FECHENHEIM | Roland Frischkorn engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Stadtgesellschaft in Frankfurt. Er tut dies im sozialen, im kulturellen und besonders im Bereich des Sports. Durch sein Amt als Vorsitzender des Sportkreises Frankfurt, das er seit 2000 bekleidet, gibt es in Frankfurt wohl kaum eine Sportstätte, keine Sport- und Vereinseinrichtung, keine Sportfunktionäre, die er nicht bestens kennt. Als hochgeschätzter Partner des organisierten Sports in Frankfurt ist er in zahlreichen Gremien sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene vertreten.
Er ist ein nimmermüder Streiter für das Zusammenspiel der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kräfte über kommunale Grenzen hinaus. Seinem Nachdruck und seiner Mitarbeit in verschiedenen regionalen Institutionen ist es unter anderem zu verdanken, dass der Sport ein Beispiel dafür geworden ist, wie kleinräumiges Denken zugunsten einer großräumigen Planung überwunden werden kann. Im Interview konnte unsere Zeitung ihn nach Rück- und Ausblick fragen.
Beate Tomann: Was war für Sie das eindrücklichste Erlebnis oder die wichtigste Veranstaltung in diesem Jahr?
Mein besonderes Highlight lässt sich nicht in einen Termin fassen. Es war eigentlich alles rund um die Europäische Woche des Sports, die unter dem Motto „#beactive“ stattfand. Dazu gehörten Veranstaltungen, die schon vor der Woche stattgefunden haben, wie zum Beispiel der Aktionstag auf der Zeil oder auch das Sommerangebot am Main in der Ferienzeit. Bei My Zeil gab es Boxen und Basketball als Angebote. Die Sportwelt-Arena auf dem Museumsuferfest oder auch die 1. Deutsche Meisterschaft Freestyle Calisthenics gehören zu den besonderen Erinnerungen.
Was hat diese Europäische Woche des Sports von den vorangegangenen Jahren unterschieden?
Es gab einfach viel mehr Angebote, die sowohl in den Stadtteilen verteilt waren als auch neue Zielgruppen erreicht haben. Auch die ältere Bevölkerung konnte teilnehmen. Überhaupt findet viel mehr im öffentlichen Raum statt. Das wird sich auch noch verstärken. Die Stadt Frankfurt prüft zurzeit, welche Parks sich für offene Sportaktivitäten eignen. Bewegung ist der Schlüssel zum Erhalt beziehungsweis mehr Volksgesundheit. Diesen guten Einfluss auf die Menschen in der Stadt müssen wir unbedingt weiter ausbauen.
Wie haben die Frankfurter Vereine die Pandemie erlebt und überstanden?
Die Vereinsentwicklung ist trotz des ersten Einbruchs relativ glimpflich verlaufen. Im Grunde sind wir sogar sehr erfolgreich durch die Zeit gekommen. Bei 265.000 Vereinsmitgliedern in Frankfurt vor der Pandemie und einem tatsächlichen Schwund von 12.000 Mitgliedern sind wir heute schon wieder bei 262.000 Mitgliedern. D.h. die Vereine konnten in den beiden vergangenen Jahren weitere 10.000 Mitglieder gewinnen.
Und es gibt eine tolle Entwicklung rund um die Vereine. Wir verzahnen uns ganz entspannt auch mit Sportaktivitäten, die sich nicht oder noch nicht in Vereinen manifestieren wollen. Dazu gehört zum Beispiel eine Initiative junger Menschen, die sich unter dem Begriff EZB-Basketball einen Sportraum erobert haben und diesen weiter ausbauen. Oder zum Beispiel gibt es in Frankfurt eine sich selbst organisierende Bolzplatz-Liga, in der sich 40 Mannschaften verteilt über die ganze Stadt treffen und miteinander Fußball spielen.
Wie sieht es für das kommende Jahr aus?
Wir planen 2023 schon in Gedanken an 2024, wenn wir Gastgeber für den Fußball sein dürfen. Es wird noch bunter werden von den Angeboten, denn das Motto könnte sein: „Körper – Kunst – Kultur“. Kreative Angebote können die sportlichen Aktivitäten ergänzen. Wir sitzen wirtschaftlich alle in einem Boot. Das Einkaufen in der Stadt soll attraktiver werden. Unsere Ideen für Aktivitäten auf der Zeil sind ein Baustein dafür.
Wir arbeiten mit den Schulen zusammen, um den Sport noch einfacher zugänglich zu machen. Im Vorfeld der 2024 EM wird es an den Schulen in Frankfurt Fußball-Wettbewerbe geben. Oder zum Beispiel ist eine Kooperation mit der Goethe-Universität aktiv, um die ältere Generation mehr in die sportliche Bewegung zu bringen – Löwenstark ist der Titel.
Außerdem ist eine eigene APP in Planung, mit der man sich schneller informieren kann, wo Aktionsflächen sind oder Angebote stattfinden. Die mediale Durchdringung bis zum Mobilphone der Konsumenten ist ein wichtiger Schlüssel für die Aktivierung der Menschen. Überhaupt haben unsere Frankfurter Vereine die Zeit der Corona-Pandemie genutzt und sich viel digitaler aufgestellt. Der TV Sindlingen hat zum Beispiel relativ viele Kurse online angeboten. Und zur größten Überraschung hat sich das zwischenzeitlich in das normale Angebot eingebettet, so dass heute Mitglieder vor Ort Sport ausüben oder zuhause mit Anleitung über den Sportkanal mitmachen.
Worauf freuen Sie sich oder worüber freuen Sie sich?
Das Vernetzen von den verschiedensten Interessen mit dem gemeinsamen Ziel Frankfurt zur Sportstadt werden zu lassen, erfreut mein Herz. Dieses Jahr konnte ich die Partnerschaft mit der Wirtschaftsinitiative Rhein Main festzurren. Ganz im Sinne von, da wo ich ein menschliches Umfeld finde und ich meinen Sport ausüben kann, da komme ich auch hin, um zu arbeiten beziehungsweise zu leben. Dann, wenn Frankfurt Kultur und Sport nicht gegeneinander ausspielt, sondern als Chance der Zusammenarbeit sieht, dann wächst eine starke, kreative und gesunde Sportstadt heran. Ich freue mich daran, die Grundlagen dafür auf den Weg zu bringen. Es gibt so viele Chancen, die wir jetzt gemeinsam mit der Wirtschaft und der Politik haben, um zu gestalten.
(Text/Foto: BT)