ZEILSHEIM | Zeilsheim ist einer der äußeren Stadtteile im Westen Frankfurts. Von hier aus kann man direkt in den Taunus wandern. Der ländliche Charakter Zeilsheims kommt jedoch nicht nur von seiner Nähe zum Taunus, sondern auch durch seinen weiterhin dörflichen Charakter. Das Stadtbild ist geprägt von kleinen Häusern, erbaut in verschiedenen Stilen.

Alt-Zeilsheim

Zeilsheim ist alt. Im Jahr 794 wurde der Ort das erste Mal urkundlich erwähnt. Das man in Alt-Zeilsheim ist, erkennt man, sobald der Blick auf das Straßenschild „Alt-Zeilsheim“ fällt. Der historische Ortskern hat noch bis heute einen dörflichen Charakter, daneben existieren in Zeilsheim Siedlungen der verschiedensten Epochen.

DP Lager

Historisch relevant ist für Zeilsheim das Lager für Displaced People. Auf der Flucht vor neuerlichen Pogromen kamen ab August 1945 tausende Menschen in die durch US-Streitkräfte verwalteten Gebiete. Es waren damals überwiegend polnische Juden, die hier als DP’s (displaced persons) untergebracht wurden. Zwischen Oktober 1945 bis zur Auflösung 1948 lebten hier circa 3000 Personen, die auf ihre Ausreise nach Palästina warteten. Das Lager selbst bestand aus Arbeiterwohnungen und ehemaligen Zwangsarbeiterbaracken der nahegelegten IG-Farben-Werke.

Zeilsheimer Kolonie

Im Auftrag der damaligen Farbwerke Höchst wurde der Bau von Arbeiterwohnungen auch in Zeilsheim vorangetrieben. Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet, sollte die Siedlung den Arbeitern des Betriebs ein fabriknahes Wohnen im Grünen ermöglichen. Die Gartenstadt besteht aus vielen Häusern unterschiedlicher Bauform. Die am meisten genutzte Bauform ist das Doppelhaus, das in schlichtem Jugendstil gehalten ist. Früher hatten diese Häuser einen Hühnerstall im Erdgeschoss, dieser wurde jeder in den meisten Häusern zu einem zusätzlichen Badezimmer oder Abstellraum umgebaut.

Märchensiedlung und mehr

Eine weitere Kolonie ist die Märchensiedlung. Der Name stammt von den Fassadenbildern der Märchen der Gebrüder Grimm. Alle bekannten Figuren wie Aschenputtel, Rapunzel oder auch Hans im Glück sind hier zu sehen. Die Siedlung befindet sich südlich der Pfaffenwiese. Auch sie ist ein Geschenk der Farbwerke Höchst an ihre Arbeiter.

Doch damit nicht genug, denn es gibt noch mehr Siedlungen in Zeilsheim: Der „Steinrutsch“ etwa, der mit der finanziellen Unterstützung der I.G. Farben errichtet werden konnte und im Bauhausstil errichtet wurde. Es befinden sich dort hauptsächlich Einfamilienhäuser. Ebenfalls sehr bekannt ist die Siedlung „Taunusblick“. Wie der Name bereits vermuten lässt, liegt von dort der Taunus im Sichtfeld der Bewohner. Selbst die Leuchtreklame des Main-Taunus-Zentrums ist gut zu erkennen.

Kreuz Zeilsheim

Auf dem Friedhof in Zeilsheim steht ein Kruzifix aus rotem Sandstein. Es ist Teil der Reihe „Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt“. Der Sockel, stammt vermutlich aus der Zeit um 1800 und beinhaltet eine Inschrift. Das Besondere: Die Sockelinschrift wiederholt sich gleich viermal in Zeilsheim. Der Sockel stammt vermutlich von einem anderen Kreuz, das bis 1900 am Weg nach Sindlingen an der Abzweigung eines Weges nach Höchst stand.

Der Corpus, bestehend aus Kreuz und Jesus Figur, wurde von dem Zeilsheimer Bildhauer Adolf Roth im Jahr 1928 geschaffen und anschließend auf den alten Sockel aufgesetzt.

Katholische Bartholomäuskirche

Bis 1817 stand an der Stelle, an der sich heute die katholische Bartholomäuskirche befindet, noch die alte Bartholomäuskapelle. Die alte Holzkapelle wurde 1432 durch die steinerne Kirche ersetzt. Sie ist gekennzeichnet durch den klassizistischen Stil. Eine Säulenordnung wird durch Pilaster und Kapitellen aus Sandstein angedeutet. Die verputzten Außenwände sind in gelben Farbtönen angelegt. Ursprünglich war der Innenraum der Kirche nach Süden angerichtet, auf den dort befindlichen Altar, doch 1932 kam ein Anbau hinzu und die innere Ausrichtung um 90 Grad gedreht. Seitdem wurde der Altarraum nach und nach barockisierend umgebaut. Der Anbau ist in etwa doppelt so groß wie die eigentliche Kirche.

Die Kirche ist heute ein hessisches Kulturdenkmal.

Evangelische Kirche Zeilsheim

Als Teil der Zeilsheimer Kolonie hat sich auch die evangelische Kirche in den historischen Ortskern eingefügt. Die Größe und Architektur orientierte sich an den benachbarten Siedlungshäusern. Das Konzept der „Gartenstadt“ angelegt sind die Freiflächen, die ebenfalls im gärtnerischen Stil gestaltet sind. Die Fassade des Gebäudes ist hell verputzt und die Bögen sind aus rotem Sandstein. Elemente aus verschiedenen zeitlichen Epochen wurden hier verbaut. Die Rundbogenfenster sind im Stil der Romantik, die schlanken Säulen aus Sandstein, sie erinnern an die Architektur der Renaissance. Die Vielfalt an Elementen aus unterschiedlichen Epochen ist bezeichnend für die Architektur des Historismus.

(Text: TL)

Vorheriger ArtikelHanauer Galerie ARP stellt aus: Discovery Fair Kunstmesse vom 3. bis 6. November
Nächster ArtikelMainova Frankfurt Marathon: Kenianischer Doppelsieg durch Brimin Misoi und Selly Kaptich