RIEDERWALD (TL) Der Riederwald ist mit seinen 5000 Einwohnern und seiner Gesamtfläche von ungefähr 1000 Quadratkilometern einer der kleinsten Stadtteile in Frankfurt. Er zeichnet sich durch seine besondere Siedlungsstruktur aus, die bis heute unverändert geblieben ist. Der Riederwald befindet sich inmitten von Grüngürtel und Industriegebieten. Er ist umgeben von den Stadtteilen Seckbach, Fechenheim, Bornheim und Ostend.

Ehemalige Arbeitersiedlung

Der Stadtteil Riederwald entstand durch die Gründung der Arbeitersiedlung 1910. Die Bebauung erfolgte in mehreren Abschnitten. Zunächst wurden durch den Volks-, Bau- und Sparverein Frankfurt zweigeschossige Doppelhausgruppen mit hohen Mansardendächern im „Heimatstil“ erbaut. Dieser Teil der Bebauung steht heute unter Denkmalschutz. Im zweiten Abschnitt wurden dann 1914 expressionistische Mehrgeschosshäuser errichtet. Die Siedlung kann heute durch torartige Durchgänge betreten werden. Komplementiert wurde die Bebauung 1926 durch die Errichtung von Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern im Ostteil der Siedlung (Lassallestraße). Charakteristisch für den jüngsten Teil der Siedlung ist die Ziegelbauweise beziehungsweise die Realisierung durch Bimsbeton-Hohlblocksteine.

Die Schäfflestraße und das alte Torhaus

Die Schäfflestraße im Riederwald ist besonders durch den expressionistischen Stil geprägt, ein architektonisches Highlight. Besonders markant ist das alte Torhaus, das eine der wichtigsten Zufahrten zum Riederwald bildet. Um den Verkehr in dem Gebiet zu beruhigen, hat die Stadt elf neue Bäume gepflanzt. Weiterhin wurde die gesamte Straße für vier Millionen Euro saniert und ein neuer Straßenbelag aufgebracht. Durch den neuen, hellen Straßenbelag ist ein schöner Kontrast zu den dunkel gestalteten Häusern entstanden.

Die Riederhöfe

Zusammen bildeten die beiden Riederhöfe eines der wehrhaften Gehöfte in Frankfurt am Main. Die Erstnennung einer der Höfe ist als „Curtis in Riederin“ auf das Jahr 1193 datiert. Daher wird davon ausgegangen, dass die Errichtung der Hofanlage in dieselbe Zeit fiel.
Zunächst waren die Höfe im königlichen Eigentum ihrer staufischen Bauherren, später dann im Besitz von Klöstern. Ab dem 13. Jahrhundert gingen die Höfe dann in den Besitz von Frankfurter Patriziern über, die sie zu Wehrhöfen der Frankfurter Landwehr ausbauten.
Zum großen Riederhof gehörte im 20. Jahrhundert auch ein romanisches Herrenhaus, das bei Luftangriffen 1944 ausbrannte. Statt die Ruine wiederaufzubauen, wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen, um Platz für ein Lagerhaus zu machen. Es erinnert nur noch das gotische Torgebäude auf dem Firmengelände der Hanauer Landstraße 258 bis 260 an die ehemalige Hofanlage.

Wohnhaus der Sozialdemokratin und Reichstagsabgeordneten Johanna Tesch

Die bekannte „Streiterin für Gerechtigkeit“, Johanna Tesch, die während des Nationalsozialismus aktiven Widerstand leistete, wohnte im Stadtteil Riederwald. Noch heute erinnert an ihrem ehemaligen Wohnhaus „Am alten Volkshaus 1“ eine Gedenktafel an die Sozialdemokratin. Die gebürtige Frankfurterin wurde nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler 1944, ausgeführt von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, im Rahmen der „Aktion Gitter“ verhaftet und in das Frauenkonzentrationslager nach Ravensbrück gebracht. Hier starb sie, wahrscheinlich an Unterernährung, in Folge der Haft.

Die Straßennamen

Fast alle Straßen im Riederwald wurden nach männlichen Nationalökonomen benannt. Im älteren Siedlungsteil wurden so Pioniere der Genossenschaftsbewegung geehrt, wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen oder Hermann Schulze-Delitzsch. Dagegen dominierten im östlichen Teil des Stadtteils Bezeichnungen nach Volks- und Wirtschaftswissenschaftlern. Dies ist der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft AGB geschuldet, die hier für die Namensgebung zuständig war. Um mehr Gleichberechtigung herzustellen, wurde der Schulze-Delitzsch-Platz nachträglich zu Johanna-Tesch-Platz umbenannt. So wurde das erste Mal im Riederwald eine Frau geehrt. Vor drei Jahren, 2019, benannte man dann noch zwei kleine, bisher namenlose Plätze nach Frauen: Der Sozialpolitikerin Marie Juchaz und der von den Nazis ins KZ verschleppten, Cäcilie Breckheimer wurde so eine Erinnerung geschaffen.

Heilig-Geist-Kirche

Die Heilig-Geist-Kirche befindet sich in der Schäfflestraße und gehört der katholischen Konfession an. Im Gegensatz zu anderen von Martin Weber errichteten Kirchen, gehört sie zu den kleineren und schlichteren Religionsgebäuden. Trotz allem befindet sich das sogenannte „Weberkreuz“ als Inschrift auf der Darstellung der „7 Gaben des Heiligen Königs“ auf der Nordseite der Kirche. Charakteristisch für das Gebäude sind die Vierergruppen von Rundfenstern und die farbig lasierten Reliefs an den Westenden der Portale.
Die Kirche ist mit dem Pfarrhaus verbunden. Beide Bauplätze wurden 1923 erworben. Der Spatenstich zum Bau der Gebäude fand erst 1930 statt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche dann durch Luftangriffe schwer beschädigt und musste wieder hergestellt werden.

Das Riederwaldstadion

Das Riederwaldstadion gehört lediglich informell zum Stadtteil Riederwald. Eigentlich liegt es im Stadtteil Seckbach. Daher wird es oftmals auch als „Stadion am Riederwald“ bezeichnet. Das Gebäude, wie wir es heute kennen, wurde 1949 erbaut. Es ist das Trainingsgelände der Eintracht Frankfurt und wurde 1952 mit einem Spiel der Eintracht gegen die Olympiaauswahl Ägyptens eingeweiht. Doch nicht nur Profis trainieren hier, das Stadion darf auch von den Eintracht-Amateuren sowie der Fußballjugend genutzt werden.
Oftmals diente das Stadion auch als Kulisse für Film- und Fernsehaufnahmen. Besondere Bekanntheit erlangte die Filmdokumentation „Die Meistermannschaft“, die erfolgreiche Elf nach der errungenen deutschen Meisterschaft zeigt.

 

Fotos: BT

Vorheriger ArtikelEinfach mal NEIN sagen!
Nächster ArtikelFrauen helfen Frauen – Kinder im Frauenhaus