HÖCHST (TL) Frankfurt-Höchst hat weltweite Bekanntheit durch die Höchst AG erzielt, doch Höchst ist viel mehr als Industrie. Als ältester Stadtteil in Frankfurt ist Höchst vor allem historisch relevant. Der Stadtteil beheimatet zahlreiche viele gut erhaltene Gebäude aus früheren Zeiten, welche die Altstadt zu einer ganz besonderen Attraktion machen. Die winkeligen Gassen sowie die altersgrauen Mauern zeigen jedem, dass es sich hierbei um einen Stadtteil mit ereignisreicher Vergangenheit handelt. Trotz der schrecklichen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden in Höchst viele Bauten und Häuser erhalten. Früher war Höchst eine eigenständige Stadt und wurde erst spät Frankfurt eingegliedert.

Das älteste Gebäude Frankfurts: die karolingische Justinuskirche

Die karolingische Justinuskirche ist das älteste erhaltene Gebäude in Frankfurt aus der Zeit nach 830. Der Altarraum entstand 1441. Es handelt sich um eine dreischiffige Basilika. Die Geschichte der Kirche hängt eng mit der Historie der Stadt Höchst zusammen. Die riesige Kirche sollte als Machtsymbol gegen den Königshof in Frankfurt stehen. Sie war für die Siedlung in Höchst eigentlich viel zu groß und überragte die Dächer um sie herum.

Die Kirche ist ausgestattet mit einem barocken Hochaltar, der 1726 durch den ehemaligen Hochaltar aus dem 15. Jahrhundert ersetzt worden ist. Der prunkvolle Altar mit seiner typisch barocken Schauarchitektur beeindruckt Besucher jeden Alters. Ein über vier Meter hohes Gemälde findet sich mittig im Altar. Dieses zeigt die Kreuzigungsszene Jesu in einem vergoldeten Rahmen. Weiter zieren mehrere Figuren den aufwendigen Gnadentisch.

Heute wird die Justinuskirche lediglich als „Sommerkirche“ genutzt. Sie ist auch ein beliebter Ort für Hochzeiten, da sie sich durch die vielen vergoldeten Elemente und die große Konzertorgel perfekt für solche Anlässe eignet. Als katholische Pfarrkirche hingegen steht heute in Höchst die neuromanische Josefskirche zur Verfügung.

Die Hoechst AG

Die Höchst AG hat es geschafft den Frankfurter Stadtteil Höchst auf der ganzen Welt bekannt zu machen. Der Konzern gehört auch heute noch zu einem der drei größten Chemie- und Pharmakonzerne Deutschlands. 1863 gründeten drei Frankfurter die Firma, jedoch nicht in Frankfurt. Stattdessen entschieden sie sich für das Herzogtum Nassau. Hier wurde im Gegensatz zum industriefeindlichen Frankfurt, die Ansiedlung von Industriegebieten gefördert. Zunächst stellte die Firma kostengünstige Teerfarben her und konnte so als erste Firma weltweit einen grünen Farbstoff entwickeln, der bei Gaslicht seinen Farbton behielt. Während des Ersten Weltkrieges kam es zu großen Einschnitten der Firmengeschichte. Patente und Warenzeichen wurden enteignet. Auch musste das Stammwerk während des Weltkrieges die Produktion auf Kriegsmaterialien umstellen.

1925 schloss sich die Höchst AG durch eine Fusion der I.G. Farbenindustrie AG an. Dies hatte jedoch auch zur Folge, dass zur Zeit des Nationalsozialismus die Gleichschaltung der I.G. Farben auch auf die Höchst AG umschlug. Alle jüdischen Mitarbeiter mussten zwischen 1933 und 1938 das Werk verlassen. Auch die jüdischen Aufsichtsratsmitglieder wurden aus ihren Ämtern vertrieben. Zahlreiche Mitarbeiter wurden in den Kriegsdienst eingezogen und durch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ersetzt. Die Kriegsereignisse zogen das Werk kaum in Mitleidenschaft. 1951 kam es zur Entflechtung der I.G. Farbenindustrie AG und der anschließenden Neugründung. Dafür wurde ein neues Firmenemblem bestehend aus Turm und Brücke entworfen, das heute noch genutzt wird.

Seitdem vervielfachte sich der Umsatz der Farbwerke Höchst. Es wurden neue Produktionsstätten geschaffen sowie eine Vielzahl neuer Waren. Zum hundertjährigen Jubiläum 1963 ließen die Farbwerke Höchst die Jahrhunderthalle in Frankfurt errichten.

Seit 1974 heißen die Farbwerke Höchst nur noch Höchst Aktiengesellschaft. Neben dem Stammwerk in Höchst gibt es inzwischen auch 14 weitere Werke die als Betriebsstätten dazugehören.

Höchster Schloß

Das Höchster Schloß beeindruckt, sobald man die ersten Schritte durch Höchst unternimmt. Schon aus der Ferne kann man dieses imposante Gebäude sehen. Es besticht durch seinen vielfältigen Anbau aus verschiedenen Epochen der Zeit und vergrößerte sich auch später noch.

Vom ursprünglichen Höchster Schloß ist nur noch der alte Bergfried aus dem 14. Jahrhundert übriggeblieben. Dieser im gotischen Stil errichtete Bergfried wurde 1681 dann mit einer barocken Haube versehen, wodurch das Schloss seine Einzigartigkeit erhielt.

Beim „Neuen Schloß“ handelt es sich um einen nicht gut dokumentierten Anbau. Der Bau stammt wohl aus dem späten 16. Jahrhundert. Das Schloss ging durch viele Hände bis es 2002 lediglich für einen geringen Preis, mehr als Symbolik gedacht, an die Deutsche Denkmalstiftung überging. Seitdem wurde es stufenweise saniert und zum Heimatmuseum für Frankfurt-Höchst umgebaut.

Schloßfest

Auf das Höchster Schloßfest freut sich jedes Jahr der gesamte Stadtteil. Mit einer Dauer von vier Wochen kann der Stadtteil lange feiern. Beim Fest haben die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit das Schloss in ihrem Stadtteil näher kennenzulernen. Besuche von außerhalb sind nicht nur gewollt, sondern auch erwünscht. Höhepunkte des Festes sind das Altstadtfest, zahlreiche Freiluftkonzerte sowie die Kerb am Mainufer. Weiter bietet das Schloßfest tolle Orgelkonzerte in der Justinuskirche.

Ausklang bildet das Fest durch ein großes Feuerwerk direkt über dem Main. Jedes Jahr werden die Höchster mit dem Schloßfest-Heft über das Programm auf dem Laufenden gehalten. Alle Ausgaben seit 1957 wurden gesammelt und stehen online unter www.schloss-fest.de zur Einsicht.

Die Eingemeindung Höchsts – offiziell ein Teil von Frankfurt

Höchst bekam zwar früh das Stadtrecht, doch damit Höchst endlich Teil von Frankfurt werden konnte, musste ein Eingemeidungsvertrag her. Ursprünglich sah dieser eine große Autonomie der Stadt vor. Ein eigener Haushalt und die Unabhängigkeit als eigener Verwaltungsbezirk handeln zu können, waren die eigentlichen Ziele der Verwaltung Höchst. Es waren Vorhaben geplant wie der Bau einer Brücke über den Main sowie die Straßenbahnanbindung Höchsts an Frankfurt.

Doch durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden diese Bauvorhaben dann erst einmal zur Seite geschoben und stattdessen Höchst zu einem abhängigen Verwaltungsbezirk Frankfurts gemacht. Der Vertrag verschwand bis ungefähr 1950 aus dem Stadtarchiv. Hätte der damalige Frankfurter Oberbürgermeister Walter Kolb nicht seinen Wohnsitz im Bolongaropalast in Höchst gehabt, hätte es bestimmt noch Jahre gedauert bis es zur weiteren Stadtentwicklung Höchsts gekommen wäre. Doch er kam mit dem Unmut der Höchster Bürger in Berührung und initiierte, dass ein Hallenbad sowie die Markthalle endlich wie geplant erbaut wurden.

Die Höchster sind stolz auf ihren Stadtteil und zwar mit Recht. Nicht nur die lange geschichtliche Historie macht Höchst zu einem besonderen Stadtteil, sondern eben auch die Anwohner, die diesen alten Ort mit neuen Leben erfüllen.

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