DORNBUSCH | Ernst Schwarz, Vorsitzende des „Dachverband Frankfurter Gewerbevereine e.V.“ ist das Sprachrohr für seinen Verein. Gerade wenn es auf das Weihnachtsgeschäft los geht, dann braucht es ein verstärktes Verantwortungsgefühl bei den Geschenke-Käufern. Beate Tomann hat nachgefragt.
Beate Tomann: Was meinen Sie mit dem „Glitzernden Augen“-Phänomen?
Ernst Schwarz: Jetzt geht es in die schöne stimmungsvolle Adventszeit. Bei aller Hektik dürfen die Menschen nicht vergessen, wie wichtig das Thema Vorfreude und Gemeinsamkeit ist. Die Stadt ist geschmückt. Überall duftet es nach Glühwein, Plätzchen und Maronen. Alle Schaufenster sind weihnachtlich dekoriert. Was gibt es Schöneres als mit der Familie oder mit Freunden sich die „Geschenke“ und Träume anzuschauen? Und das Glitzern in den Augen zu haben oder zu sehen. Und vielleicht ein paar Tage später schmunzelnd die Ware zu kaufen und zu verpacken.
Die Stimmung in der Stadt ist für Sie eine Art Lebensqualität?
Genau – wer am Sofa sitzt, trifft keine Menschen. Der Online-Einkauf bewahrt nicht das Angebot, dass es in unseren Stadtteilen und in der Innenstadt noch gibt. Wir tragen einen wesentlichen Beitrag dazu bei, ob und wie unsere Städte zukünftig noch funktionieren können. Ich plädiere an alle, die Geschenke organisieren, sich das Einkaufserlebnis nicht entgehen zu lassen.
Was macht beim Einkauf im lokalen Handel denn den Unterschied?
Es ist die Menschlichkeit. Beratung hat immer auch etwas mit persönlicher Wertschätzung zu tun. Bestenfalls kennt mich und meine Vorlieben der Verkäufer in meinem Viertel so gut, dass er mit frischen Tipps, die zu mir passen geben kann. Auch die Frage: Wie geht es Ihnen?“ Wird online weder gestellt noch beantwortet. Kommunikation ist ein wesentlicher Faktor in unserer Frankfurter Gesellschaft – gerade, weil wir so unterschiedlich sein können. Das gemeinsame Lachen und der Austausch bestimmen das persönliche Lebensgefühl. Um so wichtiger ist es, sein Viertel, seinen Handel um die Ecke und die Gastronomie zu unterstützen.
Was tun Sie dafür? Wie lässt sich gewachsene Struktur erhalten?
Wenn wir weiter zusehen, wie die kleinen Läden aufgeben, haben wir ein echtes Problem. Deshalb haben wir mit der Stadt Frankfurt und dem Dachverband eine Werbekampagne laufen. Im laufenden Jahr wurde eine Straßenbahn mit den Motiven der „MainViertel-Kampagne“ gestaltet. So fährt unser Apell durch die ganze Stadt und erreicht damit viele Stadtteile und deren Bewohner. Es geht um die Aufrüttelung der Menschen Frankfurts. Wir sitzen alle in einem Boot. Wenn jeder Einzelne auch zukünftig die bunte Angebotsstruktur genießen will, gilt es seine Umgebung nicht selbstverständlich zu nehmen. Es geht darum, ganz bewusst die Nachbarn, die Gastronomen und die Gewerbetreibenden mit dem persönlichen Handeln zu unterstützen.
Die aktuelle Werbe- und Aktionskampagne „Main <3 Viertel – Handel – Handwerk – Hunger!“ richtet sich mit der Frage an die Frankfurter: Warum liebst Du Dein Viertel? Was macht es liebenswert und lebenswert? Dieses Bewusstsein ist die wichtigste Grundlage für unsere gemeinsame Zukunft.
Was soll diese Kampagne bewirken?
Sie ist ein Motivationsprojekt, um aus Nutzern der „Vierteln“ regelrechte Förderer der Lebensqualität zu machen. Es geht um Identifikation, um Sympathie, um Aufmerksamkeit, um Kundengewinnung/-bindung. Es geht um das Überleben der Vielfalt und die Weiterentwicklung der Angebote in jedem Stadtteil.
Was können wir dafür tun?
Jeder Leser, jeder Frankfurter, jeder Besucher kann einen wundervollen Beitrag leisten, indem er sich Zeit nimmt für Nähe und Menschlichkeit. Darin verbirgt sich auch die Entscheidung, wo will ich meine Euros einsetzen. Hier bei mir im Viertel oder in der anonymen Welt des Online-Handels. Lasst uns alle die Zukunft durch ein fürsorgliches Handeln gestalten. Das tut allen gut – uns und allen, die die großartigen Angebote für uns bereithalten.
Vielen Dank Herr Schwarz. Wir sind dabei.
(Text/Foto: BT)