Priv.-Doz. Dr. Paul Weigl rät:

Die sogenannten Weisheitszähne sind den meisten bekannt – entweder, weil man sie entfernt bekommen hat oder weil sie statt Weisheit nur Schmerzen verursachen. Vorab erst einmal eine Begriffsdefinition: Als Weisheitszahn wird der letzte und damit dritte oder „hinterste“ Backenzahn bezeichnet, oder in der Fachsprache der 3. Molar. Der Zahnbogen schließt mit diesem Backenzahn jeweils links und rechts ab, also pro Kiefer zwei, in Folge insgesamt 4 Stück. Sie brechen als letzte Zähne durch – und dies kann gegebenenfalls schmerzhaft sein, oder sie können nicht durchbrechen weil sie quer im Knochen liegen. In diesem Fall können sie sogar die Zahnwurzel des Nachbarzahnes auflösen (resorbieren) und damit Schaden anrichten. Vor allem im Unterkiefer bestehen nach dem Zahndurchbruch tiefe Taschen in dem sich Speisereste verfangen können – und dann zu einer erheblichen und schmerzhaften Entzündung führen, die teilweise auch die Mundöffnung stark einschränkt. Wenn man das alles in der Zahnarztpraxis hört stimmt man sicher gerne einer Entfernung (Extraktion) zu. Aber es sprechen auch viele Gründe gegen eine Entfernung: Dieser Weisheitszahn kommt spät in die Mundhöhle und ist damit meist kariesfrei. Und da wir heute alle eine gute Aussicht haben ein sehr hohes Alter zu erreichen sind wir Zahnärzte*innen froh, diesen hintersten Zahn z.B. noch als Pfeiler für eine Brücke nutzen zu können. Damit kann eine Prothese vermieden werden, denn nicht alle Patienten*innen können ein Implantat aufgrund zu wenig Knochen erhalten oder es sich einfach nicht leisten. Daher ist eine gleich strenge Indikation erforderlich wie bei anderen Zähnen, die eine Extraktion medizinisch rechtfertigt. Mit anderen Worten, bricht ein Weisheitszahn durch und zeigt keine Probleme existiert überhaupt kein Grund diesen zu entfernen. Und die Vermutung dass Weisheitszähne aufgrund von Platzmangel die unteren Frontzähne zusammenschieben und verschachtelte, ästhetisch unschön wirkenden Zahnstellungen verursachen, hat sich als falsch erwiesen – aber die bestehende Plausibilität lässt diese Märchen noch lange existieren ….

Mein Rat: Lassen sie eine exakte Diagnose Ihrer Weisheitszähne durchführen und nur bei einer begründeten Indikation diese entfernen. Alles andere ist abzulehnen.

 

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