BERKERSHEIM (AS) Der im Nordosten Frankfurts gelegene Stadtteil Berkersheim ist erst seit 1910 Teil der Stadt und besonders durch seinen, für die Großstadt untypischen, dörflichen Charakter bekannt. Auf dem Nordhang des Berger Rücken, auf welchem Berkersheim liegt, lassen sich viele Streuobstwiesen finden – insbesondere Apfelbäume, aus deren Äpfeln Wein hergestellt wird. Neben diesem wird im Stadtteil auch Mineralwasser abgefüllt, das aus der Azur-Quelle geschöpft wird. Aber Berkersheim hat noch mehr zu bieten.

Historie

Im Jahr 795 wurde der Ortsteil, der damals noch „Berchgisisheim“ hieß, erstmals urkundlich erwähnt. Lange Zeit stand er zwischen zwei Fronten: Im 15. Jahrhundert stritten Hanau und Frankfurt nämlich um angrenzende Dörfer, darunter auch Berkersheim. Nachdem sich die beiden Städte im Jahr 1481 einigten und Berkersheim nun den Grafen von Hanau gehörte, gaben diese das Dorf als Lehen gleich weiter an die Schelme von Bergen. Doch auch danach war das Leben hier nicht einfacher. Im Dreißigjährigen Krieg brannte der Ortsteil fast komplett nieder. Erst mit dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Richard III., kam der Frieden.
Mit dem Frieden kam auch die Ruhe. Lange Zeit wurde Berkersheim sich selbst überlassen. Erst 1910, als es Teil von Frankfurt wurde, kehrte das Leben zurück. Nun wurde der Ortsteil an das Straßenbahnnetz und die Kanalisation angeschlossen – endlich konnte man auch hier Toilletten benutzen.

Die evangelische Michaeliskirche

Die evangelische Michaeliskirche steht hier bereits seit über 200 Jahren. Foto: TL

Der damals amtierende Vikar Christ erbaute zwischen 1766 und 1767 die evangelische Michaeliskirche. Mehr als 160 Jahre später, im Jahr 1929, wurde sie dann nach dem Erzengel Michael benannt. Heute liegt die Kirche am südwestlichen Ortsrand in der Straße „Am Herrenhof“. Um den Opfern des Zweiten Weltkriegs zu gedenken, wurde in den 50er-Jahren eine Tür in der Südwand zugemauert. In der entstandenen Nische sollte der Kriegstoten gedacht werden. Doch auch heute ist die Kirche ein wichtiger Standort für viele Berkersheimer. Nicht nur, dass viele von ihnen regelmäßig den Gottesdienst besuchen, die Gemeinde verfügt auch über eine eigene KiTa und einen Förderverein.

Die Berkersheimer Kerb

Besonders aktiv ist der Förderverein, wenn es zur Berkersheimer Kerb kommt, die jährlich am letzten September-Wochenende gefeiert wird. Sie wird so ausgiebig und fröhlich gefeiert, dass sie auch über Frankfurts Stadtgrenzen hinaus bekannt ist und jährlich Besucher von außerhalb anlockt. Durch die weiterhin bestehenden Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, fanden die letzten Treffen des Vereins jedoch nur digital statt.

Das Theater Lempenfieber

Seit November 2011 hat Berkersheim sein eigenes freies Theater, das den Namen „Theater Lempenfieber“ trägt. Dieser Name ist an die Apfelweinwirtschaft „Zum Lemp“ angelehnt, in deren historischem Saal das Theater seinen Spielort gefunden hat und der bis zu 85 Gäste fassen kann. Das dortige Programm besteht zum Großteil aus verschiedensten komödiantischen und kabarettistischen Eigenproduktionen mit professionellen Schauspielern aus der Region. Geleitet wird das Theater und die Produktionen von Sven Eric Panitz und Sabine Koch. Das aktuell gegebene Stück trägt den Namen „Vier Zimmer Küche Leiche“ und dreht sich um ein Paar, das sogar über Leichen geht, um an bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu gelangen.

Sehenswertes für Pferdefreunde

Berkersheim ist die wohl dörflichste Ortschaft in Frankfurt – hier kennt jeder jeden. Da wirkt es wenig überraschend, dass sich in dem beschaulichen Stadtteil viele Reithöfe finden lassen. Vor 15 Jahren noch zogen die örtlichen Pferdetuniere jede Menge Besucher an. Das hat sich jedoch gewandelt, die Prioritäten verschoben. Nun kann man selbst mit den Tieren in Kontakt kommen. Wer aktiv reiten möchte, ist hier also genau richtig! Etliche der in Berkersheim ansässigen Reithöfe bieten Lernstunden für Spring- und Kunstreiten, Dressur oder Trab- und Galopprennen an. Man lernt die Grundlagen, um sicher und richtig mit den großen Vierbeinern umzugehen und sie zu pflegen. Zusätzlich bietet fast jeder Reiterhof nicht nur Schulpferde zur Ausbildung an, sondern auch Plätze in den Reitställen, um Privatpersonen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Pferde dort unterzubringen. Viele Frankfurter aus anderen Stadtteilen nutzen diese Möglichkeit, um ihren Tieren ein besonders schönes Leben im Grünen zu ermöglichen. Ebenfalls interessant, auch für Touristen, dürfte die hiesige Pferdepension sein, die Berkersheim zu bieten hat.

Die wohl schönste Sehenswürdigkeit – die Aussicht

Berkersheim verfügt über eine großartige Aussicht. Ist das Wetter gut, kann man vom Hang des Ortes aus das ganze Tal überblicken, manchmal sogar bis in den Taunus. Von der Straße „Im Klingenfeld“ hat man ganz besonders gute Cancen darauf. Während am Anfang der Straße noch viele Villen stehen so kann man ein paar Meter weiter die ganze Umgebung überblicken. Zwar ist die Straße aufgrund des jährlich den Hang hinunterrutschenden Asphalts als Durchgangsweg gesperrt, doch die Aussicht macht einen Besuch trotzdem lohnenswert. Aber auch sonst liegt der Ortsteil herrlich nahe an der Natur. Im Norden fließt gemächlich die Nidda und trifft sich dort mit dem Eschbach, der aus Hartheim kommt. Aufgrund der auch am Ufer vorhandenen wunderbaren Aussicht, trifft man hier auf viele Spaziergänger, Radler und Jogger, welche die Ruhe des Stadtteils nutzen.

Berkersheim überzeugt als Frankfurter Stadtteil mit seinem rustikalen Charme, den großen Grünflächen, seiner Ruhe und dem erholsamen Ausblick, den viele Frankfurter nach ihren Feierabenden und in ihrer Freizeit nutzen, um sich zu entspannen und dem Großstadttrubel zu entkommen.

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