozent zerstört wurde. Oberrad ist von Sachsenhausen, dem Stadtwald und dem Offenbacher Stadtteil Kaiserlei umgeben und zeigt eine Kombination aus Hochhäusern und ruhigen Wohnlagen am Nordhang des Stadtwaldes.. Dadurch, dass der Stadtteil ein wenig weiter außerhalb gelegen ist, hat man außerdem immer einen tollen Blick auf die Frankfurter Skyline. Oberrad gehört zu den grünen Vororten Frankfurts, die einen dörflichen Charme bewahrt haben. Es ist gut erreichbar mit Straßenbahnlinien 15, 16 und 18 und Buslinien 81 und 82. Ein Besuch lohnt sich besonders für alle, die eine grüne Oase inmitten der Stadt schätzen.

Das Grüne-Soße-Denkmal

Frankfurt am Main ist bekannt für seine Grüne Soße, ein köstliches Nationalgericht, das aus sieben verschiedenen Kräutern besteht. Um diesem Gericht Tribut zu zollen, steht seit 2007 ein besonderes Denkmal in Oberrad, dem „Gärtnerdorf“, das für seine reichen Kräuterfelder bekannt ist. Das Grüne-Soße-Denkmal besteht aus sieben kleinen Gewächshäusern, die den Namen eines der sieben Kräuter tragen. Die Gewächshäuser sind keine echten, sondern lediglich nachempfunden und ihre durchsichtigen Flächen bestehen aus Polycarbonat in unterschiedlichen Grüntönen. Obwohl sie keinen Anbau beherbergen, stehen sie symbolisch für die Kräuter, die auf den umliegenden Feldern wachsen und für die Grüne Soße verwendet werden. Das Denkmal ist etwas ganz Besonderes, da es das einzige in Deutschland ist, das einem Regionalgericht gewidmet ist. Es wurde von der Ludwigsburgerin Olga Schulz entworfen, die während ihrer Studienzeit an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main Geschmack bewiesen hat, indem sie dem Frankfurter seiner Lieblingssoße ein Denkmal widmete.Besonders wird es auch hier zur Luminale in Frankfurt: Dann leuchten die Häuschen in der Dunkelheit in verschiedenen Grüntönen und funkeln wie Smaragde am Abendhimmel.

Das Ruderdorf – ein beliebter Treffpunkt für Wassersport-Enthusiasten und Feinschmecker

Die Frankfurter Rudergesellschaft in Oberrad ist so populär, dass man das Gebiet am Mainufer unter Frankfurtern schlicht „das Ruderdorf“ nennt. Es ist eine Institution für Wassersportfans. Hier findet sich nicht nur die Ruder-Gesellschaft Oberrad, sondern auch der Ruder-Club sowie die Frankfurter Rudergesellschaft Sachsenhausen. Doch das Areal mit dem einzigartigen und wunderschönen Mainblick, ist inzwischen auch für eine Vielzahl von Feinschmeckern und Nachtschwärmern interessant. Direkt am „Rudersteg Rudererdorf“ auf der Südseite des Mains gelegen reihen sich einige gastronomisch-gutbürgerliche Perlen an der Wasserlinie auf. Die „Borussia“, das „Main Curry House“ und der „Paulaner Platzhirsch am Main“ kredenzen für jeden Geschmack das passende Gericht. In Letzterem lässt es sich unter großen Bäumen und weißem Kieselboden sitzen wie im Paulaner Biergarten in München – aber eben mit einem Frankfurter Twist. München trifft Frankfurt, das merkt man auch auf der Speisekarte, wenn man sich zum Frankfurter Schnitzel mit Grüner Soße einen Maßkrug Helles gönnt. Tipp: zur Dämmerung einen schönen Tisch im Außenbereich reservieren und einen der schönsten unverbauten Blicke auf die Frankfurter Skyline genießen (inklusive Blick auf die spannende Architektur der Europäischen Zentralbank)!

Architektur in Oberrad: Die Tellersiedlung

Die Ortsansicht ist eine Mischung aus verschiedenen Siedlungstypen. Eine ganz typische ist die Tellersiedlung. Der Name verwundert, da Oberrad auf den ersten Blick recht wenig mit Tellern zu tun hat. Der Name entstand recht unkreativ aus dem Straßennamen „Im Teller“. Auch diese Siedlung ist den Gärtnereien und dem Gemüseanbau gewidmet. Einst war es eine Mustersiedlung, die von Ernst May entworfen wurde. In den Jahren um 1920 entstanden in Frankfurt immer wieder Mustersiedlungen, die neue Konzepte in den Frankfurter Wohnraum bringen sollten. Entlang der Straße entstanden so zehn Doppelhäuser mit jeweils zwei Geschossen. Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks findet sich jeweils ein Gewächshaus.

Waldspielplatz Scheerwald

In Laufnähe zum beliebten und am Wochenende gerne auch mal überfüllten Waldspielplatz Goetheturm befindet sich sein „ruhigerer Bruder“ Scheerwald. Hier darf nach Herzenslust auf den fest installierten Grillbereichen gegrillt werden (unbedingt schon vormittags kommen, an schönen Tagen am Wochenende sind die Plätze schnell belegt), während die Kinder auf der großen Fahrradbahn mit Rollern, Skateboards oder Fahrrädern ihre Runden drehen. Gerade für die ersten Fahrversuche ohne Stützräder ist diese Bahn besonders geeignet. Nebenan lädt die Minigolfanlage zum Einputten ein. Ein kleiner und sehr freundlicher Gastronomiebetrieb bietet neben den gängigen Naschtüten und Getränken einen sehr leckeren griechischen Eiskaffee „Frappé“ mit Kugel Vanilleeis an. Da der Scheerwald zu einem großen Teil bewaldet ist, kann man es hier auch im Hochsommer problemlos aushalten. Mit etwas Glück hat dann sogar die Wasserspielanlage geöffnet, die mit ständig wechselnden Wasserspielen Spaß für alle Altersklassen bringt. Mehrere Schaukeln, Klettertürme und Spielgeräte runden das Angebot für die ganze Familie ab!

Die Gerbermühle (RESTAURANT-TIPP)

Die historische Gerbermühle ist mittlerweile ein bekanntes Restaurant- und Hotelgebäude, das direkt am Main gelegen ist. Die Wurzeln des Gebäudes gehen auf das 14. Jahrhundert zurück, als es noch eine Getreidemühle war. Mit der Zeit wurde es zur Gerberei umfunktioniert und galt als wichtiger Bestandteil der Geschichte des Handwerks. Doch es war vor allem durch die Verbindung mit der Literatur, die die Gerbermühle zu einem hessischen Kulturdenkmal machte. Sie war einst im Besitz des Bankiers und Kaufmanns Johann Jakob Willemer, der im Jahr 1815 den berühmten Dichter Johann Wolfgang von Goethe beherbergte, als dieser seinen 66. Geburtstag feierte. Es wird sogar behauptet, dass Goethe in seiner Tragödie „Faust I“ auf die Gerbermühle Bezug nimmt. Eine Gedenktafel erinnert an die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Mühle und an die historischen Besuche von Goethe. Die Gerbermühle ist heute ein beliebtes Ziel für Touristen, die durch die restaurierte Anlage spazieren und einen gemütlichen Abend in dem hochwertigen Restaurant verbringen können.

Oberräder Heimatmuseum (Freizeit-TIPP)

Das Heimatmuseum von Oberrad bietet einen Einblick in die Geschichte und Kultur des Gärtnerdorfes. Besucher können hier eine beeindruckende Sammlung historischer Gartengeräte und Arbeitsutensilien bewundern, sowie einzigartige Fotos und Dokumente aus dem 19. Jahrhundert entdecken. Das Museum präsentiert auch Informationen zu den mehr als 60 Vereinen und über 40 Gastronomiebetrieben in Oberrad, sowie zahlreiche Sonderausstellungen, wie die Zerstörung des Stadtteils im Zweiten Weltkrieg und die Werke der Heimatmalerin Philippine Schulz.

(Text: BG / Titelfoto: visitfrankfurt)

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