„Gemeinsam mit der Community schaffen wir neue Events, um Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Geflüchteten und Beheimateten zu ermöglichen“ – Projektleitungen Riham Istanbouli und Lena Balkhausen im Interview

Für uns bei DER FRANKFURTER spielt das soziale Engagement in unserer Stadt eine wichtige Rolle, deshalb haben wir uns für regelmäßige Spendenprojekte entschieden, bei denen wir einen Teil unserer Anzeigenerlöse wohltätigen Organisationen in Frankfurt widmen. Alle vier bis acht Wochen stellen wir hier eine neue Organisation oder einen Verein vor und schaffen damit nicht nur Sichtbarkeit, sondern sammeln gleichzeitig Spenden.
In den nächsten Wochen stellen wir Ihnen den gemeinnützigen Verein „Über den Tellerrand Frankfurt e. V.“ vor, der wichtige Integrationsarbeit leistet. In dieser Ausgabe sprechen wir mit den beiden festangestellten Communitymanagerinnen Riham Istanbouli und Lena Balkhausen. Alle vorangegangenen Beiträge finden Sie unter der Rubrik Charity.

Frau Istanbouli und Frau Balkhausen, was macht Über den Tellerrand für Sie aus und was ist Ihre Aufgabe im Team?
Riham Istanbouli: Über den Tellerrand ist für mich vor allem ein wunderbarer Ort, um neue Menschen kennenzulernen. Man trifft hier so viele verschiedene Menschen unterschiedlicher Kulturen und lernt sehr viel Neues.
Lena Balkhausen: Genau, für mich macht unsere Arbeit hier auch vor allem aus, dass wir einen Raum liefern zum Kennenlernen, Neues lernen, sich gegenseitig bereichern. Dazu bieten wir viele unterschiedliche Formate an, wo alle etwas für sich finden und sich einbringen können. Und auch als Arbeitsort ist es bei Über den Tellerrand sehr inspirierend. Durch die vielen Erfahrungen, die wir hier machen dürfen, haben auch wir immer wieder Raum zum Lernen und nehmen jedes Mal sehr viel daraus mit.
Wir betreuen im Verein feste Projekte und sind dabei für die Koordination und Kommunikation zu Ehrenamtlichen und regelmäßige Veranstaltungen hier vor Ort zuständig. Ehrenamtliche bringen ihre Veranstaltungsideen ein und wir versuchen diese dann gemeinsam umzusetzen. Ich betreue das Projekt CommunityConnect, bei dem wir mit einem ehrenamtlichen Team offene Begegnungsveranstaltungen gemeinsam mit anderen migrantischen Organisationen, wie z. B. türkischen oder afghanischen Vereinen, auf die Beine stellen.
Riham Istanbouli: Außerdem bieten die Ehrenamtlichen monatliche Veranstaltungen an, wie das Sprachcafé, Spieleabende, Koch-Events und immer wieder wechselnde und neue Formate. Das alles wird von einem Organisationsteam aus 20 bis 30 Ehrenamtlichen in regelmäßigen Treffen gestaltet und in einem „Menü“ – so nennen wir unseren monatlichen Veranstaltungskalender – festgehalten. Ab März betreue ich das Projekt „Sprich Mit!“, bei dem wir Events mit diversen Frauen aus Frankfurt planen, insbesondere auch mit Frauen aus Integrationskursen.

Was gefällt Ihnen an der Arbeit besonders? Welche Herausforderungen gibt es?
Riham Istanbouli: Wir haben hier ein sehr tolles Team, mit dem wir es auch immer wieder schaffen eine Wohlfühlatmosphäre zu bieten. Viele, die zu uns ins Büro kommen, fragen, ob sie die Schuhe ausziehen sollen, oder sind schon so oft da gewesen, dass sie einfach in die Küche spazieren und sich ganz selbstverständlich einen Tee machen. Es wird also für einige eine Art zweites Zuhause und das ist auch unsere Intention. Dazu trägt nicht nur das Hauptteam hier vor Ort bei, sondern genauso auch die Ehrenamtlichen.
Ich bin seit 2020 im Team und habe das Gefühl, dass ich seitdem eine große Reise gemacht habe, da ich mit so vielen Gedankenwelten und Einflüssen zu tun hatte, so viel Neues kennengelernt habe. Die Menschen und Kulturen sind jedes Mal ein Abenteuer und das ist schon immer wieder cool.
Lena Balkhausen: Ja, dadurch dass wir hier so vielfältige Aufgaben und flexible Arbeitszeiten haben, ist jeder Tag anders und aufregend. Das macht Über den Tellerrand zu einem einmaligen, ganz besonderen Arbeitsplatz.
Trotzdem gibt es natürlich auch immer wieder Herausforderungen, zum Beispiel wie wir aus den vorhandenen Ressourcen das Bestmögliche herausholen können. Wir möchten so vielen Menschen wie möglich Raum bieten, aber haben bei Veranstaltungen beispielsweise nur ein begrenztes Ticketkontingent.
Auch die Finanzierung ist immer ein großes, wichtiges Thema. Da sind wir als gemeinnütziger Verein auf Unterstützung angewiesen, um zum einen das, was wir bereits aufgebaut haben, auch erhalten und weiterführen zu können und zum anderen neue Projekte ins Leben zu rufen.

Welcher Moment wird Ihnen immer in Erinnerung bleiben?
Riham Istanbouli: Schon seit 2017 war ich im Verein ehrenamtlich tätig, aber denke immer wieder an mein erstes Event als feste Mitarbeiterin zurück. Das war ein ganz besonderer Tag, denn es war auch mein Geburtstag und ich war überglücklich, dass sich mein Traum, hier wirklich arbeiten zu dürfen, nun erfüllt hatte.
Es gibt aber zu diesem für mich ganz einschneidenden Moment immer wieder so viele schöne Erinnerungen an Veranstaltungen und Festen, die wir hier gemeinsam feiern. Besonders mag ich immer die Eventplanung mit den Ehrenamtlichen, weil mich ihr Engagement so beeindruckt. Sie nehmen sich die Zeit nach der Arbeit oder nach einem langen Tag, um noch bei uns vorbeizukommen und sind so motiviert, etwas für andere auf die Beine zu stellen.
Lena Balkhausen: Es ist wirklich schwierig, sich da für einen bestimmten Moment zu entscheiden, da es so viele einzigartige Momente gibt. Man sieht wie sich Menschen, die sich zum ersten Mal begegnen, auf Anhieb gut verstehen, wie Freundschaften entstehen. Auch unsere Feste, zum Beispiel das Sommerfest, sind tolle Erinnerungen. Wenn wir zum Jahresende im Team unsere Highlights zusammenfassen möchten, können wir uns auch gar nicht entscheiden, weil so viele besondere Dinge passiert sind.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Riham Istanbouli: Ich wünsche mir, dass Über den Tellerrand weiterbesteht. Ich bin selbst aus Syrien nach Deutschland gekommen und kenne es, wenn man irgendwo neu ist und einen sicheren Ort braucht, kann also aus eigener Erfahrung sagen, wie wichtig unsere Arbeit für die Menschen ist und welchen Unterschied sie auch macht. Das Ganze ist für mich ein sehr emotionales Thema, da der Verein einen Ort bietet, wo man ein Zuhause finden kann, wo ich selbst auch damals ein Zuhause gefunden habe. Und das soll auch weiterhin so bleiben und vielen Menschen helfen.
Lena Balkhausen: Ich wünsche mir eine stabile Finanzierung. Uns allen ist es natürlich super wichtig, dass wir unsere Angebote weiterhin durchführen können und mit unserer Arbeit auch noch die Menschen erreichen, die dem ganzen Thema Integration noch nicht so offen gegenüberstehen. Gerade in Anbetracht der aktuellen politischen Situation wird es immer wichtiger, die Menschen von einem friedlichen Miteinander zu überzeugen. Dazu muss weiterhin die Finanzierung stehen.

 

Mitmachen und Teil des Teams werden?
Hier können Sie Kontakt aufnehmen:
Über den Tellerrand Frankfurt e.V., Leipziger Straße 36, 60487 Frankfurt am Main
www.ueberdentellerrand.org/frankfurt
Telefon: 069 8720 6877
E-Mail: frankfurt@ueberdentellerrand.org
Instagram: frankfurt_ueber_den_tellerrand

Der Verein freut sich immer über Einzel- oder Dauerspenden. Wenn Sie möchten, gerne über die Online-Spendenplattform betterplace: betterplace.org/p34273

// Titelfoto: Lena Balkhausen bei einem Kultur- und Tanzabend (links), Riham Istanbouli bei einem Communityevent (rechts). © Über den Tellerrand Frankfurt e.V.

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