SOSSENHEIM | Der Stadtteil liegt im Westen Frankfurts, sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und galt lange als sozialer Brennpunkt. Die Anfänge von Sossenheim reichen weit zurück. Vermutlich war es ein Frank namens „Suzo“, der sich im Jahr 600 n. Chr. im heutigen Sossenheim niederließ. Das rund 800 Jahre alte Sossenheim, das als sogenannte “ Straßendorf“ begann, hat kein historisch gewachsenes Zentrum. Die Entwicklung auf heute rund 16.000 Einwohner ist maßgeblich dem Bau großer Wohnsiedlungen in den 1960er und 1970er-Jahren zu verdanken. Bis heute ist Sossenheim dicht besiedelt. Besonders deutlich wird dies bei einem Spaziergang durch die Kurmainzer Straße. Das wilde Architekturgemisch ist typisch für den Stadtteil und zeichnet ihn aus.

Siedlung „Im mittleren Sand“

In der Presse als einer der ungewöhnlichsten Wohnorte bezeichnet wurde die Wohnsiedlung „Im mittleren Sand“. Die meisten Häuser der Siedlung stammen aus den 1950er Jahren. Einzelne Häuser stammen aus den 40ern und ein Haus sogar aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Insgesamt umfasst die Siedlung 50 Häuser. In den 50ern wurde die Siedlung illegal errichtet. Da man vermeiden wollte, dadurch einen Präzedenzfall zu schaffen, wollte der damalige Umweltdezernent einen Abriss der Siedlung. Doch zu diesem Zeitpunkt wohnten die Menschen bereits seit 40 Jahren in ihren Häusern und es regte sich Widerstand in Form einer Bürgerbewegung. Die Siedlung steht heute immer noch und wurde 2010 von der Stadt anerkannt und unter Bestandsschutz gestellt. Man findet die Siedlung im Sossenheimer Unterfeld, das zum westlichen Arm des Grüngürtels gehört. Im Süden grenzt die Bebauung an das rechte Ufer der Nidda.

Das Unterfeld

Sossenheim hat mit dem 37 Hektar großen Unterfeld ein wunderschönes Naherholungsgebiet.

Das Gebiet entstand im 19. Jahrhundert durch die Trockenlegung eines sumpfigen Gebietes der Nidda. Das ehemals überwiegend landwirtschaftlich genutzte Grünland am Unterlauf der Nidda ist heute geprägt von einer offenen Streuobstlandschaft. Neben einem Lehrpfad beginnt hier auch die Regionalpark Safari-Route „Von Zoo zu Zoo“. Ebenfalls im Zentrum des Unterfelds befindet sich die „Chlodwig-Poth-Anlage“. Die Chlodwig-Poth-Anlage wurde 2006 im westlichen Sossenheimer Unterfeld errichtet und erinnert an den Karikaturisten und Schriftsteller Chlodwig Poth, der von 1990 bis 2004 in Sossenheim lebte. Poth war Mitbegründer der Zeitschriften Pardon und Titanic und veröffentlichte mit dem Titel Last Exit Sossenheim bissige Zeichnungen über das dortige Alltagsleben.

Der Faulbrunnen

Es ist eines der wenigen Wahrzeichen Sossensheims: Der Faulbrunnen. Im 19. Jahrhundert war der Brunnen noch als „Sossenheimer Sprudel“ bekannt. Der neue Name rührt vom Geruch des Wassers her. Während Testbohrungen zur Erschließung einer neuen Quelle strömte plötzlich ein nach Fäulnis riechendes Wasser aus dem Bohrloch. Diese Entdeckung weckte bei den Einwohnern von Sossenheim die Hoffnung, dass der kleine Ort ein Kurbad werden würde. Leider stellte sich heraus, dass es sich nur um schwefelhaltiges Trinkwasser handelte und nicht wie erwartet um Heilwasser.

Evangelische Kirche Sossenheim

Die Evangelische Kirche Sossenheim ist ein Kulturdenkmal aus Jahr 1898 im Stil des Historismus. Sie liegt nördlich der historischen Ortsmitte in der Siegener Straße. Der Turm der Kirche befindet sich an der Kreuzung zur Westerwaldstraße und prägt das Ortsbild. Der Architekt des heute denkmalgeschützten Hauses war Ludwig Hofmann. Heute befindet sich in der Kirche die Regenbogengemeinde aus der Tiberias- und Dunantgemeinde.

Sossenheims Feste

Sossenheim ist ein Stadtteil der Feste. Hier wird nicht nur einmal im Jahr gefeiert, sondern gleich fünfmal. Jährlich finden hier die Kerb, das Michaelstraßenfest, der Sossenheimer Musiksommer sowie ein Weihnachtsmarkt statt.

Im Sommer wird das Michaelstraßenfest zelebriert. Es soll ein Fest für jung und alt sein und findet, wer hätte es gedacht, in der Michaelstraße statt. Sein direkter Vorläufer war das Mühlgassenfest. Auf Biergarnitur mit Äppler in der Hand wird hier jedes Jahr ausgiebig gefeiert. Auch einige Spiel- und Spaßattraktionen sind bei diesem Fest zu finden.

Der Sossenheimer Musiksommer findet jedes Jahr im Juli statt. Auf dem Kirchberg findet sich eine Bühne und verschiedene Interpreten sind geladen.

Die Sossenheimer Kerb erfolgt immer im Herbst und richtet sich nach der Kirchweih. Sie wird traditionell mit „Kerbebob“, Kerbbaum und Fahnenweihe gefeiert. Drei Tage lang ziehen die Kerbeborsche und -mädsche durch Sossenheim und bringen mit ihrem Kerbumzug auch den restlichen Stadtteil zum Beben.

Wenn es dann wieder kälter wird, wartet auf die Sossenheimer noch der Weihnachtsmarkt. Hier gibt es das klassische Weihnachtsgebäck und Basteleien für den heimischen Weihnachtsbaum.

(Text: BG / Fotos: TL)

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