INNENSTADT | Bunte Mustertapete aus den 80er Jahren, Plastikblumen, gemalte Hirsche und Eiche rustikal – fertig ist das spießbürgerliche Wohnzimmer. Aktuell genau so zu sehen im Theater – die Komödie auf der Neuen Mainzer Straße in der Innenstadt. Dort gastiert gerade eine der bekanntesten deutschen Fernsehfamilien. Schauspieler und Comedian Tom Gerhardt steht als sein Alter Ego Hausmeister Krause auf der Bühne. Wir haben den 66-jährigen Komiker zum Interview getroffen und mit ihm über deutsches Spießbürgertum, private Macken und sein aktuelles Stück „Hausmeister Krause. Du lebst nur zweimal“ gesprochen.

DER FRANKFURTER: Herr Gerhardt, wir sitzen hier mitten im Bühnenbild. Die Ränge sind noch leer, aber das ändert sich später, wenn Sie sich wieder Hut und Hausmeisterkittel überwerfen. Was gibt es denn hier für die Leute zu erleben?

Tom Gerhardt: Oh ein großes Drama! Ein komisches Drama von Hausmeister Krause – also kann es ja nur komisch sein. Es geht um eine große Schicksalsgeschichte, die sich in der Familie, unter seinen Freunden und seinen notorischen Dackelclubanhängern abspielt. Und Krause entwickelt mal wieder einen Tornado im Wasserglas. Er nimmt die kleinsten Dinge extrem wichtig und das ist fast so wie in einem griechischen Drama wenn man ihm so zuhört, dabei weiß man gar nicht, dass es nur darum geht, ob er Schriftführer oder zweiter Kassenwart vom Dackelclub wird. Das ist Krause so wie man ihn kennt und so erlebt man ihn auch hier auf der Bühne.

DER FRANKFURTER: Viele haben ihn ja so Anfang der 2000er Jahre im TV lieben gelernt. Über zehn Jahre flimmerten die skurrilen Geschichtchen aus dem Kölner Plattenbau über unsere Mattscheiben und Hausmeister Krause wurde zur Kultfigur. Hätten Sie jemals mit so einem so großartigen Erfolg gerechnet?

Tom Gerhardt: Nein, das ich nie für möglich gehalten. Hausmeister Krause ist scheinbar nicht kaputt zu kriegen. Die Folgen von damals werden ja selbst heute noch gestreamt und die Menschen lieben den Quatsch von damals. Mittlerweile weiß ich, ich werde bestimmt mit Hausmeister Krause sterben – Wenn mich der Pastor fragt: Herr Gerhardt, sind Sie bereit zu gehen? Und ich sag: Sicher, Herr Pastor, sicher! (lacht)

DER FRANKFURTER: Jetzt sind Sie ja gerade erst zu uns gekommen – wir wollen, dass Sie auch noch ein bisschen bleiben hier bei uns in Frankfurt. Die ersten Shows sind schon gespielt, wie haben Sie es denn empfunden?

Tom Gerhardt: Es hat sehr schön angefangen hier. Wie hatten einen wirklich stürmischen Empfang und auch gerade über die Festtage, zwischen den Jahren und Silvester war hier richtig was los. Macht Lust auf mehr!

DER FRANKFURTER: Sie haben jetzt wahrscheinlich auch ein bisschen Zeit unsere Stadt besser kennen zu lernen. Was schauen Sie sich an, wenn Sie nicht auf der Bühne stehen?

Tom Gerhardt: Ich habe gerade eben erst einen Spaziergang gemacht. Vom Westend bin ich rüber gelaufen hier zum Theater und dabei bin ich zufällig einem alten Freund von mir begegnet, der mich zum Essen eingeladen hat. Viele Leute sagen Frankfurt sei nicht schön, oder die Stadt sei geradezu hässlich. Das kann ich aber nicht bestätigen. Ich würde auf jeden Fall nicht behaupten, dass Köln schöner wäre, wo ich herkomme und Köln-Kalk schon gleich drei Mal nicht.

DER FRANKFURTER: Wie ist das denn für Sie wenn Sie sich heute noch den Hausmeisterkittel überwerfen? Ist das Nostalgie? Ist das ihr Lebenswerk?

Tom Gerhardt: Wissen Sie, Hausmeister Krause, diese Figur war schon damals Nostalgie als sie vor über 20 Jahren ins Fernsehen kam. Sie ist dort über zehn Jahren geblieben. Aber schon ganz zu Anfang wurde Krause als etwas Nostalgisches gesehen. Das hat dem Erfolg aber gar keinen Abbruch getan. Die Sehnsucht nach alten Zeiten, die ist immer präsent. Und der Krause ist einfach retro. Er ist aber auch ein Typ, der Eigenschaften hat, von denen vielen von uns etwas haben. Natürlich auch viele negative Seiten, aber so wie er das äußert und wie er sich das schön redet, dass erinnert uns vielleicht ein kleines bisschen auch an uns selbst. Und Krause ist natürlich sehr sehr deutsch. Das Glas ist bei ihm nie halb leer, sondern viertel leer. Es ist immer Alarm bei Krauses und irgendwie versucht er immer seine kleine, heile Welt zusammenzuhalten. Und wenn wir über Hausmeister Krause lachen, dann lachen wir immer auch ein Stück weit über uns selbst. Und daher kann ich diese Figur auch mit so viel Liebe spielen.

DER FRANKFURTER: Wie viel Hausmeister Krause steckt denn in Ihnen ganz persönlich?

Tom Gerhardt: Also es hat noch keine komplette Verschmelzung stattgefunden (lacht), aber vormittags bin ich auf jeden Fall immer ein bisschen „Krause-like“. Da bin ich unleidlich, weil ich ein Nachtmensch bin und wenn dann direkt jemand was von mir will, werde ich völlig verrückt. Und manchmal kommt er halt raus – da kann ich gar nix machen.

DER FRANKFURTER: „Hausmeister Krause. Du lebst nur zweimal“ gibt es aktuell hier in der Komödie zu sehen. Ist das denn jetzt das Abschlusskapitel von Bodo, Lisbeth, Tommy und Co. oder ist Hausmeister Krause eine never ending Story?

Tom Gerhardt: Ich glaube, der Abschluss wird es nicht sein. Aber es wird eine Zeit lang dauern, bis wir wieder eine Fortsetzung davon bringen. Aber jetzt kann man Hausmeister Krause zum ersten Mal in einem richtigen Theaterstück sehen. Wir spielen das ja auch schon eine ganze Weile und werden es auch noch länger spielen, weil es läuft wirklich gut und die Anfragen hören nicht auf. Es hat sich gezeigt von der ersten Vorstellung in Essen im Januar 2022, dass die Leute richtig gut unterhalten werden und dafür machen wir das.

„Hausmeister Krause. Du lebst nur zweimal“ läuft noch bis zum 4. Februar 2024 im Theater „Die Komödie“ Frankfurt, Neue Mainzer Straße 14-18 (immer von Dienstag bis Samstag ab 20 Uhr, sonntags beginnt die Vorstellung um 18 Uhr).

(Text: RR / Foto: privat)

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