ZEILSHEIM | Zeilsheim, der westlichste Stadtteil von Frankfurt, grenzt direkt an den Taunus und hat trotz der Eingemeindung im Jahr 1928 seine dörfliche Atmosphäre bewahrt. Die Pfaffenwiese, eine lange Kastanienallee, führt von Höchst in den Ort und endet im historischen Ortskern, wo das ländliche Flair durch verwinkelte Gassen, die klassizistische katholische Bartholomäuskirche und ehemalige Bauernhöfe noch spürbar ist. In unmittelbarer Nähe des alten Ortskerns befinden sich mehrere Siedlungen aus verschiedenen Epochen, die seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Der Ort hat eine lange Geschichte, denn bereits im Jahr 794 wurde Zeilsheim urkundlich erwähnt. In Zeilsheim existieren über 50 Vereine, welche eine Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten und Gemeinschaftserlebnissen bieten. Neben der Freiwilligen Feuerwehr gibt es einen Schützenverein, eine Turngemeinde, den Radfahrer-Club und den Kleingärtnerverein Taunusblick. Diese Vereine stärken nicht nur den Zusammenhalt der Bürger von Zeilsheim, sondern sind auch verantwortlich für viele Veranstaltungen und Events im Dorf.

DP Lager

Ab August 1945 kamen zahlreiche überwiegend polnische Juden auf der Flucht vor erneuten Pogromen in die von den US-Streitkräften verwalteten Gebiete und wurden als „DPs“ (displaced persons) untergebracht. Das DP-Camp in Zeilsheim bestand aus Arbeiterwohnungen und ehemaligen Zwangsarbeiterbaracken der nahegelegenen IG-Farben-Werke. Das Lager war von Oktober 1945 bis zur Auflösung im Dezember 1948 die Heimat von ca. 4.000 Überlebenden des Holocaust, die auf ihre Ausreise in die USA oder nach Palästina warteten. Das Camp bot Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Lehrwerkstätten und ein Krankenhaus sowie einen Sportplatz und ein Kino. Heute gibt es nur noch wenige sichtbare Überreste dieser „jüdischen Stadt“, die bei einem Stadtrundgang erkundet werden können.

Die Zeilsheimer Kolonie

Für die Arbeiter der Farbwerke Höchst wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Zeilsheim der Bau von Wohnhäusern initiiert. Diese Siedlung sollte den Arbeitern eine Wohngelegenheit in der Nähe der Fabrik in einer grünen Umgebung bieten. Die Siedlung besteht aus vielen Häusern, die verschiedene Baustile aufweisen. Die am häufigsten verwendete Baustilrichtung ist der schlichte Jugendstil, der für Doppelhäuser verwendet wurde. In der Vergangenheit befanden sich im Erdgeschoss dieser Häuser oft Hühnerställe, die aber in den meisten Häusern inzwischen zu einem zusätzlichen Badezimmer oder Abstellraum umgebaut wurden.

Märchensiedlung und mehr

Eine weitere Kolonie ist die Märchensiedlung. Der Name stammt von den Fassadenbildern der Märchen der Gebrüder Grimm. Alle bekannten Figuren wie Aschenputtel, Rapunzel oder auch Hans im Glück sind hier zu sehen. Die Siedlung befindet sich südlich der Pfaffenwiese. Auch sie ist ein Geschenk der Farbwerke Höchst an ihre Arbeiter. Doch damit nicht genug, denn es gibt noch mehr Siedlungen in Zeilsheim: Der „Steinrutsch“ etwa, der mit der finanziellen Unterstützung der I.G. Farben errichtet werden konnte und im Bauhausstil errichtet wurde. Es befinden sich dort hauptsächlich Einfamilienhäuser. Ebenfalls sehr bekannt ist die Siedlung „Taunusblick“. Wie der Name bereits vermuten lässt, liegt von dort der Taunus im Sichtfeld der Bewohner. Selbst die Leuchtreklame des Main-Taunus-Zentrums ist gut zu erkennen.

Katholische Bartholomäuskirche

Bis 1817 stand an der Stelle, an der sich heute die katholische Bartholomäuskirche befindet, noch die alte Bartholomäuskapelle. Die alte Holzkapelle wurde 1432 durch die steinerne Kirche ersetzt. Sie ist gekennzeichnet durch den klassizistischen Stil. Eine Säulenordnung wird durch Pilaster und Kapitellen aus Sandstein angedeutet. Die verputzten Außenwände sind in gelben Farbtönen angelegt. Ursprünglich war der Innenraum der Kirche nach Süden angerichtet, auf den dort befindlichen Altar, doch 1932 kam ein Anbau hinzu und die innere Ausrichtung um 90 Grad gedreht. Seitdem wurde der Altarraum nach und nach barockisierend umgebaut. Der Anbau ist in etwa doppelt so groß wie die eigentliche Kirche. Die Kirche ist heute ein hessisches Kulturdenkmal.

Heimatmuseum Zeilsheim

Das Museum wurde am 15. Juli 1993 eingeweiht. Von „Frankfurts kleinstem, aber schönem Museum“ sprach Kulturdezernentin Linda bei der Eröffnung. Aufgrund großzügiger Geldspenden gelang es dem Heimat- und Geschichtsverein das Museum 1997 zu erwerben. Seit der Eröffnung wird jedes Jahr eine neue Sonderausstellung zur zeitgenössischen Ortsgeschichte präsentiert. Aber auch ortsansässigen Vereinen steht das Museum für Ausstellungen zur Verfügung.

Der Froschbrunnen und das Froschbrunnenfest

Grün sieht Zeilsheim einmal im Jahr beim Froschbrunnenfest. Der Brunnen mit dem großen Steinfrosch ist ein Wahrzeichen der Region, und die Liebe zu Fröschen kommt nicht von ungefähr. Der Name „Froschbrunnen“ geht auf den ehemaligen Löschteich zurück, der an den Geräteraum der Freiwilligen Feuerwehr angrenzte. Besonders kleine Amphibien fühlten sich in diesem Löschteich wohl und trieben die Anwohnerinnen und Anwohner, durch nächtelanges quakten, regelmäßig in den Wahnsinn. Da das Froschkonzert nicht enden wollte, musste der Teich allerdings verschwinden. Übrig geblieben sind lediglich der Froschbrunnen und das alljährliche Froschbrunnenfest.

Nassauer Hof (Restaurant-Tipp)

Im Restaurant gibt es eine gemütliche und traditionelle Einrichtung, mit einer Vielzahl an Sitzmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Bedürfnisse: Der Servicebereich bietet Platz für 24 Personen und an der traditionellen Bar gibt es 8 zusätzliche Sitzplätze. Im eleganten Saal stehen weitere 58 Sitzplätze zur Verfügung, die für Gruppen von 2-6 oder mehr Personen geeignet sind. Ein Séparée bietet auch 8-10 Sitzplätze für Geschäftstreffen oder kleine Feiern mit viel Privatsphäre. Das Restaurant ist auch für größere Veranstaltungen wie Familienfeiern, Firmenfeiern, Hochzeiten, Trauerfeiern und andere Festlichkeiten ausgestattet. Das Restaurant befindet sich in Alt Zeilsheim 49 und hat von Dienstag bis Sonntag geöffnet.

(Text/Titelfoto: TL)

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