GINNHEIM | Inmitten des hektischen Treibens der Großstadt Frankfurt versteckt sich ein charmantes Stück Dorfleben – der Stadtteil Ginnheim. Einst als „Genno“ bekannt, trägt dieser Stadtteil eine reiche Geschichte und einen idyllischen Charme, der bis heute spürbar ist. Seit seiner Eingemeindung im Jahr 1910 ist Ginnheim ein fester Bestandteil der pulsierenden Metropole am Main. Trotz seiner engen städtebaulichen Verbindung zu den angrenzenden Stadtteilen Eschersheim und Dornbusch hat Ginnheim seinen eigenen Charakter bewahrt. Von mittelalterlichen Dorfkernen bis hin zu moderner Architektur bietet Ginnheim eine faszinierende Mischung aus Relikten vergangener Zeiten und zeitgemäßem Stadtleben. Die Siedlungshäuser, einst von den Amerikanern hinterlassen, sind lebendige Zeugen der Geschichte und verleihen Ginnheim einen einzigartigen Charme. Doch nicht nur das – der atemberaubende Niddapark, der aus der Zeit der Bundesgartenschau stammt, bietet den Bewohnern von Ginnheim bis heute einen Ort der Entspannung und Erholung.

Entspannung im Grünen

In dem beschaulichen Stadtteil ist die Natur allgegenwärtig und bietet eine wohltuende Auszeit vom städtischen Trubel. Das Ginnheimer Wäldchen und der Volkspark Niddatal sind zwei grüne Juwelen, die den Bewohnern und Besuchern vielfältige Erholungsmöglichkeiten bieten. Das Wäldchen lockt mit malerischen Spazierwegen entlang der Nidda und einer reichen Vielfalt an Bäumen und Pflanzen, darunter majestätische Eichen und idyllische Hainbuchen. Der Volkspark Niddatal, obwohl geografisch eher in Praunheim angesiedelt, erfreut sich großer Beliebtheit unter den Ginnheimern. Hier finden Jung und Alt zahlreiche Spiel- und Sportanlagen, die von örtlichen Vereinen rege genutzt werden. Besonders hervorzuheben ist die imposante Lindenallee mit ihren 300 Kaiserlinden, die entlang des Parks verläuft und an drei Stellen den Blick in die zauberhafte Niddaaue freigibt. Diese grünen Oasen sind nicht nur Rückzugsorte für Erholungssuchende, sondern tragen auch zur Verbesserung des Stadtklimas und zum Schutz der Biodiversität bei. Ginnheim vereint gekonnt urbanes Leben mit der Schönheit der Natur und lädt dazu ein, die grüne Seite der Stadt zu entdecken.

Revolution im Quartier

Die Platensiedlung, einst geprägt von einem Ruf als Brennpunkt für Drogenhandel und familiäre Konflikte, hat sich seit 2019 einer bemerkenswerten Verwandlung unterzogen. Früher das Territorium krimineller Großfamilien, öffnete sich mit gezielten Kündigungen der Wohnungsbaugesellschaft ein neues Kapitel. Diejenigen, die für die Unruhen verantwortlich waren, wurden ausgeschlossen, und Platz für einen Neuanfang geschaffen. Eine umfassende Sanierung der vorhandenen 342 Wohnungen sowie die Aufstockung der 19 dreistöckigen Gebäude um zwei Stockwerke bildeten den Auftakt für eine mutige Neugestaltung. Das Resultat? 680 neue Wohnungen durch effektive Nachverdichtung und die Integration von kostengünstigen Holzbauteilen. Die Bemühungen der Stadt Frankfurt, das Viertel zu revitalisieren, gehen weiter: Geschäfte, Gewerbeflächen und Kindertagesstätten wurden hinzugefügt, und mit der Errichtung von gleich fünf neuen Tiefgaragen wird dem einstigen Parkplatzmangel erfolgreich entgegengewirkt.

Zeitloses Erbe

Inmitten des malerischen Stadtteils erhebt sich die denkmalgeschützte Siedlung Höhenblick, ein zeitloses Zeugnis der Architekturgeschichte aus den Jahren 1926-1927. Diese historische Siedlung, erbaut im Stil des Neuen Frankfurt, trägt die Handschrift des renommierten Siedlungsdezernenten Ernst May und des Architekten Carl-Hermann Rudloff. Mit etwa 100 dreigeschossigen Einfamilienhäusern, erbaut in Ziegelbauweise und ausgestattet mit markanten Flachdächern und betonten Kopfbauten, fügt sich die Siedlung harmonisch in den mäßig steilen Hang am westlichen Rand von Ginnheim ein. Die architektonische Schönheit der Siedlung wird durch die gärtnerische Gestaltung von Max Bromme mit Dachterrassen und Gartenparzellen unterstrichen. Die Häuser der Siedlung Höhenblick erstrecken sich entlang der Straßen Fuchshohl, Kurhessenstraße und Höhenblick, begrenzt im Westen durch die Straße Niddablick. Diese historische Siedlung ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Kulturdenkmal von besonderem Wert, geschützt durch das Denkmalschutzgesetz des Landes Hessen. Ein Rechtsstreit im Jahr 2008 um einen geplanten Neubau in der vorgelagerten Doppelhausreihe verdeutlicht die Bedeutung und den Schutzstatus der Siedlung Höhenblick. Trotz Kontroversen und Nachbarschaftsstreitigkeiten bestätigte der hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) die Rechtmäßigkeit des Denkmalschutzes, wodurch die einzigartige Geschichte und Architektur dieser historischen Siedlung bewahrt bleibt.

Über den Dächern der Stadt
Blick auf die Frankfurter Skyline vom Dach der Hauptkanzel des Europaturmes (Foto: Hagen Blatt via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0)

Der majestätische Europaturm, liebevoll als „Ginnheimer Spargel“ bekannt, ragt mit seiner markanten Silhouette über die Dächer Frankfurts empor und verleiht dem Stadtteil Ginnheim einen unverwechselbaren Charme. Obwohl er offiziell in Bockenheim steht, ist seine Präsenz am Ginnheimer Stadtweg 90 unverkennbar und untrennbar mit dem Leben in Ginnheim verbunden. Mit einer imposanten Höhe von 337,5 Metern ist der Europaturm der zweithöchste Fernsehturm Deutschlands und ein echtes architektonisches Meisterwerk. Seine charakteristische Form und seine elegante Konstruktion faszinieren nicht nur die Bewohner Ginnheims, sondern auch Besucher aus aller Welt. Ursprünglich diente der Turm nicht zur Übertragung von Fernsehsignalen, sondern als Sender für Daten-, Fernsprech- und Hörfunksignale. Erst in den 1990er-Jahren erhielt er seine Funktion als Fernsehturm. Der Turm ist nicht nur ein Symbol für technischen Fortschritt und Kommunikation, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Staunens. Seine Aussichtsplattform bietet einen atemberaubenden Blick über die gesamte Stadt und lädt Besucher ein, Frankfurt aus einer einzigartigen Perspektive zu erleben.

Erneuerung und Bewahrung
Alte Bethlehemkirche in Alt-Ginnheim, Ansicht von Nordwesten (Foto: Frank Behnsen via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0)

Die im Jahr 1700 eingeweihte Alte Bethlehemkirche ist ein bedeutendes historisches Erbe und ein beliebter Veranstaltungsort für besondere Anlässe wie Hochzeiten, Taufen und Konfirmationsjubiläen. Mit ihrem beeindruckenden Glockenturm und ihrem einladenden, sechseckigen Grundriss strahlt die Kirche eine zeitlose Eleganz aus. Architektonische Details wie die Lichtkuppel in der Dachmitte und die Schlitze in den Wänden schaffen eine helle und einladende Atmosphäre im Inneren. Die Anordnung von Altar, Kanzel und Lesepult auf einem zentralen Podest ermöglicht eine flexible Nutzung des Raums für verschiedene Veranstaltungen. Eine Inschrift über der Kirchentür erinnert an die Grundsteinlegung im Jahr 1699 und zeugt von der langen Geschichte dieses bedeutenden Gebäudes. Nach einer Renovierung im Jahr 1922 erstrahlte die Kirche in neuem Glanz, wobei Details wie die Empore, Bänke, Kanzel und Orgel kunstvoll gestaltet wurden. Zum 300-jährigen Jubiläum im Jahr 2000 wurde die Alte Bethlehemkirche erneut liebevoll restauriert und für zukünftige Generationen erhalten. Es sei darauf hingewiesen, dass die Alte Bethlehemkirche nicht mit der neuen evangelischen Bethlehemkirche verwechselt werden sollte, die als Erweiterung zur alten Kirche erbaut wurde, um der wachsenden Gemeinde gerecht zu werden. Die neue Kirche befindet sich nur wenige Meter entfernt und trägt ebenso zur reichen Geschichte und Tradition des Stadtteils bei.

Für mehr Nachhaltigkeit

Das Kirchplatzgärtche ist ein Ort, der seit 2013 nicht nur grüne Inspirationen, sondern auch konkrete Taten für eine nachhaltige Zukunft setzt. Als eines der ältesten Urban-Gardening-Projekte in Frankfurt verbindet dieser kleine Stadtgarten Menschen und Natur auf einzigartige Weise. Unter dem Motto „Jeder Mensch ist ein Gärtner“ lädt das Kirchplatzgärtchen Bewohnerinnen und Bewohner dazu ein, sich aktiv am Gärtnern zu beteiligen und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. In enger Zusammenarbeit mit der KlimaWerkstatt Ginnheim setzt sich der Verein „Ginnheimer Kirchplatzgärtchen e.V.“ für grüne Projekte und Klimaschutz ein. Die KlimaWerkstatt fungiert als Inspirationsquelle und bietet Workshops an, die interessierten Personen zeigen, wie sie durch ihr Handeln einen positiven Einfluss auf die Umwelt nehmen können. Von der Idee der urbanen Selbstversorgung bis hin zu praktischen Tipps für ein nachhaltigeres Leben, fördern das Kirchplatzgärtchen und die KlimaWerkstatt ein Bewusstsein für Umweltfragen und die individuelle Verantwortung jedes Einzelnen.

Tauschen, entdecken, erleben (Foto: https://www.klimawerkstatt-frankfurt.de/)

Freizeit-Tipp: Entdecken Sie am 4. Mai 2024 um 14 Uhr die Vielfalt der Natur beim 12. Pflanzentauschbörse & Urban Gardening Aktionstag im Ginnheimer Kirchplatzgärtchen. Seit 2013 versammeln sich hier Gartenliebhaber und Umweltbewusste, um Pflanzen und ihre Geschichten zu tauschen. Bringen Sie Erdbeerableger, Tomatensetzlinge oder Kräuter mit und tauschen Sie sie gegen neue grüne Schätze für Ihren Garten oder Balkon. Zusätzlich erwarten Sie nachhaltige Aktionsstände, ein solares Kochen mit Uli Zimmermann & Jan Jacob Hofmann sowie ein Rundgang zu den Klimagärtnern im Hinterhof. Genießen Sie ab 16.30 Uhr die stimmungsvolle Soiree mit der Akustikband „Die Tongärtner“.

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