NEU-ISENBURG (CG). Mit über 60.000 Einwohnern ist Sachsenhausen der größte Stadtteil Frankfurts. Idyllisch vom Mainufer auf der einen Seite und dem Frankfurter Stadtwald auf der anderen Seite umrahmt, hat dieser Stadtteil für jeden den richtigen Ort zum Verweilen parat: Vom trubelig-kultigen Alt-Sachsenhausen mit den überregional bekannten Apfelweingaststätten und verrucht-gemütlichen Kneipen, über das Brückenviertel mit hippen Läden, Nischenhändlern und Künstlern, der eleganten Schweizer Straße mit stylischen Shoppingmöglichkeiten und spannender Gastronomie bis hin zu den ruhigen Parks am Rande des Stadtwaldes. Wir wagen einen Streifzug durch Dribbdebach (alte Frankfurter Mundart und Verballhornung für Sachsenhausen, die sinngemäß „drüben vom Bach“ bedeutet, also auf der „anderen“ Mainseite – die Innenstadt auf der anderen Mainseite wird Hibbdebach, also „hüben vom Bach“ genannt).

Südliches Mainufer – Kulturoase mit Skylineblick

Am kilometerlangen südlichen Mainufer, dem „Museumsufer“ findet sich so mancher versteckte Platz, der zum Relaxen und Entspannen einlädt. Wo sich auf der Nordseite Bankturm an Bankturm einreiht, zieren die Südseite weitläufige Museen mit lauschigen Parkanlagen und wunderschöner, zum Teil atemberaubender Architektur: das Liebighaus mit berühmter Skulpturensammlung in einer ehemaligen Gründerzeitvilla, das Städel, das Museum für Kommunikation oder das Museum für Weltkulturen, welches zusammen mit dem Museum für angewandte Kunst den weitläufigen Metzlerpark umrahmt. Man kann sich sicher sein, am Museumsufer findet jeder Kunstliebhaber seinen Lieblingsplatz. Zur gastronomischen Stärkung lädt das auf dem Main direkt neben der Brücke am Eisernen Steg gelegene „Bootshaus Frau Rauscher auf dem Main“ mit dem vermutlich schönsten unverbauten Blick auf die Skyline ein. Wer es noch beschaulicher möchte, flaniert am Museumsufer weiter Richtung Osten und lässt sich im Grün des Ruderdorfs mit Blick auf den Osthafen und die Europäische Zentralbank nieder. Wer gerne Fahrrad, Inline-Skates oder andere nicht-motor-betriebene Fortbewegungsmittel fährt oder sich die Beine sportlich vertreten möchte, wird mit einer tollen Strecke direkt am Main belohnt, die jedoch zu Stoßzeiten – da alles andere als ein Geheimtipp – eher einem Hindernisparcours ähnelt. Hier fängt also der frühe Vogel den Wurm, Frühsportler haben tolle Chancen auf noch weitgehend ungestörten Weitblick und Wolkenkratzer im Morgenrot.

Alt-Sachsenhausen – Tradition trifft auf Moderne

Wer es trubeliger mag – vor allem in der Phase, in der die Gastronomiebetriebe wieder ihre Pforten öffnen dürfen – unternimmt eine Tour durch Alt-Sachsenhausen. Wo sich am Wochenende vor allem nachts das feierwütige Publikum ein Stelldichein gibt, kann auch der Ruhesuchende unter der Woche oder Sonntagsmittags ein schönes Plätzchen im mittelalterlich anmutenden Stadtteil mit seinem schönen Kopfsteinpflaster finden. Der spuckende Brunnen der „Frau Rauscher aus der Klappergass“ in der gleichnamigen Straße ist nicht nur für Touristen aus Fernost Pflichtziel, auch waschechte Frankfurter und Sachsenhäuser statten der berühmten Dame mit der „Beul am Ei“ gerne immer wieder einen Besuch ab. Wer es hipper und mit Liebe zum Detail ausgestattet mag, bucht sich ein Zimmer in der wunderschönen „Libertine Lindenberg“ und sucht sich von dort aus eine Kneipe nach seinem Geschmack aus – genug Auswahl für jedes Auge beziehungsweise Kehle gibt es hier zur Genüge!

Hip und stylisch im Brückenviertel

Direkt nebenan befindet sich das seit mehreren Jahren boomende Brückenviertel, das mit engen Gassen und nicht-alltäglichen Gastronomie- und Ladenkonzepten lockt, so zum Beispiel das „Drinksmith“ mit diversen abgefahrenen Bieren aller Herrn Länder aus dem Zapfhahn, oder „Bizziice Organic Gelato“ mit sensationell leckeren Eissorten. Wer dazu die passende Frisur braucht, lässt sich noch schnell im „The Hair Club“ die Matte artgerecht und hipstertauglich frisieren und in diesem Zuge – und falls vorhanden – direkt den Bart artgerecht stylen. Auch in diesem Mikrostadtteil findet sich das ein oder andere Traditionslokal, wie z.B. das „Atschel“ – mit schönem Innenhof und dem überregional bekannten „Atschelkrüstchen“ (ein mit Käse überbackenem Schnitzel auf einem Rösti, das genauso lecker schmeckt wie es klingt!).

Die Schweizer Straße – elegant und fein

Einen Hauch von Glamour verspricht die Schweizer Straße nicht nur, sie hält ihn auch ein. Hier, auf einer der zentralen Einkaufsstraßen der Stadt, findet man noch Einzelhändler und Fachgeschäfte, nach denen sich viele Innenstädte Deutschlands sehnen. Die vielen Gebäude aus dem Spätklassizismus und die vielen Platanen laden zum Flanieren ein, und wer ein modisches Einzelstück oder eine besondere Spezialität aus Italien sucht, wird hier mit großer Sicherheit fündig. Es ist also nicht weit hergeholt, wenn man die Schweizer Straße im Volksjargon und mit einem Augenzwinkern auch den „Boulevard der Begehrlichkeiten“ nennt. Apropos Begehrlichkeiten: Es muss nicht immer die schicke Uhr oder der handgenähte Lederschuh sein –  auch mit überschaubarerem Griff in den Geldbeutel kann man hier adäquat und stilgerecht geniessen: Im TeeDeUm findet man feinste Olivenöle, mediterrane Spezialitäten, edle Spirituosen und – wie der Name schon sagt, sehr leckeren Tee. Wer während der Shoppingtour lieber einen leckeren Kaffee trinken möchte, kehrt ins „Cafe Wacker“ ein – momentan leider nur „to go“, aber trotzdem genauso vollmundig im Geschmack wie es typischerweise im Porzellan serviert worden wäre. Dazu passend gibt`s nebenan bei „Zeit für Brot“ sündhaft leckere Brötchen mit Blick in die Backstube. Für den größeren Hunger lockt mit der traditionellen Pizzeria „Dick und Doof“ eine echte Bastion mit Lieferservice nach Hause. Hier schmeckt die Pizza noch so, wie sie soll, und das seit 1972. Frisch gestärkt flaniert man von dort aus weiter Richtung Mörfelder Landstraße, um einen Abstecher auf dem Sachsenhäuser Bauernmarkt auf dem Ziegelhüttenplatz zu machen.

Sachsenhausen Süd – die Oase in der Metropole

Weiter südlich thront mit dem recht neu erbauten Henninger Turm die Renaissance eines echten Wahrzeichens. Ursprünglich als Koloss der gleichnamigen Brauerei – jetzt Radeberger Gruppe – mit drehendem Restaurant auf der Spitze – weithin bekannt, steht er nun, abgerissen und mit ähnlich anmutender Silhouette neu aufgebaut, als hipper und ansehnlicher Wohnturm in „neuem Glanze“ auf dem Berg des südlichen Sachsenhausens. Ein paar hundert Meter weiter, versteckt im schönen Wohngebiet Süd-Sachsenhausens, findet man im Laden von Anja Rappelt die womöglich schönsten Blumensträuße, liebevoll drapiert neben lukullischen und zum Großteil ultra-regionalen Köstlichkeiten aus dem Obst- und Gemüsesortiment. Den Familienbetrieb gibt es inzwischen seit über 40 Jahren und ist seit jeher eine Bastion für saisonales Obst und Gemüse aus eigenem Anbau ohne Chemie. Hier schmeckt man die Liebe zur Natur. Auf dem Weg Richtung beschaulichem Seehofpark kehrt man bei Zoltans „Mühlberglädchen“ ein und wird mit einem Lächeln, alltäglichen sowie nicht alltäglichen Dingen des Lebens und einem freundlichen Gespräch belohnt. Angekommen im weitläufig angelegten Seehofpark verweilt man unter groß gewachsenen Bäumen und versorgt sich im „Treffpunkt Seehofpark“ in der womöglich schönsten Trinkhalle der Region mit kalten und warmen Getränken sowie selbstgebackenen Köstlichkeiten bei Petra. Wenn nicht gerade Lockdown ist, kann man direkt daneben im liebevoll eingerichteten Gärtchen selbstgemachte Quiche, Spundekäs‘ und andere feine Dinge für sehr faire Preise genießen.  Einen Katzensprung durch Schrebergartenanlagen davon entfernt thront der neu errichtete Goetheturm über den Baumwipfeln des angrenzenden Stadtwaldes, an dessen Fuße sich ein wunderschön weitläufiger Waldspielpark mit recht neu angelegtem Matschplatz befindet. Und wem selbst das noch nicht idyllisch genug ist, der wandelt in den frühen Morgen- oder Abendstunden auf den weitläufigen Waldwegen und findet mit ein wenig Glück kurzzeitig auch mal den ein oder anderen geweihgekrönten tierischen Begleiter an seiner Seite. Bei dieser Vielfalt in einem einzigen Stadtteil muss man sich nicht wundern, wenn viele Frankfurter ihrem Stadtteil Sachsenhausen für immer treu bleiben!

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