Walter M. Castillo hat ein Herz für Bornheim

Er ist ein Mann, der seine Finger überall mit im Spiel hat. Kein Wunder, dass Walter M. Castillo so bekannt in Bornheim ist. Er hilft, wo er nur kann. Im Weltladen in Bornheim hat er eine Aufgabe gefunden, die ihn glücklich macht. Doch auch seine weiteren Talente bringt er in Bornheim zum Einsatz. Als Opernsänger (Tenor) gelingt es ihm auch auf der Straße Geld zu sammeln und sie wohltätigen Projekten zukommen zu lassen.

Ursprünglich kam er vor über zehn Jahren von Argentinien nach Deutschland und hat sich nun in den Stadtteil Bornheim verliebt. Doch nicht nur in den Stadtteil, sondern auch in einen der Bewohner hier in Bornheim.

TL: Wie kam es dazu, dass sie im Weltladen in Bornheim helfen?

Durch meinen Mann Stefan bin ich zu der Arbeit gekommen. Vor vielen Jahren hatte ich ein Stipendium gewonnen, um als Opernsänger nach Europa zu gehen und dort eine Ausbildung zum professionellen Opernsänger zu absolvieren. Zuerst bin ich nach Italien und schließlich dann nach Deutschland gekommen. Mein späterer Ehemann meinte damals schon immer zu mir „Deutschland ist das Land der Oper. Du solltest hierbleiben“. Doch mich zog es immer wieder nach Argentinien zurück.

Bis ich eines Tages am Flughafen in Frankfurt-Hahn fest saß. Die Polizei wollte mich nicht einreisen lassen und ich wusste nicht so richtig was ich tun sollte. Man muss ja eine bestimmte Menge Geld nachweisen, um nach Deutschland einreisen zu können. Die hatte ich nicht dabei. Ich habe zwar erklärt, dass ich in Deutschland arbeite und auch mein Freund Deutscher sei, doch sie ließen mich nicht rein. Die Polizisten fragten mich daraufhin was ich beruflich machen würde. Als ich sagte, ich sei Opernsänger, lachten sie nur und baten mich darum, etwas vorzusingen.

Daraufhin sang ich den König der Löwen und es war klar, dass ich nicht gelogen hatte. Der Polizist hat anschließend meinen Freund angerufen und ihm ein paar Fragen gestellt. Als ich diese dann genauso wie er beantwortet hatte, durfte ich einreisen.

Ein paar Jahre später heirateten wir. Stefan Diefenbach ist jedoch nicht nur mein Mann, sondern auch der Geschäftsführer des Weltladens. So kam ich zu dieser ehrenamtlichen Arbeit.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Einsatz im Weltladen am besten?

Meine Aufgaben hier sind vielfältig. Ich sitze nicht nur an der Kasse, sondern sobald Paletten mit Waren ankommen, bin ich dafür verantwortlich die Ware einzuräumen. Ich finde es einfach super spaßig mit vielen Leuten in Kontakt zu kommen. Vor allem trifft man hier viele Menschen mit einem besonders großen Herz.

Auch gefällt mir, dass Weltläden nicht nur den fairen Handel fördern, sondern die Produktionsbedingungen fair sind. Kaffee und Schokolade aus Afrika, die im Supermarkt gekauft wird, ist zumeist nicht in Afrika produziert. Doch bei Schokolade aus unserem Weltladen, wird die ganze Tafel in Afrika produziert. Die Menschen bekommen so die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen und später einen Job außerhalb der Landwirtschaft. So ist es ihnen möglich, beruflich aufzusteigen. Solche Dinge fördert der Weltladen mit dem Verkauf der Produkte.

TL: Wie halten Sie es mit der Transparenz Ihrer Spenden?

Das halte ich ganz unterschiedlich. Soweit ich privat sammele, mich auf die Straße stelle, um Geld damit zu verdienen, behalte ich meine gute Absicht für mich. Ich singe und sammle damit Geld. Natürlich mache ich das mit einer behördlichen Genehmigung. In Deutschland ist es schließlich nicht möglich, sich einfach auf die Straße zu stellen und Geld damit zu verdienen. Die Leute wissen also gar nicht, dass sie nicht nur meine Musik wertschätzen, sondern auch einen Spendenbeitrag für eine gute Sache leisten.

Es gibt aber auch offizielle Projekte, die ich unterstütze. Einige Musiker und ich haben uns zusammengeschlossen, um Musik für Ältere zu machen. Die Aktion heißt „Musik zur Mittagszeit“. Wir machen das für Menschen, die nicht spät abends in Konzerte kommen können. Es ist immer nur eine halbe Stunde jeweils von 12.15 bis 12.45 Uhr. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat, hier in der Sankt Josefs Kirche in Bornheim (Bergerstraße 135). Das Konzert ist für jeden kostenlos, doch um eine Spende wird gebeten. So kann Geld für soziale Projekte gesammelt werden. Doch nicht nur ich trete auf, sondern auch einige meiner Freunde und Bekannten. So können auch andere Künstler am Klavier spielen oder singen.

Bei offiziellen Spendenaktionen lasse ich mir auch Bilder von meinen Freunden schicken, die das Geld dann im Ausland verteilen. Eben damit die Leute sehen, wohin ihr Geld geflossen ist und was wir damit Tolles machen. Zum Beispiel haben wir die letzten Gelder nach Indien geschickt, dort fördern wir ein Projekt, das Frauen einen Weg aus der Prostitution aufzeigen soll. Damit soll ermöglicht werden eine Ausbildung zur Frisörin machen zu können und so den Ausstieg aus der Prostitution zu finden.

Welche Projekte unterstützen Sie noch durch Ihren Gesang?

Ich selbst mache viele Projekte für Menschen in Indien, Kenia oder auch Argentinien. Ich gebe eine Menge Konzerte, ob auf der Straße oder organisiert durch die Kirche.

Meine Projekte heißen „Konfluencia“. Man findet Informationen zu meinen Projekten auch auf Instagram und Facebook unter dem #konfluencia.

Mit diesen Projekten versuchen wir, Künstler von irgendwo auf der Welt nach Deutschland zu bringen. Hierfür sammeln wir Geld. Doch wir unterstützen nicht nur Sänger. Das Geld wird dort genutzt, wo es gebraucht wird. Ich war zum Teil selbst vor Ort, habe mit Menschen gesprochen und so herausgefunden, wo Not am Mann ist. So konnten wir bereits einem kleinen Mädchen, das unter einem Hirntumor litt, helfen.

Auch bei dem Projekt „Stimmen der Welt“ bin ich schon lange beteiligt. Hier kommen Sänger aus ganz Lateinamerika zusammen und wir bringen die verschiedenen Volksmusikarten zusammen.

Weiter bin ich auch beim Projekt „Bridges“ dabei. Es handelt sich hierbei um eine Musikinitiative, welche Flüchtlinge und Einheimische zusammenbringen soll. Die Musik wird gemischt. Ein bunter Mix aus orientalischen und europäischen Klängen.

Wie verwirklichen Sie Ihre Projekte während der Pandemie?

Jetzt in der Pandemie kann ich nicht mehr vor Menschenansammlungen singen. Stattdessen machen wir verschiedene Streams, um unsere Projekte weiter am Leben zu halten. Wir kreieren einen Link, den wir an Freunde und Bekannte schicken. Vor allem die Leute aus dem „Camino Cafe“, haben immer großes Interesse an meinen Projekten. Das Camino sucht hier die Projekte aus, an welche wir spenden. Ich komme gar nicht in Berührung mit dem Geld. Die Chefin des „Caminos“ berichtet mir dann auch immer, was mit dem Geld gemacht wurde.

So habe ich ein gutes Gefühl, bei allem was ich mache.

(Text & Foto: TL)

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