Singlingen | Sindlingen befindet sich weit außerhalb von Frankfurt. Westlich ist es der letzte Stadtteil Frankfurts und hat mit dem Großstadtflair des Stadtkerns nichts mehr gemeinsam. Der Stadtteil überzeugt mit seinem ländlichen Charme und der dennoch guten Anbindung an die Innenstadt.
Der Name Sindlingen
Zwischen 300 und 500 nach Christi Geburt wurde wahrscheinlich eine alemannische Siedlung gegründet, die um 500 von den Franken übernommen wurde. Die Endung „-ingen“ ist typisch für alemannische Siedlungen, diese wurden immer mit einer Person oder Sippe in Verbindung gebracht. Daher wird gemutmaßt, dass der erste Bewohner der Ansiedlung „Sundo“ oder „Sundilo“ hieß. Ab dem achten Jahrhundert ist Sindlingen unter der Schreibweise „Sundilingen“ bekannt. Der Ortsname könnte bedeuten „Zu dem Mannen oder Nachkommen des Sundo oder Sundilo gehörig“. Erst im 19. Jahrhundert hat sich der einheitliche Ortsname Sindlingen durchgesetzt.
Ferdinand-Hofmann-Siedlung
Im Sindlinger Norden findet sich die Wohnsiedlung „Ferdinand-Hofmann-Siedlung“. Den Platz zwischen den Bahntrassen der Main-Lahn-Bahn und der Taunus-Eisenbahn füllt der Wohnblock inzwischen ganz aus. Mehrere Wohnblocks aus verschiedenen Epochen prägen das Bild. Es ist einer der neueren Teile Sindlingens, mit dessen Bau bereits 1920 begonnen wurde.
Die Bebauung startete in der Sindlinger Bahnstraße, der Ferdinand-Hofmann-Straße sowie in der Neulandstraße. Die Häuser wurden größtenteils zweistöckig und im neu-klassizistischen Baustil errichtet. Erst nach fast 30 Jahren Baustopp wurde der Bau der Siedlung fortgeführt. Als Ergebnis der Nachkriegszeit und der damit verbundenen Wohnungsnot begann man in die Höhe zu bauen. So entstanden größtenteils fünfstöckige Mehrfamilienhäuser. Der Bau der Siedlung komplementierte sich dann in den 60-er Jahren. Alle Wohnhäuser wurden bis 2006 bunt angemalt und renoviert.
Richard-Weidlich-Platz
Der Richard-Weidlich-Platz ist ein halbes Rondell, das durch die Sindlinger Bahnstraße geteilt wird. Namensgeber des Platzes ist der ehemalige Direktor der Farbwerke Höchst, Dr. Richard Weidlich. Er lebte von 1878 bis 1960 und erwarb besondere Verdienste auf dem Gebiet des Patentwesens.
Der Platz von Büschen und Bäumen grün ummantelt und besitzt eine Blumeninsel auf der Mitte des Rondells. Er bildet den Abschluss des nördlichen Sindlingens in Bahnhofsnähe.
Alter Ortskern
Der alte Ortskern in Sindlingen ist ein besonderer Platz mit vielen verwinkelten Gassen und kleinen Häuschen. Beim Hindurchgehen erinnert das ein wenig an die Winkelgasse aus Harry Potter. Der Ortskern beginnt dort, wo die Bahnstraße in die Farbenstraße mündet.
Zum alten Ortskern gehört auch die alte Kirche der ehemaligen Kurmainzer Gemeinde. Richtung Main befindet sich auf einer Anhöhe die Villa Meister mit dazugehörigem „Meisterpark“. Der Palais ist 1904 von Herbert von Meister, Angehöriger des Hoechst-AG-Vorstands, erbaut worden. Heute befinden sich in dem Gebäude ein Rehabilitationszentrum zur sozialen Integration ehemaliger Drogenangehöriger.
Haus Sindlingen
Es ist das Veranstaltungsgebäude in Sindlingen: das Haus Sindlingen. Zentral am S-Bahnhof gelegen, ist es für die Sindlinger gut zu erreichen. Anfang der 60-er Jahre wurde es im Stil des Brutalismus vom Frankfurter Architekten Günter Bock als Bürgerhaus des Stadtteils entworfen. Heute steht es als Kulturdenkmal unter Schutz.
Bekanntheit erreichte das Haus Sindlingen durch die Prozesse die dort gegen Terroristen der Roten Armee Fraktion stattfanden. Für die Prozesse musste das Bürgerhaus zur Festung werden. Erst einige Monate nach Beendigung der Verhandlungen wurde das Haus wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. 1981 kam es dann zur Sanierung und die ursprünglich in Sichtbeton gestaltete Fassade wurde mit Farbe gestrichen.
Immer zu klein: der Friedhof Sindlingen
Früher kannte man den Friedhof in Sindlingen unter dem Namen Kirchhof von St. Dionysius. Da die Kirche eines Tages zu klein wurde, musste sie abgerissen und durch eine größere ersetzt werden. Mit der größeren Kirche war plötzlich der Kirchhof zu klein. Daher beschloss Sindlingen, einen neuen Friedhof am nördlichen Zwickel der Straßen nach Höchst und Zeilsheim anzulegen. Knapp 90 Jahre später war auch dieser Friedhof zu klein. Daher wurde ein neuer Friedhof errichtet und damit dieser dann nicht wieder in 90 Jahren zu klein wird, wurde direkt mit einer Fläche von sechs Hektar geplant. Er bietet Platz für 1500 Gräbern. Der alte Friedhof wurde 1967 abgeräumt.
Werksbrücke West
Die Werksbrücke West wurde 1972 von der Hoechst AG erbaut und mit Drahtseilen an zwei 52 Meter hohen Pylonen aufgehängt. Die Brücke kann von Fußgängern, Autofahrern und der Gütereisenbahn gleichzeitig genutzt. Über sie führen zwei unabhängige Straßen für Kraftfahrzeuge. Außerhalb der Werksmauern befindet sich eine Straße in Richtung Tor Süd und Schwanheimer Dünen, die nur von Fußgängern und Zweirädern genutzt wird.
(Text&Fotos: TL)