WESTEND | Frankfurts Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg hat am Dienstag im Festsaal des Palmengartens den Startschuss für den Frühling gegeben. Rund 400 Gäste waren eingeladen und sind gekommen. Darunter zahlreiche Stadtpolitiker, Vertreter von einigen ansässigen Vereinen und der Frankfurter Kunst- und Kulturwelt.  Ein ganz besonderer Gast, der viel Aufmerksamkeit erfahren hat, ist der Generalkonsul der Ukraine in Frankfurt: Vadym Kostiuk.

Nach einer anfänglichen Schweigeminute für die Menschen in der Ukraine hatte der Generalkonsul Kostiuk das Wort. Dabei rief er weiter zur Solidarität mit der Ukraine auf, berichtete vom Schicksal seiner Landsleute und zitierte die Nachricht einer jungen Frau aus der umkämpften Stadt Mariupol. Er sagte: „Nicht überall ist Frühling. (…) In meiner Heimat ist seit 25 Tagen Krieg. Daher ist für uns heute der 49. Februar“.

Ergreifend der Aufritt der erst 13-jährigen Violinistin Oleksandra Chekalenko, die erst vor einer Woche aus dem Kriegsgebiet nahe Odessa nach Frankfurt geflüchtet war. Sie hatte gemeinsam mit den Musikern vom Kammerorchester, „Bridget-Musik verbindet“, ein bekanntes ukrainisches Lied gespielt und dafür minutenlangen Applaus geerntet.

Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg hatte erstmals zum Frühlingsempfang geladen, begrüßte jeden Gast persönlich und freute sich in ihren Grußworten über die jetzt wärmer werdenden Tage. Dennoch betonte die Dezernentin für Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftlichen Zusammenhalt, dass der Frühling eigentlich eine Zeit der Unbeschwertheit und der Leichtigkeit sei. Dass er es in diesem Jahr aber nicht sein könne.

Wegen des Kriegs in der Ukraine kommen täglich viele Geflüchtete in Frankfurt an. Eskandari-Grünberg unterstrich, dass dabei keine Unterscheidung zwischen Geflüchteten gemacht werden dürfe. Man dürfe auch nicht diejenigen vergessen, die dem Bürgerkrieg in Syrien entkommen wollen oder jene Menschen, die vor der Schreckensherrschaft der Taliban aus Afghanistan fliehen. Mut machte Frankfurts Bürgermeisterin mit einem Zitat des tschechischen Politikers Alexander Dubček: „Sie können die Blumen zertreten, aber den Frühling nicht aufhalten“. Das gelte auch für die aktuelle Situation, so Eskandari-Grünberg. Vor allem sei sie aber sehr dankbar in einem Land zu leben, in dem es absolute Pressefreiheit gibt.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der Auftritt von der Frankfurter Komikerin Enissa Amani, die sich beim Frühlingsempfang im Palmengarten vor allem politisch äußerte. Unter anderem erklärte sie, dass wir alle in einer Welt mit vielen Vorurteilen leben, die wir jedoch zunehmend hinterfragen sollten. „Wir alle haben, wenn wir an ‚einen Arzt‘ denken, wahrscheinlich dasselbe Bild im Kopf. Wir denken an einen weißen, gebildeten Mann. Aber warum denken wir nicht an eine Ärztin, einen Mann mit Migrationshintergrund oder eine Frau mit Kopftuch?“, fragte die 40-Jährige.

Im Anschluss an die Veranstaltung freuten sich die Gäste über einen orientalisch hergerichteten „Haft-Sin-Tisch“ mit vielen persischen Leckereien. Dieser gehöre zum persischen Frühlings- und Neujahrsfest Nouruz traditionell dazu, erklärte die Gastgeberin. Nargess Eskandari-Grünberg will den Frühlingsempfang auch im nächsten Jahr wieder stattfinden lassen und zur Frankfurter Tradition machen.

(Text&Foto: TS)

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