Raketen sind die neuen Yachten. So zitierte unlängst ein bekannter Journalist seine Tochter. „Keine Ahnung, wie eine Zwölfjährige auf so etwas kommt“, schrieb er sinngemäß dazu. Dafür war umso klarer, was und wen sie meinte. Gerade hatten zwei Superreiche ein Wettrennen ausgetragen. Nein, keine Auto-Poser mit ihren Lamborghinis auf Frankfurter Straßen. Wie arm ist das denn? Es ging darum, wer zuerst Touristen in den Weltraum bringt. Das Ergebnis ist bekannt. Der eine war ein paar Tage schneller, dafür kam der andere 20 Kilometer höher. Der Dritte im Bunde lässt sich noch Zeit. Weltraumtourismus, das sind für ihn nur Fingerübungen. Er will gleich auf den Mars, wohl wissend, dass er, wenn er es schafft, nie wieder zurückkommen kann. Immerhin. Damit wir uns recht verstehen: Die unternehmerischen Leistungen von Elon Musk verdienen größte Bewunderung. Aber wenn die Geschichten stimmen, die er über sich verbreiten lässt, dann dient dies alles nur einem Ziel: auf den braunen Planeten zu kommen. Angeblich war er schon als Junge davon überzeugt, dass unsere Spezies – oder doch wohl eher eine kleine Abordnung derselben – irgendwann würde dorthin aussiedeln müssen, weil wir unsren Heimatplaneten ruinieren könnten. Mal abgesehen davon, dass dies, was unsere Erde betrifft, eine beachtliche Weitsicht verraten würde: Warum glaubt er, dass wir den Mars, wenn er denn je bewohnbar würde, nicht genauso demolieren würden? Einstweilen gilt, dass alle drei ihren klimaschädlichen Geschäftsmodellen mit ihrer Raketen-Liebhaberei ein weiteres hinzufügen. Mir fällt dazu ein Gedanke von Mahatma Gandhi ein: „Viele Menschen könnten auf aufwendige Mahlzeiten, auf einen gut gefüllten Kleiderschrank, auf ein extravagantes Haus und dergleichen verzichten. Es ist das Ego, das nicht verzichten kann.“ Und worauf können unsere drei Superegos am wenigsten verzichten? Na klar, der erfolgreichste zu sein. Aber wer definiert das? Wie geht das ohne uns, die Normalsterblichen? Und warum hängen wir so an deren Lippen? Wie definieren Sie Erfolg?
Karl-Heinz Schulz ist geschäftsführender Gesellschafter der Kommunikationsberatung Mandelkern und Mitveranstalter des Frankfurter Zukunftskongresses.