RÖMER | Frankfurt hat gewählt und mit Mike Josef von der SPD einen neuen Oberbürgermeister. In einem spannenden Kopf an Kopf Rennen konnte sich Josef mit nur etwa 6.000 Stimmen Unterschied gegen CDU-Mann Uwe Becker durchsetzen.

Als erstes tauchte der Wahlverlierer, begleitet von Fraktionsmitgliedern und Hessens Ministerpräsident Boris Rhein im Römer auf. Trotz der knappen Wahlniederlage behielt Becker die Fassung. „Ich hätte mir heute ein anderes Ergebnis gewünscht, aber unterm Strich sind 48 Prozent ein gutes Ergebnis und der Beweis, dass die Menschen in Frankfurt auch der CDU etwas zutrauen,“ so Becker. Nach minutenlangem Applaus aus den eigenen Reihen erklärte der Frankfurter Christdemokrat: „Ich werde Frankfurt zwar nicht als Oberbürgermeister, aber weiter in anderer Weise dienen. Ich bleibe in der Landespolitik und versuche von Wiesbaden aus das Beste für Hessen und auch für Frankfurt rauszuholen.“ Auch für seinen Kontrahenten hatte Becker lobende Worte: „Er (Anm. d. Red. Mike Josef) ist ein ordentlicher Kerl und ich traue ihm das Oberbürgermeisteramt zu. Menschlich und persönlich verstehen wir uns gut und deswegen haben wir untereinander ausgemacht, dass wir fair miteinander umgehen. Ich wünsche Mike Josef jetzt alles Gute und das Beste für Frankfurt,“ so Becker anerkennend.

Mike Josef hat die Stichwahl gewonnen und ist Frankfurts neuer Oberbürgermeister.

Wenige Minuten später war dann auch der Sieger da. Unter tosendem Applaus und mit breitem Lächeln marschierte Mike Josef mit Frau Chrisovalandou in den Römer. Er hatte sich mit rund 52 Prozent der abgegebenen Stimmen in der knappsten Stichwahl der Stadtgeschichte durchgesetzt und will das ihm entgegengebrachte Vertrauen der Wählerinnen und Wähler jetzt zurückzahlen. Lauter Jubel, „Mike“-Rufe und Applaus übertönen die ersten Sätze von Frankfurts neuem Oberbürgermeister. Sichtlich erleichtert erklärt Josef, dass er sich auf ein knappes Rennen eingestellt habe und er jetzt vor allem dankbar ist, dass die Mehrheit der Frankfurter für ihn gestimmt habe. „Ich bin wirklich überwältigt, dass das jetzt so ausgegangen ist und es ist mir wirklich eine Ehre gemeinsam mit der Stadtregierung – von der ich weiß, dass sie Potenzial hat – die Stadt voran zu bringen. Es wird hier keine One Man Show mehr geben, wir werden im Team alles für Frankfurt geben.“ Jetzt wolle er seine Wahlkampfthemen angehen und sich um die Sauberkeit in der Stadt, Klimaneutralität, sozialen Wohnraum und um das lange vernachlässigte Bahnhofsviertel kümmern, betonte Josef, der trotz vieler Gratulanten als erstes im Römer Kontrahent Uwe Becker suchte, um sich bei ihm für einen stets fairen Wahlkampf zu bedanken.

Anschließend wurde ausgelassen und bis spät in die Nacht gefeiert. Bei der Wahlparty im AMP an der Gallusanlage wurde der neue OB von Freunden, Genossen und Wegbegleitern frenetisch hoch leben lassen. „Ich hätte meine Geschichte nie woanders schreiben können als in dieser bunten und vielfältigen Stadt.“ Dankbar und demütig und sichtlich ergriffen bekräftigte Josef: „Wir machen Frankfurt wieder zu einer stolzen Stadt, in der jeder seine Chance bekommt!“

Mike Josef ist 40, verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Geboren wurde er in Qamischli in Syrien, von wo seine Familie bereits 1987 floh. Bislang war der Sozialdemokrat Dezernent für Planen, Wohnen und Sport in der Römerregierung. Am 12. Mai wird Josef offiziell vereidigt. Für ihn und für Frankfurt steht ein neues Kapitel an: Mike Josef wird der 20. Frankfurter Oberbürgermeister seit 1868 und als erstes gewählte Stadtoberhaupt mit Migrationshintergrund in die Stadtgeschichte eingehen.

Der neue Oberbürgermeister Mike Josef wird sich für die Zukunft der Stadt stark machen.

(Text: ST / Foto: BT)

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