FRANKFURT | Die beiden Initiatoren der Kampagne „Liebe kennt keine Pause – gegen Homophobie in Katar, Benjamin Näßler & Bernd Reisig, die gerade an der Auslandsreise von Bundesinnenministern Nancy Faeser in den WM-Austragungsort teilgenommen haben, zeigen sich verwundert über die Kritik an dieser Reise und den verhandelten Ergebnissen.
Der Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) hat in einer Stellungnahme der Ministerin vorgeworfen, dass man Menschenrechtsverletzungen, insbesondere die Kriminalisierung und Verfolgung der LSBTI* verharmlose.

„Es ist sehr schade, dass der LSVD nicht zunächst mit uns Kontakt aufgenommen hat, um aus erster Hand und von Mitgliedern der Community zu erfahren, wie die Gespräche in Katar verlaufen sind. Die Bundesinnenministerin hat beharrlich darauf gedrängt, dass wir als Vertreter unserer Initiative, die sich seit über zwei Jahren intensiv mit der Problematik von queeren Menschen in Katar, beschäftigt in dieser Delegation dabei sind“, sagte Bernd Reisig.

„Hätte man das Gespräch während oder nach der Reise mit uns gesucht, wäre sicherlich eine solche Stellungnahme obsolet geworden. Die Ministerin hat sich vor Ort sehr stark für die Rechte vom LGBTQ+ eingesetzt.“ so Reisig weiter.

Man habe in den zahlreichen Gesprächen offen und kritisch alle Situationen angesprochen. Und man habe gemeinsam zumindest für die Zeit der Weltmeisterschaft einiges an Zusagen für die Community erhalten.

„Selbstverständlich kann man auch kritisch feststellen, dass das immer noch nicht genug sei. Aber wir glauben, dass es gute und wichtige Schritte in die richtige Richtung sind“, erklärte Benjamin Näßler.

Nancy Faeser und die Vertreter von „Liebe kennt keine Pause – gegen Homophobie in Katar“ haben Sicherheitszusagen für die LGBTQ+ Community erhalten, dass sie während des Turniers Willkommen sein und auch Regenbogenfarben akzeptiert werden. Selbst gleichgeschlechtliche Paare sind im öffentlichen Raum geduldet. Derartige klare Aussagen waren bislang aus Katar nicht zu vernehmen.

„Es ist legitim, dass es unterschiedliche Meinungen zu dem Boykott-Aufruf gibt. Wir von der Initiative glauben eher an die Kraft des Dialoges und haben deshalb versucht in unseren Gesprächen Verbesserungen zu erreichen. Es mag auch sein, dass diese Schritte manchen zu klein erscheinen. Das sind sie sicherlich aus unserer Sicht auch, aber eben nicht aus der Sicht des Gastgeberlandes. Für die sind die Zugeständnisse und Sicherheitsgarantien sowas eine kleine Mondlandung“ sagte Bernd Reisig

Es sei nicht zielführed, die Reise und deren Ergebnisse zu kritisieren, ohne sich im Detail mal mit den Teilnehmern vorher auszutauschen, was wirklich alles besprochen sei, so Benjamin Näßler weiter.

„Natürlich ist der Anspruch des LSVD dauerhaft auch nach der WM die Lage der in Katar lebenden LGBTQ+ Menschen zu verbessern, richtig. Gerade deshalb sind die jetzt vereinbarten Erleichterungen als ein wichtiger Schritt anzusehen und natürlich haben wir auch über genau diese Frage in Katar gesprochen. Und wir werden das auch weiter tun, auch nach der WM“, so Näßler weiter.

Man hoffe, dass Türen der Freiheit und Toleranz, die mal geöffnet worden sind, sich nicht wieder so einfach schließen werden. Eine Garantie gäbe es allerdings niemals, aber ein Boykott würde nach Auffassung der Initiatoren nicht zur Verbesserung führen.

Reisig und Näßler betonten nochmal ausdrücklich, dass man in den Gesprächen mit Unterstützung der Bundesinnenministerin mehr erreicht habe, als man vor Beginn der Reise erhofft und gewünscht habe.

(Text: PM Initiative „Liebe kennt keine Pause – gegen Homophobie in Katar“ / Foto: Anastasiia Chepinska auf Unsplash)

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