Das Informationszentrum StadtWaldHaus und die Fasanerie kombinieren Bildung mit Freude an der Natur

FRANKFURT/NEU-ISENBURG | Im Frankfurter Stadtwald zwischen Neu-Isenburg und Frankfurt gelegen befindet sich mit dem nahe der Oberschweinstiege gelegenen StadtWaldHaus mit Fasanerie ein Kleinod, das zu allen vier Jahreszeiten ein hervorragendes Ausflugsziel ist. Als Bildungsstätte ist es vor allem bei Kindergärten und Schulklassen bekannt, aber tatsächlich hat der ein oder andere Bürger der umliegenden Städte diesen wundervollen Ort noch nie aufgesucht – und damit definitiv etwas verpasst! Mit Förster Andreas Völker hat sich die Redaktion zu einem Interview mit Rundgang verabredet.

Wie kam eine Fasanerie in den Stadtwald nach Frankfurt?

Das hat viel mit unserer Geschichte zu tun. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden weite Teile des Frankfurter Stadtwaldes zerstört und mussten danach wieder aufgeforstet werden. Die vielen neu gepflanzten Bäume waren allerdings eine ideale Nahrungsquelle für Insekten, die sich dadurch gut vermehren konnten. Um die Schäden an den Jungpflanzen möglichst gering zu halten, begann der Forstbetrieb im Jahr 1954 auf dem Gelände der heutigen Fasanerie Jagdfasane zu züchten. Als Insektenvertilger wurden diese auf den Wiederaufforstungsflächen ausgesetzt, um den Insektenfraß einzudämmen. In den heranwachsenden Waldbeständen fand der Fasan später keine geeigneten Lebensbedingungen mehr, die Fasanenzucht wurde daher aufgegeben. In der Zwischenzeit waren in den Gehegen der Fasanerie immer mehr Wildtierarten hinzugekommen, angefangen mit den Wildschweinen.

In den Gehegen leben jetzt auch verschiedene Vögel und ein Waschbär? Wie passt das zu diesem Ort und hat sich die Fasanerie als Standort weiterentwickelt?

Seit Mitte der 60er Jahre dient die Fasanerie zusätzlich als Tierauffangstation für verunfallte Wildtiere. 1976 wurde die Fasanerie in ein Informationszentrum umgestaltet und war seitdem anschaulicher Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit des ehemaligen Frankfurter Forstamtes, heute Abteilung StadtForst des Grünflächenamtes Frankfurt. Das starke Interesse der Bevölkerung am Wald, insbesondere am Frankfurter Stadtwald, stieß jedoch in den relativ beengten räumlichen Verhältnissen der dortigen Blockhütte immer öfter an Grenzen und erforderte somit die Erweiterung der bestehenden Gebäude. 1989 wurde mit der Planung für einen anspruchsvollen Neubau auf dem Gelände begonnen: Im Mai 1995 wurde auf dem Gelände der Fasanerie schließlich ein neues forstlich-ökologisches Informationszentrum eingeweiht:

Ein Informationszentrum rund um das Thema Wald – da war die Stadt Frankfurt 1995 sehr fortschrittlich. Was macht diesen Bau besonders?

Zwei gegeneinander versetzte begrünte Pultdächer, aus deren Mitte sich eine Eiche mit einer Aussichtsplattform erhebt – schon das außergewöhnliche Äußere lässt erahnen, dass hier eine besondere Einrichtung entstanden ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Umwelteinrichtungen stellt das von dem Darmstädter Architekten Ot Hoffmann entwickelte StadtWaldHaus nicht bloß ein Gebäude dar, in dem Anschauungsmaterial versammelt ist. Besucher treten stattdessen durch eine Baumtür hindurch in eine Waldausstellung ein, in der sie sich durch eigene Aktivitäten Verständnis für das Leben des Baumes und die Lebensgemeinschaft Wald “erarbeiten” können. Im Inneren des Gebäudes dominiert ein Baum, der das statisch tragende Element des Hauses symbolisiert und den Besuchern aus seinem Leben erzählt. Ein “Bullaugen”-Fenster mit Blickmöglichkeit unter die Teichoberfläche, sowie ein Mikroskopierraum zur Erkundung feinster Gewebestrukturen an Tier und Pflanze sind weitere Attraktionen. Kleine und große Forscher werden bei ihrem Streifzug durch das Abenteuer Umwelt von den geheimnisvollen Stimmen des Waldes begleitet.

Wechseln die Themen im StadtWaldHaus?

Die vom Forst in Zusammenarbeit mit einem Biologiedesigner entwickelten Ausstellungen sind so angelegt, dass sie beim Besucher Naturverständnis wecken will, indem sie Natur erleben lässt: Man kann dem Baum beim Wachsen zusehen, Krabbeltiere hautnah erleben und das Leben nachts im Wald in unserem Nachtraum erkunden. Nach dem Prinzip „Fühlen, Sehen, Hören“ gibt es für alle Sinne etwas zu entdecken. Die Themen der Sonderausstellungen beschäftigen sich mit Hintergrundwissen rund um den Baum, seinen Lebenszyklus, die Verwertung und auch das Thema Holz als Werkstoff des Menschen. Auch die direkte Region – der Stadtwald und der Grüngürtel werden so vorgestellt.

Ist das StadtWaldHaus zurzeit geöffnet? Wer nutzt das Angebot?

Leider mussten wir während dieser Corona-Zeit das Haus für Besucher schließen. Wir haben nicht das Personal, um die Kontrollen und Dokumentationen der Besucherströme zu leisten. Dennoch kommen viele Schulklassen, Kindergärten und viele weitere Gruppen zu unseren Führungen und Rundgängen. Das ist in den letzten Wochen wieder möglich gewesen. Hier stelle ich die Wildgehege und Volieren vor. Unsere Wildschweine, Hirsche, Waschbären, Greifvögel, Fasane etc. dienen dazu, den Besuchern die heimischen Waldtiere näherzubringen. Zusätzlich gibt es eine Auffangstation für verunfallte Wildtiere. Dort beherbergen wir Tiere, die nach Genesung wieder ausgewildert werden (z.B. Igel, Eichhörnchen und verschiedene Vögel) und auch solche, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr in der Lage sind, in der Wildnis zurecht zu kommen und daher dauerhaft bei uns bleiben (z.B. Rabenkrähe Jakob und andere Vogelarten).

Was bietet der Walderlebnispfad?

Auf unserem Gelände kann man Wald auf unterschiedliche Weise erleben:
Ein Walderlebnispfad verknüpft die Elemente eines Sinnenpfades mit den Inhalten eines Lehrpfades und stellt so die ideale Ergänzung zur Waldausstellung im StadtWaldHaus dar. Die Feuchtbiotope, die zum Teil schon im Haus durch ein Bullaugenfenster untersucht werden können, bieten auch von außen viele Möglichkeiten zur Naturbeobachtung.
Auch ein Heilkräuterlehrpfad ist auf dem Außengelände unter Bäumen zu entdecken.
Bei einem Rundgang um das Wildgatter kann man zudem Damwild und Muffelwild beobachten. Dabei stößt man auf den 2010 eröffneten Forsterlebnispfad. Hier können Kinder und Erwachsene Baumstämme rollen, Holz stapeln, Hochsitze erklettern und die Zeichensprache der Förster und das Pflanzwerkzeug der Forstwirte kennenlernen.

Stimmt das, dass Besucher hier auch Wildfleisch erstehen können?

2011 wurde auf dem Gelände der Fasanerie eine nach EU-Standards zugelassene, hochmoderne Wildkammer mit integriertem Waldladen errichtet. Hier können verschiedene Wildprodukte aus dem Stadtwald und der Region erworben werden.

Ich bin seit Oktober 2020 in der Verantwortung für Wald und Tier hier im Stadtwald. Da die Wildtiere keine echten Feinde mehr haben, liegt es in unserer Hand, auf das Gleichgewicht der Natur zu achten. Dazu gehören organisierte Jagden im Stadtwald und auch die Beschränkung der Tiere im Gehege muss erfolgen.

Das frisch erlegte Wild aus dem Frankfurter Stadtwald wird von den örtlichen Försterinnen und Förstern umgehend in die 2011 gebaute moderne Wildkammer transportiert, dort gekühlt und nach der Reifezeit des Fleisches durch einen Metzger fachgerecht zerlegt und einvakuumiert. Somit kann ein Naturprodukt erworben werden, das aus dem Frankfurter Stadtwald mit seiner nachhaltigen Waldwirtschaft stammt. Das im Waldladen angebotene Fleisch stammt ausschließlich von Wild aus dem Frankfurter Stadtwald, ist selbstverständlich frei von verfütterten Hormonen und Medikamenten und darüber hinaus besonders mager und reich an Omega-3-Fettsäuren und bietet daher eine gesunde Alternative zu herkömmlichen Fleischprodukten.

Aus welchen Flächen kommt denn das Wild für die Wildkammer?

Seit 1372 befinden sich die Waldungen im Süden der Frankfurter Gemarkung im Besitz der Stadt Frankfurt. Später kamen noch rund 1.000 ha aus dem Hohemarkwald im Taunus in die Eigenbeförsterung der Stadt. Diese Flächen bilden heute zusammen den Frankfurter Stadtwald mit einer Gesamtfläche von rund 6.000 ha. Die regelmäßige Ausübung der Jagd wirkt sich regulierend auf den Wildbestand aus, der ursprünglich durch Raubtiere wie Luchs, Bär und Wolf begrenzt wurde.

Gibt es eine Veranstaltung, auf die Sie sich schon freuen?

Ganz klar, das ist der Weihnachtsmarkt am 20. November. Am 20.11.2021 wird von 12.00 bis 17.00 Uhr endlich wieder der Weihnachtsmarkt am StadtWaldHaus stattfinden. Es wird viele kleine und große Attraktionen und Stände in vorweihnachtlichem Flair geben, z.B.: Wintermärchen, Weihnachtsbasar, Basteln, Wildverkauf, Holz-“Kunstwerke”, Tierführungen, Baumklettern für Kinder, Stockbrot, Jagdhornklänge und vieles mehr.

Macht es Sinn bei Ihnen auch auf der Homepage vorbeizuschauen?

Neben den vielen Informationen, den hoffentlich wieder bald möglichen Öffnungszeiten von StadtWaldHaus und Wildladen, kann ich den Besuch nur empfehlen. Eine besondere Ecke stellt das Weihnachtsmenü dar. Hier das aus dem vergangenen Jahr:

Empfehlung des Waldladens: Weihnachtsmenü 2021

Lecker, gesund und regional die Feiertage genießen

Lachstannenbäumchen mit Avocado

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Wildbraten mit Honigglasur, Semmelknödel und Rotkraut

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Fruchtgläschen mit Spekulatius

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Lachstannenbäumchen

2 Tomaten waschen, Strunk entfernen und würfeln, 2 kleine, rote Zwiebeln würfeln, alles mit 2 EL. Öl, 1 teel. Senf, Salz und Pfeffer marinieren. 2 Avocado, halbieren, Kern entfernen, Fruchtfleisch auslösen und würfeln. 1 Zitrone auspressen und Saft über die Avocado geben.100 g geräucherten Lachs in Streifen schneiden. Nun Avocado mit Tomaten und Zwiebeln mischen und mit 1 Löffel auf 4 Teller verteilt zu „kleinen Bergen“ anhäufen. Lachsstreifen außen herum wie Zweige legen und zum Schluss von 4 Stängel gewaschenen Dill ebenfalls „Zweige“ abzupfen und von außen an die Bäumchen drapieren.  Nach Geschmack kann man mit Sahne-Meerrettich kleine Schneeflocken auf die Bäume tupfen.

Dazu warmes, aufgebackenes Ciabatta-Brot reichen.

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Wildbraten mit Honigglasur, Semmelknödel und Rotkraut
Wildbraten mit Honigglasur

1,5 kg Wildbraten aus der Keule mit 1,5 TL. Rosmarin, 1,5, TL. Thymian, Salz und Pfeffer, 3 großen, fein gewürfelten Knoblauchzehen und 2,5 EL. Öl einreiben und über Nacht kühl gestellt durchziehen lassen. Am nächsten Tag 2 Karotten waschen. würfeln und 2 Zwiebeln würfeln. Mit dem Fleisch, in einem Bräter, scharf anbraten. Mit 350 ml Rot- oder Weißwein sowie 400 ml Fleischbrühe oder Wildfond ablöschen. 400 g gewürfelte Tomaten, ohne Haut, zugeben. Dazu die Haut der Tomaten von Stielseite her über Kreuz einschneiden und die Tomaten 5 Minuten in kochendem Wasser blanchieren. Haut abziehen, abkühlen lassen und würfeln.

Anschließend die Oberseite des Bratens mit 4 Eßl. flüssigem Honig

bepinseln und im vorgeheizten Backofen bei 200° C Ober-/Unterhitze zugedeckt, 2 Stunden garen. Dabei nicht wenden!

(Anschließend falls Keule mit Knochen: Knochen auslösen) Fleisch warm stellen, die Soße mit 300g Preiselbeeren (aus dem Glas) pürieren aufkochen, dann 200 ml Schlagsahne zugeben und abschmecken.

Semmelknödel

4 Brötchen vom Vortag in Würfel schneiden. In einer Schüssel mit 150 ml Milch und 1 TL. Salz vermischen. 30g Blattpetersilie, waschen, hacken mit 1 großen gewürfelten Zwiebel in einer Pfanne mit 2 EL. Butter anschwitzen. Zu der Brötchenmasse geben. 2 Eier (Gr. M) mit 1 TL. Salz und Pfeffer verquirlen und ebenfalls mit der Brötchenmasse vermischen. 1 großen Topf mit viel Salzwasser zum kochen bringen. Teig zu einer formbaren Masse verkneten. Zu Acht -knapp Tennisball großen – Knödeln formen. Wenn das Wasser kocht, die Temperatur reduzieren. Aus einem kleinen Rest der Masse eine gar probe machen. Löst sich der Probeknödel in Flocken auf, ist der Teig zu weich. Dann fertige Semmelbrösel untermengen. Ist er zu trocken, dann einen Schluck Milch dazugeben. Die Knödel dürfen nicht kochen, sondern müssen ca. 20 Minuten gar ziehen.

Rotkraut

1 Kg Rotkraut, halbieren, Strunk entfernen, in feine Streifen schneiden,1 Boskoop-Apfel, waschen halbieren, entkernen und würfeln. Mit 5 EL. Weinessig, 1 Schuss Apfelsaft, 3 Nelken, 1 Lorbeerblatt und 200ml Rotwein und 70 g Preiselbeeren vermengt über Nacht durchziehen lassen. Am nächsten Tag 2 Zwiebeln in dünne Streifen schneiden und in einem Topf in Öl anbraten. 1 EL. Zucker hinzugeben und anbräunen. Das Kraut mit der Marinade zugeben und ca. 30 – 40 Minuten dünsten. Nach Geschmack salzen und pfeffern sowie Lorbeer und Nelken vor dem Servieren entfernen.

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Fruchtgläschen mit Spekulatius

150 g Magerquark und 150 g Mascarpone mit 1 päck. Vanillezucker und 35 g Zucker verrühren. 60 g Sahne steif schlagen und unter die Masse heben. 1 Dose Mandarinen abtropfen lassen. 100 g Spekulatius grob zerbröseln. Auf 4 Gläser mit Quark-Mascarponemasse beginnend Schicht für Schicht verteilen und mit Mandarinen schließen. 1 Stunde kühl stellen.

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Zum Menü empfiehlt das Waldladen-Team:
Vom städtischen Weingut

Vorspeise: Hochheimer Daubhaus Rivaner, halbtrocken

Hauptgang: Hochheimer Reichestal Spätburgunder, trocken und zum Nachtisch Werner Stapp`s Edelbrände z.B. Apfel- Himbeerbrand

(Text: BT/CG)

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