RIEDERWALD | Der Riederwald ist mit seinen 5.000 Einwohnern und seiner Gesamtfläche von ungefähr 1.000 Quadratkilometern einer der kleinsten Stadtteile in Frankfurt. Man sieht noch deutlich, dass Frankfurt-Riederwald 1910 als Arbeitersiedlung gegründet wurde. Eine Reise dorthin ist wie ein Sprung in die Vergangenheit. Riederwald liegt östlich von Frankfurt und ist umgeben vom Frankfurter Ostend, Feichenheim, Bernheim und Seekerbach. Riederwald ist bequem mit den U-Bahnen U4 und U7 zu erreichen.

Die Straßennamen

Viele der Riedwälder Straßennamen stammen von bedeutenden Volkswirtschaftlern. Wer beim Wandern in Riederwald die Augen offen hält, kann viel lernen. Alle Straßen trugen zunächst Namen von Männern. Mit der anschließenden Umbenennung des Schulze-Delitzsch-Platzes in Johanna-Tesch-Platz wurde die erste Frau geehrt. Am 4. November 2019 benannte man dann noch zwei kleine, bisher namenlose Plätze nach Frauen: Der Sozialpolitikerin Marie Juchaz und der von den Nazis ins KZ verschleppten Cäcilie Breckheimer wurde so eine Erinnerung geschaffen.

Die Schäfflestraße und das alte Torhaus

Die Schäfflestraße im Riederwald ist besonders durch den expressionistischen Stil geprägt, ein architektonisches Highlight. Besonders auffällig ist das alte Torhaus, das einen der wichtigsten Zugänge zum Riederwald darstellt. Die wunderschöne und verkehrsberuhigte Allee lässt Riederwald, vor allem in den Sommermonaten, förmlich erstrahlen. Typisch für diese wohngegen sind die Gärten an der Vorderseite der Häuser. Diese tragen zum überaus charmanten und gemütlichen Stadtbild bei.

Wohnhaus der Sozialdemokratin und Reichstagsabgeordneten Johanna Tesch

Die gebürtige Frankfurterin (24. März 1875) gehörte zu den Mitbegründern des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen und arbeitete führend im Verband der Haus- und Büroangestellten. 1919 gelang ihr als Mitglied der SPD Fraktion der große politische Durchbruch im Wahlkreis Hessen-Nassau. Sie erhielt ein Mandat der Weimarer Nationalversammlung und vertrat ihren Wahlkreis von Juni 1920 bis Mai 1924 im Reichstag. Auch nach ihrer aktiven Amtszeit in der Politik engagierte sie sich durchgängig für die Belange besonders der benachteiligten Frauen in ihrer Heimatstadt, aber auch weit darüber hinaus. Als bekannte NS-Gegnerin wurde Johanna Tesch, aufgrund der angeordneten „Aktion Gitterʺ am 22. August 1944 von der Gestapo festgenommen. Schon kurze Zeit später wurde sie in das Frauen-KZ Ravensbrück gebracht, wo sie am 13. März 1945 an den Folgen der Haft starb. An die „Streiterin für Demokratie und Gerechtigkeit” erinnert seit 1995 eine Gedenktafel am ehemaligem Wohnhaus (heutige Adresse: Am alten Volkshaus 1).

Heilig-Geist-Kirche

Die Heilig-Geist-Kirche befindet sich in der Schäfflestraße und gehört der katholischen Konfession an. Im Gegensatz zu anderen von Martin Weber errichteten Kirchen gehört sie zu den kleineren und schlichteren Religionsgebäuden. Trotz allem befindet sich das sogenannte „Weberkreuz“ als Inschrift auf der Darstellung der „7 Gaben des Heiligen Königs“ auf der Nordseite der Kirche. Charakteristisch für das Gebäude sind die Vierergruppen von Rundfenstern und die farbig lasierten Reliefs an den Westenden der Portale.

Die Kirche ist mit dem Pfarrhaus verbunden. Beide Bauplätze wurden 1923 erworben. Der Spatenstich zum Bau der Gebäude fand erst 1930 statt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche dann durch Luftangriffe schwer beschädigt und musste wieder hergestellt werden.

Die Riederhöfe

Zusammen bildeten die beiden Riederhöfe eines der wehrhaften Gehöfte in Frankfurt am Main. Die Erstnennung einer der Höfe ist als „Curtis in Riederin“ auf das Jahr 1193 datiert. Daher wird davon ausgegangen, dass die Errichtung der Hofanlage in dieselbe Zeit fiel.
Zunächst waren die Höfe im königlichen Eigentum ihrer staufischen Bauherren, später dann im Besitz von Klöstern. Ab dem 13. Jahrhundert gingen die Höfe dann in den Besitz von Frankfurter Patriziern über, die sie zu Wehrhöfen der Frankfurter Landwehr ausbauten.
Zum großen Riederhof gehörte im 20. Jahrhundert auch ein romanisches Herrenhaus, das bei Luftangriffen 1944 ausbrannte. Statt die Ruine wiederaufzubauen, wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen, um Platz für ein Lagerhaus zu machen. Es erinnert nur noch das gotische Torgebäude auf dem Firmengelände der Hanauer Landstraße 258 bis 260 an die ehemalige Hofanlage.

Das Riederwaldstadion

Das Riederwaldstadion gehört lediglich informell zum Stadtteil Riederwald. Eigentlich liegt es im Stadtteil Seckbach. Daher wird es oftmals auch als „Stadion am Riederwald“ bezeichnet. Das Gebäude, wie wir es heute kennen, wurde 1949 erbaut. Es ist das Trainingsgelände der Eintracht Frankfurt und wurde 1952 mit einem Spiel der Eintracht gegen die Olympiaauswahl Ägyptens eingeweiht. Doch nicht nur Profis trainieren hier, das Stadion darf auch von den Eintracht-Amateuren sowie der Fußballjugend genutzt werden.
Oftmals diente das Stadion auch als Kulisse für Film- und Fernsehaufnahmen. Besondere Bekanntheit erlangte die Filmdokumentation „Die Meistermannschaft“, die erfolgreiche Elf nach der errungenen deutschen Meisterschaft zeigt.

Das Licht- und Luftbad (Ausflugstipp)

Das Licht- und Luftbad in Riederwald wurde um 1920 erbaut und zeigt sich noch heute von seiner wertvollen Seite. Entspannung, Erholung, Spiel und Spaß stehen im Vordergrund. Das Gelände ist ein großartiger Treffpunkt für Jung und Alt. Ein großer Kinderspielplatz, der vielfältige Baumbestand, sowie viel Platz zum Sonnenbaden laden zum Verweilen und Spazieren ein. Jedes Jahr gibt es kleine betreute Fest- und Spielveranstaltungen mit Nachmittagsaktivitäten für Kinder bis 12 Jahre. Der Erhalt des „Lilubas“ ist für den Stadtteil besonders wichtig, da es im Riederwald an Orten fehlt, an denen sich Menschen versammeln können. Am Samstag, 3. September, findet im Park des Licht- und Luftbads von 14 bis 22 Uhr ein Family & Kids OpenAir statt.

(Text/Foto: BG)

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