NIEDERURSEL | Im Nordwesten Frankfurts liegt der beschauliche Stadtteil Niederursel, der trotz seiner Nähe zur imposanten Skyline der Großstadt Ruhe und Idylle ausstrahlt. Seit dem 1. April 1910 ist Niederursel ein Stadtteil von Frankfurt am Main. Bei einem Spaziergang durch den Stadtteil entdeckt man zahlreiche Sehenswürdigkeiten, darunter die „Überreste“ von einst 34 Mühlen, von denen einige heute gewerblich genutzt werden. Besonders hervorzuheben sind die Schilamühle, die Hohe Mühle, die Obermühle und die Tabakmühle. Nicht nur die historischen Gebäude, sondern auch die Fachwerkhäuser im alten Ortskern mit ihren wunderschönen Fassaden, darunter das älteste Gebäude aus dem Jahr 1581, sind ein Highlight. Doch auch die Natur um Niederursel ist einen Besuch wert: Der nahegelegene Niddapark und der Lohrberg bieten wunderbare Möglichkeiten zum Entspannen und Verweilen. Niederursel bietet eine gelungene Mischung aus historischen Bauten und idyllischer Natur, die zum Entschleunigen und Abschalten einlädt. Wer der Hektik der Großstadt entfliehen möchte und ein bisschen Ruhe und Idylle sucht, ist hier genau richtig.
Urselbach
Der Urselbach ist Niederusel nicht nur vom Namen her ähnlich, sondern auch von der Lage. Der Bach durchfließt Niederursel, um anschließend in Heddernheim im von Nordosten kommenden Main-Zufluss Nidda zu münden. Der Bach hat eine Länge von 16 Kilometern. Eine Vielzahl von Brücken führen über den Urselbach. Unter anderem die Kaiserin-Friedrich-Brücke oder auch die Urselbachtalbrücke. Die zweitgenannte Brücke ist auch die größte über dem Urselbach.
Mertonviertel
Das Mertonviertel ist ein Büro- und Wohnquartier, das sich nicht nur über Niederursel erstreckt, sondern auch über Heddernheim. Der Name stammt von Wilhelm Merton, den Gründer der Metallgesellschaft und des Instituts für Gemeinwohl. Das Viertel entstand ab Mitte der 80-er Jahre auf einem rund 60 Hektar großem Gebiet. Eines der ersten Gebäude war eine Hundertwasser-Kindertagesstätte mit einer gut sichtbaren Kuppel. Die Hälfte des Viertels besteht aus Wohnbauten, größtenteils in Reihenbauweise. Ansonsten finden sich hier noch Büro- und Gewerbeflächen.
Zwei Rathäuser für einen Stadtteil
Im Frankfurter Stadtteil Niederursel findet man noch heute Überreste seiner zweigeteilten Vergangenheit. Eine Zeit, in der es hier zwei Rathäuser gab, die sich jeweils um ihren Teil des Stadtteils kümmerten. Heute stehen beide Gebäude noch, auch wenn sie nicht mehr als Rathäuser genutzt werden. Das ehemalige Frankfurter Rathaus aus dem Jahr 1716 ist ein barockes Gebäude mit Zierfachwerk und Sturzbalken. Es befindet sich in der Straße Alt-Niederursel 28 und ist ein beeindruckendes Relikt aus vergangenen Zeiten. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Solms-Rödelheimische Rathaus, ebenfalls im barocken Stil erbaut und mit Zierfachwerk versehen. Beide Gebäude sind ein interessantes Ziel für alle, die sich für die Geschichte des Stadtteils und Frankfurts im Allgemeinen interessieren.
Martin-Luther-King-Park
Der Martin-Luther-King-Park im Frankfurter Stadtteil Niederursel wurde in den Jahren 1969 bis 1971 von in Frankfurt stationierten US-amerikanischen Soldaten angelegt, da die Stadt Frankfurt damals kein Geld für die Gestaltung der brachliegenden Fläche hatte. Der Park wurde nach dem 1968 ermordeten US-amerikanischen Bürgerrechtler und Nobelpreisträger Martin Luther King benannt. Im Jahr 1971 wurde der Park um einen etwa 4.800 m² großen, naturnah gestalteten Teich erweitert. Weiterhin bietet der Martin-Luther-King-Park eine Vielzahl von Einrichtungen und Aktivitäten, darunter ein Spielplatz, ein Streetball- und Basketballfeld, ein Bolzplatz, eine Senioren-Fitnessanlage, mehrere Liegewiesen und Spazierwege. Der Park ist ein beliebter Veranstaltungsort und wird regelmäßig für Konzerte, Feste und Vereinsveranstaltungen genutzt, unter anderem für das von dem Verein Netzwerk Nordweststadt e.V. und der Diakonie Frankfurt organisierte Open-Air-Festival. 1996 gründete sich der Martin-Luther-King-Park e.V., Verein für Nachbarschaftskultur und multikulturelles Zusammenleben, der zur Durchführung und Förderung nachbarschaftlicher Kultur ins Leben gerufen wurde. Heute ist der Park eine internationale Begegnungsstätte für Bürger des Stadtteils, der Umgebung und Besucher. Der Martin-Luther-King-Park steht für multikulturelles Zusammenleben und Nachbarschaftskultur und bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Erholung, sportlichen Betätigung und gemeinschaftlichem Miteinander.
Gustav-Adolf-Kirche
Die Gustav-Adolf-Kirche im Frankfurter Stadtteil Niederursel ist ein architektonisches Highlight. Der Bau wurde 1927 von dem Architekten Martin Elsaesser entworfen und mitsamt des Dachs aus Beton gegossen. Das Gelände, auf dem die Kirche heute steht, war früher der Standort der Sankt Georgskapelle. Elsaesser integrierte Teile des romanischen Türsturzes und des Dreipassfensters der alten Kapelle in den Bau der Kirche. Im Hof befindet sich ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Ein Kriegerdenkmal im Hof erinnert an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Interessanterweise hängt im Fuß der ehemaligen Kapelle eine Prangerkette, Überreste des „Niederurseler Gehorsams“. Früher wurden Delinquenten tagsüber angekettet und von den restlichen Dorfbewohnern verspottet, bevor sie nachts im „Loch“ hinter der Tür eingesperrt wurden.
Europäische Schule Frankfurt
Die Europäische Schule in Frankfurt ist seit 2002 eine offizielle Bildungseinrichtung in Niederursel, die Vorschule, Grundschule und Sekundarschule anbietet. 1600 Schüler kommen täglich her, um etwas zu lernen. Die Besonderheit der Europäischen Schulen, die bereits in den 1950ern gegründet wurden, besteht darin, dass alle Schüler in ihrer Muttersprache unterrichtet werden. An der Schule in Frankfurt werden daher alle Sprachen der EU-Mitgliedsstaaten unterrichtet, außer Maltesisch. Dies ermöglicht eine multikulturelle Lernumgebung, in der Schüler ihre Sprachkenntnisse verbessern und ihre kulturelle Identität bewahren können. Die Europäischen Schulen haben sich zum Ziel gesetzt, Schüler auf eine internationale Karriere vorzubereiten und einen Beitrag zur Schaffung einer vereinten und friedlichen europäischen Gesellschaft zu leisten.
Jüdische Gemeinde
In Niederursel gibt es eine lange Geschichte der jüdischen Gemeinde, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Joseph Weiler, ein Heddernheimer Jude, zahlte 1695 ganze 5 Reichstaler, um das Recht zu erhalten, in Niederursel zu wohnen und eine Brandweinbrennerei zu betreiben. Nach der Realteilung 1714 war die Ansiedlung von Juden in der Solmser Dorfhälfte erlaubt, nicht aber in der Frankfurter Hälfte. Der Alte jüdische Friedhof wurde 1720 an der Oberurseler Straße eröffnet, gefolgt vom neuen jüdischen Friedhof wenige hundert Meter entfernt im Jahr 1876. Die jüdische Gemeinde wuchs stark an, 1811 machten Juden in der Solmschen Hälfte 1/3 der Bevölkerung aus. Eine Synagoge wurde 1848 auf dem Grundstück Alt-Niederursel 3 erbaut. Jedoch sank die Zahl der Juden in der Folgezeit wieder. 1857 lebten noch 84 Juden in Niederursel, 1865 wurde die Gemeinde aufgelöst. Die ehemalige Synagoge wurde der evangelischen Gemeinde übergeben, die dort 1910 die Kindertagesstätte errichtete. Heute erinnern Stolpersteine an das Leben der Juden in Niederursel und den Holocaust während der NS-Zeit. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Niederursel ist ein wichtiger Bestandteil der lokalen Geschichte und ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur.
„Zum Lahmen Esel“ (Restaurant-Tipp)
Eine der ältesten und größten Apfelweinschenken Frankfurts und eine der besten Adressen in Frankfurt für alle Liebhaber herzlicher Atmosphäre. Im Jahr 2010 gab es sogar den Preis für das beste Schankhaus in Deutschland.
Das Schankhaus bietet durch seine Vielzahl an Räumlichkeiten ausreichend Platz für gemütliche Zusammenkünfte von kleinen oder große Gruppen. Während der Freiluftsaison faszinieren die überdachte Terrasse und der idyllische Garten – perfekt für den Schoppe an einem warmen Sommertag. Die Speisekarte bietet Gerichte der traditionellen Hausmannskost, kombiniert mit großzügigen Portionen und überzeugender Qualität.
(Text/Fotos: BG)