FRANKFURT (PM) Sind Mütter der Gewalt ihres Partners ausgesetzt, so sind in vielen Fällen die Kinder während der Gewalttaten anwesend oder im Nebenraum und erleben oder hören diese mit.
Gewalt gegen die Mutter ist dabei immer auch eine Form der Gewalt gegen das Kind. Auch dann, wenn das Kind „nur“ Zeuge der Gewalthandlungen gegen die Mutter ist. Für die Kinder ist das Miterleben der Gewalt als gravierende Gefahr für ihr Wohl und ihre Entwicklung einzustufen. Das Kind empfindet die Misshandlungen der Mutter so, als würde es selbst misshandelt. Die Kinder fühlen sich schutzlos und einsam, denn sie können sich weder an die Mutter noch an den Vater wenden.
Im Jahr 2020 fanden 65 Frauen und 60 Kinder Schutz und Unterstützung im Frauenhaus des Vereins Frauen helfen Frauen e.V. Frankfurt.
„Die Kinder sind oft in Gefahr selbst Opfer zu werden, wenn sie versuchen einzugreifen oder die Mutter zu schützen. Dann kann es geschehen, selbst misshandelt zu werden.“ erklärt die Pädagogin des Kinderbereichs. Andere Kinder verhalten sich möglichst still und unauffällig, um keinen Anlass für erneute Gewalt zu geben. Wiederum andere Kinder entwickeln heftigen Zorn. „Da kann es schon passieren, dass die Kinder sich selbst und ihre Fähigkeit überschätzen. Sie haben die Fantasie ihren Vater in einem Kampf zu besiegen.“, so die Mitarbeiterin weiter. So sagte z.B. L. acht Jahre „Wenn ich meinen Vater treffe, schlage ich ihm ins Gesicht“.

Auf Grund der isolierten Situation haben die Kinder niemanden mit dem sie über das Erlebte reden können. Sie spüren auch, dass das Thema von beiden Elternteilen tabuisiert wird, dass es ein Geheimnis ist, welches zu wahren gilt. Oftmals glauben sie, dass sie selbst Schuld an der Gewalt haben. Die Angst, dass es weitererzählt wird und dass man schlecht über die Familie denken könnte, sind die häufigsten Gründe, warum Kinder nicht über die (mit-)erlebte Gewalt sprechen. Die Angst vor Konsequenzen wie z. Bsp. eine Heimunterbringung, eine Gefängnisstrafe für den Vater oder die Vorstellung, dass es sich um ein privates Problem handelt, sind weitere Barrieren, die es den Kindern erschweren, darüber zu reden.

Im Frauenhaus des Vereins haben die Kinder die Möglichkeit, oft erstmalig, über das Erlebte zu reden.
Jedes Kind hat dort eine eigene Bezugsperson, welche die Bedürfnisse des Kindes wahrnimmt. Demnach ist der Kinderbereich ein eigenständiger Bereich und die Kinder werden als eigens Betroffene von miterlebter häuslicher Gewalt gesehen. Zwei der sieben ausgebildeten Pädagoginnen sind allein für die Kinder zuständig. Der Einzug in ein Frauenhaus ist für Kinder ein einschneidendes Erlebnis. Den Frauenhausaufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, Freizeitangebote anzubieten, die Kinder von Schuldgefühlen zu entlasten, mit ihnen über das Erlebte zu sprechen, sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen und zu stärken, sind die Ziele des Kinderbereichs. „Vor allem lernen die Kinder im Frauenhaus, dass Gewalt falsch ist und sie ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben.“, so die Pädagogin.

Der Verein Frauen helfen Frauen e.V. Frankfurt bietet Frauen, die von Häuslicher Gewalt, Stalking oder Zwangsverheiratung betroffen sind, Schutz und Beratung im Frauenhaus. Darüber hinaus unterhält der Verein eine Beratungs- und Interventionsstelle zu den Themen Häusliche Gewalt, Stalking und Zwangsverheiratung. Die Beratungsangebote der Beratungs- und Interventionsstelle sind kostenfrei.

DER FRANKFURTER wird ab dieser Ausgabe einen Teil seiner Werbeeinnahmen (20 Prozent der Werbeeinahmen von Frankfurter Unternehmen) für das Engagement des Vereins Frauen helfen Frauen e.V. sammeln. Gerne können auch Sie als Leser einen direkten Beitrag für diese bemerkenswert wichtige Aktion geben. Wir freuen uns über Direktspenden mit dem Stichwort „DER FRANKFURTER“.


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