GOLDSTEIN | Eine fast 80-jährige Geschichte liegt hinter dem Jugendwohnverbund St. Martin. An dem Ort in der Siedlung Goldstein, wo 1947 erstmals ein Haus für geflüchtete Jugendliche gebaut wurde, steht heute wieder das neue Jugendwohnhaus St. Martin. 27 Jungen und junge Männern im Alter von 12 bis 18 Jahren, die nicht mehr in ihrer Familie leben können, finden seit November 2021 im neuen Gebäude ein Zuhause. Am Freitag, 26. Mai 2023, wurde das Jugendwohnhaus offiziell eingeweiht.

Es ging örtlich zurück zu den Wurzeln, doch konzeptionell kann der Jugendwohnverbund St. Martin im Neubau sein Angebot ausbauen: So gibt es mehr Plätze für junge Menschen aus schwierigen familiären Verhältnissen – insgesamt 27. Je neun Jugendliche leben in einer Wohngruppe zusammen. Außerdem wurden barrierefreie Wohn- und Betreuungsplätze geschaffen. „Die Einrichtung ist in ihrer Historie bereits mehrfach umgezogen und hat sich stetig mit den neuen Immobilien verbessert und ihre Konzepte weiterentwickelt“, betonte Nanine Delmas, Leiterin des Jugend- und Sozialamts der Stadt Frankfurt, bei der Einweihungsfeier.

Passgenau und bedarfsgerecht für Jugendliche gebaut

„Wir arbeiten für Menschen, die durchs ihre Lebenssituation benachteiligt und ausgegrenzt sind“, hob Caritasdirektorin Gaby Hagmans in ihrem Grußwort hervor. „Auch sie haben das Recht, in einem wertvollen Umfeld zu leben, in dem sie sich wohlfühlen können. Im Jugendwohnhaus St. Martin finden Jugendliche ein schönes Zuhause, das passgenau und bedarfsgerecht für sie gebaut wurde.“

Besonderer Wert wurde dabei nicht nur auf die Gestaltung der Bewohnerzimmer als individuellem Rückzugsort gelegt, sondern auch auf die der Gemeinschaftsräume. „Wir haben die Räume so gestaltet, dass drei Nuancen von Zusammenleben möglich sind: Einzelzimmer, Wohngruppenräume und ein großer Gemeinschaftsraum“, erklärte Ilse König vom Architekturbüro „Königs Architekten“ aus Köln, das das Jugendwohnhaus geplant hat.

Das Jugendwohnhaus, das auf dem Grundstück der katholischen Pfarrgemeinde St. Jakobus steht, wurde nicht nur optisch durch eine dreigeteilte Dachlandschaft in die Siedlung vor Ort integriert. Auch eine gute Nachbarschaft hat einen hohen Stellenwert, so Gaby Hagmans: „An diesem Ort zeigt sich die Verbundenheit zur Gemeinde: Einerseits, weil die Optik der Gebäude – des Gemeindezentrums und der Kita St. Johannes und unseres Jugendwohnhauses – harmonisiert. Andererseits, weil es einen guten Austausch und ein gutes Zusammenleben hier vor Ort gibt.“

Schwerpunkt: Freizeitpädagogische Angebote

Im Keller des Jugendwohnhauses St. Martin befindet sich ein Kraftraum mit Hantelbank und Boxsack. Auch die Außenanlage wurde nach den Wünschen der Jugendlichen gestaltet und mit einem Basketballfeld ausgestattet. „Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt im freizeitpädagogischen Bereich“, berichtet Sonja Schoenberner, Abteilungsleiterin Kinder-, Jugend-, Eingliederungshilfe im Caritasverband. Im Jugendwohnhaus gibt es eine Kunst-AG, eine Fahrradwerkstatt, musikpädagogische und Sportangebote wie Ballsportarten oder Bodybuilding im Kraftraum. Die Teilnehmer der Projekte haben mit ihrem Können und den Werken den Tag der Einweihung einen festlichen Rahmen gegeben.

Ein selbstgestaltetes Plakat „Herzlich willkommen im Jugendhaus St. Martin“ begrüßt die Gäste der Einweihungsfeier. Auch an den Wänden des Hauses sind Kunstwerke der Bewohner ausgestellt. Jugendliche, die am Musikprojekt teilnehmen, spielen mit E-Gitarre und Bass und in Begleitung ihrer Lehrer*innen an der Querflöte, Gitarre und Gesang die Stücke „Stand by me“ von Ben E. King und das „Pink Panther Theme“ auf. Auch der Sport kam nicht zu kurz. Die jungen Männer aus dem Jugendwohnhaus zeigten eine Cricket-Vorführung, ein Schlagballspiel, das an Baseball erinnert. Interessierte konnten anschließend selbst ihre Treffsicherheit beweisen.

Dank an Mitarbeitende

„Mein herzlicher Dank gilt dem gesamten Team: Sie alle hier machen einen großartigen Job. Sie tun täglich alles dafür, den Jugendlichen ein sicheres Zuhause zu gehen und sie in ein selbständiges Leben zu begleiten“, betonte Sonja Schoenberner. Insgesamt 15 Pädagog*innen und Sozialarbeiter*innen um den Leiter Volker Kusnierz und seinen Stellvertreter Martin Enders betreuen die Jugendlichen im Jugendwohnhaus. Hinzu kommen Hauswirtschaftskräfte und ein Koch.

So hält Volker Kusnierz, Leiter des Jugendwohnverbunds St. Martin, fest: „Von Beginn an wurden in St. Martin junge Menschen betreut, die stets aus belasteten Situationen kamen, und Erfahrung mit Verlust, Trennung, Mangel und Ablehnung gemacht haben. Ziel unserer Arbeit wird es auch künftig sein, den Jungen Sicherheit, Geborgenheit und Unterstützung zu geben, um sie zu einer verantwortlichen Übernahme ihres Lebens zu ermutigen und zu stärken.“

Interreligiöser Segen

Eingeweiht wurde das Haus durch den katholischen Pfarrer Michael Metzler und den Islamwissenschaftler Saber Ben Neticha. Beide Männer lasen Verse über den Frieden aus ihren heiligen Schriften, der Bibel und dem Koran, und sprachen einen Segen für eine gute Hausgemeinschaft.

Über den Jugendwohnverbund St. Martin

Das Jugendwohnhaus St. Martin gehört zum gleichnamigen Jugendwohnverbund des Caritasverbands Frankfurt. Den Kern der Arbeit bilden die sogenannten innengeleiteten Wohngruppen, in denen pädagogische Mitarbeitende rund um die Uhr den Alltag der Bewohner begleiten. Außerdem bietet der Jugendwohnverbund auch eine Trainingswohnung an, in der ältere Jugendliche oder junge Volljährige das eigenständige Leben unter fachkundiger Begleitung erproben können.

Der letzte Baustein im Rahmen der Verselbstständigung ist die sogenannte „Sonstige betreute Wohnform“. In eigens vom Caritasverband angemieteten Wohnungen im gesamten Stadtgebiet leben junge Männer zwischen 18 und 21 Jahren mit einem hohen Maß an Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit. Dabei werden sie im Alltag durch Pädagog*innen begleitet und unterstützt. Der Jugendwohnverbund St. Martin ist eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. Die Unterbringung der jungen Menschen erfolgt in Absprache mit dem Jugendamt.

Weitere Informationen unter: www.caritas-frankfurt.de/jwvmartin

Spenden

Für den Bau und die Ausstattung einer Fahrradwerkstatt im Garten des Jugendwohnhauses ruft der Caritasverband Frankfurt e. V. zu Spenden auf. Wer das Projekt finanziell unterstützen möchte, kann hierfür folgende Bankverbindung nutzen: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE97 5502 0500 3818 0840 40, BIC: BFSWDE33MNZ

Titelbild: Volker Kusnierz (Leiter des Jugendwohnverbunds St. Martin), Sonja Schoenberner (Abteilungsleiterin Kinder-, Jugend-, Eingliederungshilfe), Nanine Delmas (Leiterin des Jugend- und Sozialamts der Stadt Frankfurt), Gaby Hagmans (Caritasdirektorin), Ilse Maria Königs (Inhaberin Architektenbüro Königs Architekten), Dr. Jörg Fingerle-Beckensträter (Kaufmännischer Direktor), Pfarrer Michael Metzler und Islamwissen-schaftler Saber Ben Neticha vor dem neuen Jugendwohnhaus St. Martin.

(Text: PM Caritas Frankfurt / Foto: Dagmar Brunk / Caritasverband Frankfurt e. V)

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