Interview mit Uwe Becker, Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten in Hessen, Botschafter der Europäischen Woche des Sports und Juliane Kuhlmann, Präsidentin des Landessportbundes Hessen (LSBH)

Die „Europäische Woche des Sports“ ist eine Kampagne der Europäischen Kommission mit dem Ziel, die Menschen in Europa für einen aktiveren Lebensstil zu gewinnen. Sie findet jedes Jahr vom 23. bis 30. September mit dem Motto #BeActive statt. Insgesamt nehmen 40 Länder europaweit an der Initiative teil. Der Deutsche Turner-Bund koordiniert die Aktionswoche in Deutschland, der Sportkreis Frankfurt hat die Federführung in der Metropolregion FrankfurtRheinMain und wird von einem großen Netzwerk an Partnern unterstützt, Vereine ebenso wie Unternehmen oder Schulen. Teil der Aktionswoche mit zahlreichen kostenfreien Mitmachangeboten wird auch wieder das „FrankfurterFamilienSportFest“ am 25. September sein.

Herr Staatssekretär Becker, bei der „Europäischen Woche des Sports“ propagiert die EU seit Jahren das Motto „BeActive“, als Aufruf an die Bevölkerung mehr bzw. überhaupt Sport zu treiben. Wie gut ist dieses Vorhaben bislang schon gelungen?

UB: Die Europäische Woche des Sports findet bereits zum achten Mal statt und es sind über 40 Länder daran beteiligt. Unter dem Motto „BeActive“ haben alleine in Deutschland über 2000 Veranstaltungen in den letzten Jahren stattgefunden. Das beweist, wie groß das Interesse am Mitmachen ist. Und der „alte“ Spruch, dass im Verein der Sport am schönsten ist, zeigt sich in dieser Woche ganz besonders, auch wenn inzwischen etwa auch Studios und andere Interessierte mit ihren Angeboten teilnehmen können.

Sie sind Botschafter der Aktionswoche – warum ist das Ziel, Europa unter einem Motto durch Sport zu bewegen, überhaupt wichtig, was steckt hinter diesem Gedanken?

UB: Bewegungsförderung und damit die Stärkung der Gesundheit stehen im Vordergrund. Gleichzeitig ist es eine große Chance für Vereine, auf die vielfältigen Angebote vor Ort aufmerksam zu machen. Das stärkt zusätzlich auch den Gemeinsinn und damit unser gesellschaftliches Miteinander, Integration und Teamgeist.

Welche Meilensteine sind seit Beginn der Initiative „Europäische Woche des Sports“ erreicht worden?

UB: Von Kindergärten über Schulen bis hinein in Vereine und andere Sportanbieter wurden gerade auch mit den zusätzlichen „Awards“ Anreize zum Mitmachen geschaffen, die auch ankommen. Vom „BeActive Education Award“ bis zu dem neu geschaffenen „BeActive Across Generations Award“ sollen Jung und Alt mit jeweils passenden Sport- bzw. Bewegungsformen erreicht werden. Denn Sport verbindet, baut Brücken und die inzwischen achte Auflage wird sicher auch wieder ein voller Erfolg.

Frau Kuhlmann, wer sind bei einem Projekt wie der „Europäischen Woche des Sports“ die Schrittmacher – die Vereine, die Verbände, die Teilnehmenden, von wem gehen die stärksten und besten Impulse aus?

JK: DER Impulsgeber ist der organisierte Sport, an der Spitze der Sportkreis Frankfurt sowie die Vereine und die regionalen Vertreter:innen der Sport-Fachverbände. Sie organisieren das Programm und die zahlreichen Angebote und werden dabei von einer Vielzahl von Akteuren einschließlich der Stadt Frankfurt am Main und der Landesregierung unterstützt. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass die Sportvereine und -verbände gesellschaftliche Verantwortung weit über das Geschehen in den Vereinen und für Vereinsmitglieder hinaus übernehmen – die „Europäische Woche des Sports“ richtet sich an jedermann und jedefrau, an bisherige Bewegungsmuffel und Neu- sowie Wiedereinsteiger in den Sport. Dabei geht es um nicht weniger als um mehr urbane Lebensqualität durch Sport, Spiel und Bewegung!

Der Sportkreis Frankfurt hatte 2021 erstmals die verantwortliche Ausrichterrolle für die „Europäische Woche des Sports“ in der Metropolregion FrankfurtRheinMain, diesmal werden die Partnersportkreise Main-Taunus, Hochtaunus, Offenbach und Groß-Gerau mit ins Boot geholt – wie wichtig ist eine solche Kooperation und Einigkeit?

JK: „Frankfurt“ reicht weit über die politischen Stadtgrenzen hinaus – das gilt für die Kultur und für den Zuschauersport, aber auch für die zahlreichen Angebote im Breiten- und Wettkampfsport. Die geografische und auch inhaltliche Ausdehnung der Europäischen Woche des Sports als übergreifende Aktionsplattform für mehr Sport und Bewegung in die Metropolregion ist ein richtiges Zeichen für mehr Zusammenarbeit und kommt – gerade zur Bekämpfung der Coronafolgen – zum richtigen Zeitpunkt.

Es liegen schwierige Jahre auch gerade hinter dem Sport, Stichwort Pandemie. Was macht aus Ihrer Sicht die Sport- und Bewegungsszene der Metropolregion FrankfurtRheinMain aus?

JK: Der Sport in Frankfurt ist durch ein nahezu ideales Nebeneinander von Vereins- und Breitensport sowie Profisport, von vereinseigenen und kommunalen Sportstätten, von Nachwuchsleistungssport und Gesundheitssport und vielen weiteren nur vermeintlichen Gegensatzpaaren geprägt. Hinzu kommen die vielen sozialen Initiativen des Sportkreises, der den Sport immer in gesellschaftspolitische Zusammenhänge stellt und die soziale Mitverantwortung des Sports betont. Und unbedingt erwähnt werden muss an dieser Stelle die breite städtische Sportförderkulisse. Der Sport hat in Frankfurt ein breites und solides Fundament. Ich bin davon überzeugt, dass darauf in hohem Maße die auch im bundesweiten Vergleich aktuell positive Mitgliederentwicklung der Frankfurter Vereine zurückzuführen ist.

Herr Becker, Sie waren als hauptamtlicher Stadtrat in Frankfurt auch einige Zeit Dezernent für Soziales, Jugend und Sport, standen also im engen Austausch mit dem Sport – was kann Sport gesellschaftlich alles leisten und was darf man ihm vielleicht nicht auch noch aufbürden?

UB: Sport stärkt nicht nur unsere Gesundheit, er stärkt genauso den gesellschaftlichen Zusammenhalt, verbindet die Menschen über Religionen und Kulturen hinweg, führt Alt und Jung zusammen und vermittelt Werte wie Fairness und Teamgeist. Gerade auch die zahlreichen Sportvereine in unserem Land leisten dabei eine großartige Arbeit, die zumeist ehrenamtlich erfolgt.

Frau Kuhlmann, neue Sorgen sind längst aufgezogen, durch die das Geld für kommende Entwicklungen und Herausforderungen, etwa im Kinder- und Jugendsport oder bei der Integration, knapp werden kann. Was können Vereine und Verbände erwarten, welche Maßnahmen müssen schon bedacht werden, welche Aufgaben stehen auch für Ihre erste Amtszeit im Vordergrund?

JK: Neben den unklaren Entwicklungen der Corona-Pandemie und etwaigen staatlichen Corona-Auflagen mache ich mir derzeit vor allem im Hinblick auf die Folgen des Kriegs Russlands gegen die Ukraine Sorgen. Die angekündigten massiven Energiepreissteigerungen sind von gemeinnützigen Sportvereinen und deren Mitgliedern ohne staatliche Hilfen nicht zu schultern. Zudem geraten die kommunalen Kassen unter Druck – hier hoffe ich auf politische Einsicht, nicht am Sport zu sparen!

Frau Kuhlmann, Herr Becker, wenn Sie bitte den Satz vervollständigen: Die Europäische Woche des Sports ist für mich …

JK: … eine ideale Aktionsplattform, um Sport-, Spiel- und Bewegungsangebote sicht- und erlebbar zu machen – mehr urbane Lebensqualität durch Sport!

UB: Die Europäische Woche des Sports ist für mich …Schaufenster und Eingangstür für ein gesünderes und sportlicheres Leben auch über diese Woche hinaus und eine tolle Chance gerade für Vereine, mit offenen Angeboten viele neue Mitglieder gewinnen zu können.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Text: BeActive FrankfurtReinMain /Fotos: Jürgen Lechner und Hessische Staatskanzlei)

 

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