Auszeichnung für medizinische Exzellenz und humanitäres Engagement: Prof. Dr. Robert Sader erhält Bundesverdienstkreuz

Das Bundesverdienstkreuz wurde an Prof. Dr. Robert Sader verliehen, eine Anerkennung seiner außergewöhnlichen Beiträge in der Medizin und sein weltweites humanitäres Engagement. Als Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt, hat Prof. Sader sein Fachwissen und seine medizinische Kompetenz in beeindruckender Weise eingesetzt.

Er ist bekannt für seine Arbeit an der Wiederherstellung von Gesichtern, insbesondere bei Fehlbildungen wie der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Seine schonende Operationsmethode hat unzähligen Kindern weltweit geholfen, nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihre Lebensqualität erheblich zu verbessern. Sein Ansatz, bei Operationen sowohl auf die physischen als auch psychischen Aspekte zu achten, zeigt seine tiefe Empathie und sein Verständnis für die Bedürfnisse seiner Patienten und deren Familien.

Prof. Sader hat sich auch im Bereich der medizinischen Ausbildung hervorgetan. Als Studiendekan war er von 2009 bis 2020 an der Goethe-Universität tätig, wo er die Studentische Poliklinik ins Leben rief. Diese Initiative ermöglicht es Medizinstudierenden, praktische Erfahrungen zu sammeln, während sie gleichzeitig unbehandelten und nicht versicherten Personen medizinische Hilfe anbieten.

Sein Engagement beschränkt sich nicht nur auf Deutschland. Er hat in Ländern wie Rumänien, Togo, Indien, Brasilien, Tadschikistan und Nicaragua gearbeitet, um dort medizinisches Personal auszubilden und Familien mit betroffenen Kindern zu unterstützen. Für seine internationalen Bemühungen erhielt er Anerkennungen und Ehrenprofessuren in verschiedenen Ländern.

Seine wissenschaftliche Arbeit, die mehr als 400 Peer-Review-Artikel und zahlreiche Buchbeiträge umfasst, hat ebenfalls erheblich zum medizinischen Fortschritt beigetragen. Für diese Leistungen und sein unermüdliches Engagement für das Wohl der Menschen wurde Prof. Dr. Sader mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, eine Ehre, die seine außerordentliche Karriere und seinen Beitrag zur Medizin und zur Menschlichkeit würdigt.

Interview mit Prof. Dr. Robert Sader, Uniklinik Frankfurt

Normann Schneider: Prof. Dr. Sader, Sie haben das Bundesverdienstkreuz bekommen, für Ihre medizinischen Hilfen bei Kindern, können Sie uns mehr über Ihre langjährige Arbeit, insbesondere bei Kindern mit Gesichtsfehlbildungen, erzählen?

Prof. Dr. Robert Sader: Ja, gerne. Mein Engagement in diesem Bereich durchzieht mein gesamtes Berufsleben. Es liegt mir besonders am Herzen, mich um Kinder mit Gesichtsfehlbildungen zu kümmern. Dies ist ein wesentlicher Teil meiner Arbeit im Bereich der Wohltätigkeit. Seit über 30 Jahren, genauer gesagt seit 1992, reise ich in verschiedene Länder, um Babys mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zu behandeln. Diese Reisen beinhalten nicht nur die Operationen selbst, sondern auch das Anleiten der lokalen medizinischen Fachkräfte. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben, um die medizinische Versorgung in diesen Ländern zu verbessern.

Das klingt nach einer beeindruckenden und wichtigen Arbeit. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Sicher. Ich bin nach der Wende nach Rumänien gereist. Damals war alles dort am Boden. Und seit 15 Jahren bin ich in Nicaragua tätig. Da fahre ich jedes Jahr für zwei Wochen hin, auch jetzt wieder Ende Januar. Dort führe ich nicht nur Operationen an betroffenen Kindern durch, sondern halte auch Vorlesungen an der Uni und bilde Kollegen aus. In 15 Jahren haben wir geschafft, dass es jetzt in Nicaragua bereits zwei so genannte Spaltzentren gibt, wo die Kinder operiert werden können. Aber das ist für den Bedarf im Land natürlich viel zu wenig.

Gibt es Missverständnisse bezüglich bestimmter Erkrankungen, zum Beispiel der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte?

Ja, es gibt oft Missverständnisse. Früher wurde die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte als „Hasenscharte“ bezeichnet, was heute als unangemessen angesehen wird. Es ist wichtig, Menschen nicht mit Tieren gleichzusetzen. Der korrekte Fachbegriff ist Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, und es ist entscheidend, dass wir diesen verwenden und die Erkrankung richtig verstehen.

Sie erwähnten eine besondere Einrichtung in Frankfurt. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Natürlich. Das ist eine Einrichtung des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität, wo Menschen ohne Krankenversicherung eine kostenfreie, hausärztliche Basisversorgung erhalten. Viele dieser Patienten werden von Studierenden betreut, natürlich immer unter Aufsicht von Hausärzten. Wir achten darauf, dass alles gut abläuft. Zum zehnjährigen Jubiläum im nächsten Jahr haben wir bereits eine vierstellige Anzahl von Patienten behandelt. Das ist ein Frankfurter Projekt, das wir auch mit unserer Charity unterstützen. Die Poliklinik lebt von Spenden, denn die Studierenden und Ärzte arbeiten unentgeltlich. Wir haben einen Lehrauftrag der Goethe Universität, um alles formal und juristisch abzusichern. Was wir selbst finanzieren müssen, sind die Medikamente. Das sind momentan etwa 5.000 Euro pro Jahr. Wenn man bedenkt, dass wir viele Hundert Patienten, darunter Diabetiker und Bluthochdruckpatienten, versorgen, sieht man, dass man für eine gute Basismedizin nicht viel Geräte und Geld braucht.

Wer sind die Patienten, die zu Ihnen kommen?

Es sind vor allem ausländische Bürger, die aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds Schwierigkeiten haben, in unser Gesundheitssystem einzusteigen. Aber es sind auch nicht wenige Deutsche dabei, viele aus der Gastronomie. Das sind oft kleine Unternehmer, wie Kellner, die privat versichert sind. Wenn es ihnen schlecht geht, fallen sie aus der Privatversicherung raus und kommen, trotz Versicherungspflicht, aufgrund bürokratischer Barrieren nicht in die gesetzliche Versicherung zurück. Frustrierte Menschen kommen dann zu uns. Wir sind in den Räumen des städtischen Gesundheitsamtes jeden Dienstag und Mittwoch für jeweils zwei Stunden, plus eine Stunde, in der die Studierenden mit ihrem Hausarzt die Fälle nachbesprechen – quasi Unterricht am Patienten.

Hat sich die Nachfrage nach Ihrer Sprechstunde verändert?

Ja, tatsächlich. Mit der wirtschaftlichen Situation in Deutschland und den steigenden Preisen der privaten Krankenversicherungen hat die Nachfrage zugenommen. Ursprünglich hatten wir nur dienstags Sprechstunde, aber vor etwa drei Jahren mussten wir zusätzlich den Mittwoch einrichten.

Wie hat sich das Spektrum Ihrer chirurgischen Eingriffe durch moderne Trends wie E-Scooter verändert?

E-Scooter-Unfälle haben zu einem Anstieg an Gesichtsverletzungen geführt. Früher waren die meisten Verletzungen Sportverletzungen oder Autounfälle. Jetzt sehen wir häufiger Verletzungen durch E-Scooter, oft bei Jugendlichen, die entweder betrunken sind, zu zweit fahren oder das Gerät falsch bedienen. Es wäre ratsam, auch bei E-Scootern Integralhelme zu tragen, ähnlich wie bei Motorrädern.

Sie haben auch das Thema Misshandlung und Missbrauch von Kindern angesprochen. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Ja, das ist ein sehr ernstes Thema. Wir unterstützen Projekte wie Mädchenhäuser, die Schutz für Mädchen bieten, die von ihren Vätern misshandelt und missbraucht wurden. Diese Einrichtungen sind geheim, damit die Täter sie nicht finden können. Es ist wichtig, dass wir unsere Augen nicht vor solchen Problemen in unserer Gesellschaft verschließen.

Wie sehen Sie die Verbindung zwischen der Universitätsklinik und der Stadt Frankfurt?

Diese Verbindung ist mir sehr wichtig. Früher gab es eine engere Beziehung zwischen der Stadt und der Universität. Ich habe die studentische Poliklinik gegründet, um in meinem Bereich etwas für die Stadt Frankfurt zu tun. Leider hat das letzte Präsidium der Universität diese Art von Engagement zurückgefahren. Ich war in der Senatskommission „Third Mission“, die sich um solche Projekte kümmerte, aber diese wurde aufgelöst. Ich finde es wichtig, dass die Universität auch der Stadt dient, besonders da sie ursprünglich von Bürgern gegründet wurde.

Neben Ihrer Arbeit im medizinischen Bereich haben Sie auch viel Engagement in die Pflege eines guten Betriebsklimas und in die Beziehung zu Ihren Mitarbeitern investiert. Können Sie uns mehr darüber erzählen, wie Sie dies umsetzen?

Absolut. Ich glaube fest daran, dass es essenziell ist, sich um seine Mitarbeiter zu kümmern und ihnen Wertschätzung zu zeigen. Wir organisieren regelmäßig gemeinsame Aktivitäten wie Sommerausflüge und haben unser traditionelles Weihnachtsessen, zu dem alle eingeladen sind. Diese Veranstaltungen fördern ein gutes Miteinander und eine Atmosphäre, in der sich jeder auf Augenhöhe begegnet. Normalerweise ist meine Tür immer offen. Jeder weiß, dass er bei Fragen oder Problemen jederzeit zu mir kommen kann. Wenn neue Mitarbeiter eingestellt werden, lege ich Wert darauf, dass sie sich bei mir und bei allen anderen Mitarbeitern vorstellen. So stellen wir sicher, dass sie gut in unser Team passen. Diese Praxis hilft uns, ein positives und unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen, was für die Gesundheit und das Wohlbefinden aller von großer Bedeutung ist.

Titelbild: Das Bundesverdienstkreuz überreicht durch Hessischer Minister für Soziales und Integration Kai Klose.

(Text: Normann Schneider / Foto: Uniklinik)

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