Bergen-Enkheim, der östlichste und höchstgelegene Stadtteil Frankfurts, ist ein faszinierendes Beispiel für die Verschmelzung von Tradition und Moderne. Erst 1977 eingemeindet, hat sich der Stadtteil seinen dörflichen Charme bewahrt und bietet gleichzeitig alle Annehmlichkeiten des urbanen Lebens. Die Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück, als Bergen und Enkheim noch eigenständige Gemeinden waren. Heute präsentiert sich Bergen-Enkheim als lebendiger Stadtteil mit einer Mischung aus historischen Fachwerkhäusern, modernen Wohngebieten und weitläufigen Naturschutzgebieten. Besonders bekannt ist der Stadtteil für seine literarische Tradition und den jährlich verliehenen Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“. Mit seiner einzigartigen Lage zwischen Großstadt und Natur, seiner reichen Geschichte und seinem kulturellen Leben zieht Bergen-Enkheim Besucher und Bewohner gleichermaßen in seinen Bann.

Das Berger Rathaus und Heimatmuseum

Das Berger Rathaus, ein architektonisches Juwel aus dem 14. Jahrhundert, ist das Herzstück des historischen Ortskerns. Mit seinem gotischen Unterbau und dem Renaissance-Fachwerkobergeschoss erzählt es die Geschichte des Stadtteils. Seit 1959 beherbergt es das Heimatmuseum Bergen-Enkheim, das Besuchern einen faszinierenden Einblick in die lokale Geschichte und Kultur bietet. Von der einstigen Funktion als Gerichts- und Verwaltungssitz zeugen noch heute die alten Gefängniszellen im Keller. Der markante Turm mit seiner barocken Laterne, hinzugefügt im Jahr 1704, verleiht dem Gebäude seine unverwechselbare Silhouette. Ein Besuch im Heimatmuseum ist wie eine Zeitreise durch die Jahrhunderte, die die Entwicklung von Bergen-Enkheim von einer mittelalterlichen Siedlung zum modernen Frankfurter Stadtteil nachzeichnet.

Der Weiße Turm

Der Weiße Turm, ein imposanter Wehrturm aus dem Jahr 1472, ist ein beeindruckendes Relikt der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Bergen. Als einziger erhaltener Teil der alten Stadtmauer ragt er majestätisch in den Himmel und bietet Besuchern einen faszinierenden Blick in die Vergangenheit. Seine massiven Mauern und schmalen Schießscharten erinnern an eine Zeit, als Bergen noch eine eigenständige, befestigte Stadt war. Heute ist der Weiße Turm nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der wechselvollen Geschichte des Stadtteils. Bei Führungen können Besucher das Innere des Turms erkunden und von der Aussichtsplattform einen atemberaubenden Blick über Bergen-Enkheim und die umliegende Landschaft genießen.

Das Enkheimer Ried

Das Enkheimer Ried, ein etwa 8,5 Hektar großes Naturschutzgebiet, ist eine grüne Oase inmitten der Großstadt. Diese ehemalige Moorlandschaft, entstanden aus einem verlandeten Altarm des Mains, bietet Besuchern einen einzigartigen Einblick in die Natur- und Kulturgeschichte der Region. Durch Torfabbau im 19. Jahrhundert entstanden hier offene Wasserflächen, die heute von üppigem Schilfröhricht umgeben sind. Das Ried ist ein Paradies für Naturliebhaber und Vogelbeobachter. Hier finden zahlreiche Vogelarten, darunter seltene Wasservögel, ein ideales Brut- und Rastgebiet. Ein besonderes Highlight ist die Europäische Sumpfschildkröte, deren letzte hessische Population hier beheimatet ist. Auf gut ausgebauten Wegen können Besucher das Ried erkunden und die einzigartige Flora und Fauna hautnah erleben.

Die Schelmenburg

Die Schelmenburg, ein schlichtes Barockschlösschen aus dem 18. Jahrhundert, ist eng mit der Legende der „Schelme von Bergen“ verknüpft. Der Sage nach soll hier ein Metzger gelebt haben, der zum Ritter geschlagen wurde und eine adlige Dame heiratete. Das Gebäude steht auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Wasserburg und beherbergte einst die Verwaltung der Grafschaft Hanau-Münzenberg. Heute in Privatbesitz, fasziniert die Schelmenburg mit ihrer bescheidenen Eleganz und den gepflegten Gartenanlagen. Sie ist ein stiller Zeuge der wechselvollen Geschichte Bergen-Enkheims und inspirierte zahlreiche Künstler, darunter Heinrich Heine, zu literarischen Werken. Die Schelmenburg verkörpert den Charme vergangener Zeiten und lädt Besucher ein, in die Sagenwelt des Ortes einzutauchen.

// Text: BG

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