DER FRANKFURTER hat mit Ernst Schwarz, Vorsitzender von MainViertel – Dachverband Frankfurter Gewerbevereine e. V. über die aktuelle Situation der Gewerbetreibenden in Frankfurt gesprochen.

Lieber Herr Schwarz, erklären Sie uns noch einmal kurz was MainViertel überhaupt ist?
Bei der Initiative MainViertel geht es vorrangig um die Wiederbelebung der Stadtteile und darum bei den Frankfurtern das Bewusstsein zu schaffen, dass sie mitverantwortlich sind in Sachen Stadtgestaltung. Wir möchten damit ein Zeichen setzen für Zusammenhalt im Gewerbe und im Allgemeinen unter Nachbarn.

Dazu vernetzen wir regionale Unternehmen miteinander, fördern einen Austausch untereinander, verbessern den Zusammenhalt in den Gewerbevereinen und motivieren dort zum Engagement für die Gesellschaft und das Zusammenleben. Denn zusammen erreichen wir mehr.

Es geht kurz und knapp gesagt darum: Entdecken, genießen, shoppen. Direkt vor der Haustür und nicht im großen Online-Shop.

Und wie kann man das konkret erreichen?
Wir haben zum einen als Dachverein für die Gewerbe in Frankfurt Werkzeuge geschaffen, die alle ansässigen Unternehmen kostenfrei nutzen können. Das sind Plakate, Papiertüten und andere Werbemittel, die auf die Aktion aufmerksam machen und so den regionalen Einkauf wieder ins Bewusstsein der Menschen bringen.

Zum anderen kommt es auch auf die Menschen selbst an. Die klaren Vorteile im regionalen Handel sind ja, dass der Einkauf immer auch ein individuelles Erlebnis ist und von den Unternehmen mitgestaltet werden kann. Der wichtigste Punkt hier ist meiner Meinung nach, dass es ein menschliches Miteinander gibt. Jedem Kunden und jeder Kundin wird im Handel vor Ort ein Serviceerlebnis geboten, dass sie mit einem guten Gefühl gehen lässt. Zum Beispiel wird man vor Ort mit dem Namen begrüßt, nach dem Tag oder der Familie gefragt. So trägt sich dann auch ein guter Ruf über Mundpropaganda weiter und die Menschen kommen wieder. Das ist manchmal mühsam, aber aus meiner Sicht der effektivste und nachhaltigste Weg, ein Gewerbe zu etablieren und Menschen dauerhaft glücklich zu machen und zum Wiederkommen zu motivieren. Langfristig sind es nicht die Mega-Angebote oder Rabattaktionen, die Menschen anlocken, sondern das Zwischenmenschliche, wenn der Mensch selbst im Mittelpunkt steht.

Welchen Herausforderungen gibt es außerdem für Gewerbe aktuell?
Die schwierige Situation in der Welt spiegelt sich auch bei uns wider. Viele Menschen sind niedergeschlagen durch schlechte Nachrichten. Die Stimmung ist gedrückt. Dadurch ist auch die Lust auf Freizeitaktivitäten und Spontanität gesunken. Die Menschen gehen weniger raus, kommen seltener in Restaurants oder anderen Begegnungsräumen zusammen.

Durch die Coronazeit sind die Menschen zudem an Online-Shopping gewöhnt, was sich zusätzlich beim Einzelhandel vor Ort bemerkbar macht.

Ein herzzerreißendes Beispiel sind da die Frankfurter e-Kinos, die nach über 70 Jahren Familienbetrieb im April aus wirtschaftlichen Gründen schließen mussten.

Wie motivieren Sie sich in so schwierigen Zeiten immer wieder für Frankfurt einzustehen?
Ich bin von Natur aus ein optimistischer Mensch und Frankfurt liegt mir einfach am Herzen. Ich wurde in Frankfurt geboren und bin Frankfurter durch und durch. Wir sitzen hier doch alle in einem Boot: Kultur, Einzelhandel und Gastronomie.

Unsere Aktion „Ich liebe Frankfurt!“ spricht mir aus der Seele und ich denke, durch ein persönliches Gespräch und ein Lächeln wird die Welt schon zu einem besseren Ort.

Und was können wir als Frankfurterin oder Frankfurter in unserem Alltag tun?
Ganz wichtig ist es meiner Meinung nach überhaupt, sich mehr Zeit zu nehmen, mehr bewusst zu erleben. Sich über vermeintliche Kleinigkeiten austauschen und sich auch daran erfreuen. Das kommt in unserem hektischen Alltag oft viel zu kurz. Diese Art der Achtsamkeit fängt in der Nachbarschaft an und hört im Restaurant auf.

Einkaufen, shoppen und Essen mehr als bewusste Tätigkeit wahrnehmen und so auch die Auswahl des Ortes, des Handels oder Restaurants auswählen und so dort unterstützen, wo man sich auch einen Erhalt wünscht. Toll wäre es doch, wenn man sich dabei zu seinem Stadtteil bekennt und dort einkauft, Dienstleistungen bezieht und seinen Kaffee genießt. Dabei sind lokale Märkte sowie der große Handel beide als Anziehungspunkte von großer Bedeutung und ebenso unterstützenswert.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ganz oben steht für mich der Zusammenhalt und das Miteinander. Ich wünsche mir, dass wieder mehr Menschen mit offenen Augen durch die Welt gehen, offen füreinander sind und offen für Entwicklungen. Dass man wieder mehr miteinander spricht, sich interessiert und informiert, am echten Leben teilnimmt und einander Respekt zeigt. Egal, worum es geht.

Weitere Informationen zu MainViertel auf www.main-viertel.de

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