80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz sind Überlebende, deren Nachkommen sowie jüdische Personen, Institutionen und Restaurants einem massiven Anstieg von Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt. In Gedenk- und Erinnerungsstätten mehren sich Vandalismus und Verunglimpfung.
Auch das Jüdische Museum Frankfurt, mit seinem Komplex am Bertha-Pappenheim-Platz, dem Museum Judengasse an der Battonnstraße, der Gedenkstätte Börneplatz und der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle, hatte im vergangenen Jahr eine deutliche Zunahme an Vorfällen zu verzeichnen. Das Personal wird öffentlich beleidigt und bedroht, das Museum erhält antisemitische Beschimpfungen per Mail, Post und via Social-Media-Posts und -Nachrichten. Im Verlauf des Jahres 2024 hat das Jüdische Museums insgesamt zwölf Strafanzeigen gestellt; 2025 sind es bis dato vier.
Mehr denn je zeigt sich, dass die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen der Schoa nicht selbstverständlich ist, ja sogar, dass die Notwendigkeit des Erinnerns zunehmend in Frage gestellt wird. Dem tritt das Jüdische Museum mit seiner Gedenk- und Erinnerungsarbeit entschieden entgegen – beispielsweise mit folgenden Projekten:
Das Jüdische Museum bietet Führungen über die Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle, für Schulklassen werden diese um Workshops ergänzt. Zudem bietet das Jüdische Museum Touren durch das jüdische Ostend und die Ostend-Ausstellung im Bunker an und betreuen die Gedenkstätte Börneplatz.
Das Shoah Memorial Frankfurt unter shoah-memorial-frankfurt.de ist die digitale Erweiterung der Gedenkstätte Börneplatz und stellt die Biografien der mehr als 12.000 Menschen dar, die aus Frankfurt deportiert und ermordet wurden. Im Raum „Zerstörte Leben“ in der Dauerausstellung im Rothschild-Palais erzählt das Museum wie das Leben von Frankfurterinnen und Frankfurtern oder solchen Personen, die für eine Weile in Frankfurt gelebt haben, durch die Schoa zerstört wurde. Prominentestes Beispiel ehemaliger Frankfurter ist die Familie von Anne Frank, der sich das Familie Frank Zentrum im ersten Stock der Dauerausstellung widmet.
Mit all seinen Angeboten kommt das Jüdische Museum dem erfreulicherweise anhaltenden Bedürfnis von Besucherinnen und Besuchern nach, sich explizit mit Gedenken und Erinnern zu beschäftigen: An den Führungen über die Erinnerungsstätte Großmarkthalle haben im vergangenen Jahr mit rund 2.200 Besuchenden mehr Menschen teilgenommen als in 2023. Auf dem Jüdischen Friedhof an der Gedenkstätte Börneplatz hat das Museumsteam im vergangenen Jahr rund 3.700 Besucherinnen und Besucher gezählt.
Angesichts des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz und dem bevorstehenden Ende der Zeitzeugenschaft setzt das Jüdische Museum zu Beginn des Jahres 2025, wie Museumsdirektorin Wenzel erklärt, „alles daran, dem zunehmend zu Tage tretenden Antisemitismus und Rassismus mit aktiver Erinnerungsarbeit entschieden entgegenzuwirken“.
//Titelbild: Gedenkstein für Anne Frank an der Gedenkstätte Börneplatz. Ihr Todeszeitpunkt im Konzentrationslager Bergen-Belsen wird auf März 1945 geschätzt. Am 15. April 1945 befreiten britischen Truppen die dort gefangen gehaltenen überlebenden Menschen, Copyright: Jüdisches Museum Frankfurt