Mit dem umjubelten Pokalsieg in der Mannheimer SAP Arena hatte die Saison 2020/21 der United Volleys Frankfurt einen historischen Höhepunkt: den ersten Titelgewinn überhaupt in der noch jungen Clubgeschichte. Auch für die kommende Spielzeit dürfen sich die Fans im Rhein-Main-Gebiet auf einen starken Kader freuen. Mit dabei ist wieder Deutschlands ”Volleyball-Legende” Jochen Schöps, Champions League-Sieger, Olympia-Teilnehmer und mehrfacher Deutscher Meister mit 318 Länderspielen. Im Interview spricht er über sein besonderes zweites Jahr im United-Trikot sowie die Herausforderungen und Ziele der bevorstehenden Bundesliga-Saison.

Tara Lipke: Nach einer Hauptrunde mit vielen verletzungsbedingten Ausfällen endete die Spielzeit für Ihr Team mit dem Sieg im DVV-Pokalfinale. Wie fällt Ihr Resümee aus?

Jochen Schöps: Ich denke, die Saison war für alle Beteiligten eine sehr kräftezehrende. Angefangen mit der Ungewissheit aufgrund von Corona, den pandemiebedingten Auflagen und letztlich der fehlenden Zuschauerkulisse – Das war schon eine besondere Erfahrung. Nur im Supercup-Endspiel gegen Berlin durften wir einige Zuschauer in der Fraport Arena haben. Richtig schlimm waren dann die Verletzungen und andauernden Umstellungen. So etwas habe ich noch nie vorher erlebt.  Umso höher waren der Pokalsieg und die Erfolge gegen die beiden Top-Teams aus Berlin und Friedrichshafen zu werten. Dadurch war es im wahrsten Sinne des Wortes „vergoldeter“ Abschluss, mit dem wir uns für alle Mühen belohnt haben.

Neben dem künftigen Cheftrainer Christophe Achten werden zur neuen Saison einige neue Gesichter in Frankfurt erwartet. Was trauen sie dem Team in der im Oktober startenden Spielzeit zu?

Ich bin durchaus sehr optimistisch. Mit nationalmannschafts-erfahrenen Noah Baxpöhler, Daniel Malescha, Satoshi Tsuiki und Leon Dervisaj bleiben vier weitere Säulen und Leistungsträger der Vorsaison am Main, genau wie unser Youngster Linus Hüger. Dazu stoßen vielversprechende Neuzugänge wie beispielsweise der Australier James Weir, Viktor Lindberg aus Schweden – einer der stärksten Angreifer der Vorsaison – oder mit Robin Baghdady vom Meister Berlin das vielleicht größte deutsche Volleyball-Talent. Ich glaube, mit Christophe Achten haben wir den perfekten Trainer für unser Konzept, mit dem die Uniteds schon in der Vergangenheit extrem erfolgreich waren: junge, erfolgshungrige und ambitionierte Spieler, die bei uns sportlich wachsen und zu Nationalspielern reifen können. Wenn alle fit sind, können wir in Liga, Pokal und Europacup eine starke Rolle spielen.

A apropos Rolle: Sie selbst sind jetzt neben der sportlichen Belastung auch in der Administration, um die United Volleys als Sportmanager auch nach der Spielerkarriere unterstützen zu können. Was genau sind Ihre Aufgaben?

Schon in der Saisonvorbereitung und bei der Planung des Kaders war ich involviert und habe mitgeholfen, eine schlagkräftige Mannschaft zu formieren. Ziel ist es, dass ich auf der einen Seite so viel wie möglich in die Arbeit abseits des Spielfeldes hineinschnuppern kann, andererseits aber auch meine langjährige Erfahrung aus den europäischen Top-Ligen in Russland, Polen oder Frankreich mit einbringe. Optimalerweise ergeben sich dadurch Synergieeffekte für beide Seiten. Da meine Familie und ich mittlerweile in Frankfurt sesshaft sind und wir uns hier sehr wohlfühlen, kann ich mir auch ein längerfristiges Engagement bei den United Volleys vorstellen.

Nicht nur in der Mannschaft und der Trainerbank gibt es Veränderungen. Mit Alexander Korosek als neuem Anteileigner engagiert sich ein weiterer sportbegeisterter Unternehmer bei den United Volleys Frankfurt. Was sagt das über die zukünftige Ausrichtung und die Ambitionen des Vereins aus?

Jochen Schöps: Alexander Korosek hat, wie schon Club-Gründer Jörg Krick, viele Ideen und natürlich hohe Erwartungen an die Zukunft der United Volleys. Die große Vision ist, die ebenfalls von ihm geführten Footballer der Frankfurt Galaxy mit uns Volleyballern unter einem Dach zusammenzubringen. Volleyball im Winter, Football im Sommer: Mit dieser Fusion können wir ganzjährig Spitzensport in der Region bieten – einzigartig, wie ich finde. Die Ambitionen sind dementsprechend weiterhin hoch. Wir wollen mit Sport auf hohem Niveau und mitreißenden Events begeistern und uns unter den deutschen Top-Vereinen festsetzen. Corona war eine unglaubliche Herausforderung. Nachdem wir diese bislang bestanden haben, wollen wir weiter nach oben und bald schon den nächsten Titel an den Main holen.

Auf welche besonderen Highlights können sich die Fans für die anstehende Saison freuen?

Jochen Schöps: In erster Linie hoffentlich darauf, dass uns ab Oktober zumindest teilweise wieder Zuschauer in der Halle anfeuern können, das wäre wirklich ein Riesenwunsch. Ohne die Fans ist es einfach nicht dasselbe. Der Startschuss fällt wieder im Supercup gegen den amtierenden Meister Berlin. Als Titelverteidiger wollen wir natürlich im Pokalwettbewerb wieder weit kommen und in der Bundesliga im Vorderfeld mitspielen. Die Europacup-Teilnahme bietet eine weitere Möglichkeit, dem Publikum Volleyball auf höchstem Level zu zeigen. Dazu geht die Männer-Bundesliga im Medienbereich neue Wege. Auf die Liveübertragungen darf man sehr gespannt sein, und auch sonst wollen wir die Volleyballfans noch näher an die Teams und Spieler ranholen. Das gilt auch für die Heimspiele, bei denen wir dem Erlebnischarakter neuen Schub geben wollen.

 

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