NIEDERRAD | Noch vor wenigen Tagen hat Fußballdeutschland auf den Sieg der Frauen Nationalelf bei der Europameisterschaft in England gehofft. Trotz Niederlage im EM-Finale gegen die Gastgeberinnen haben Tausende unsere Vize-Heldinnen auf dem Frankfurter Römer bei ihrer Rückkehr nach Deutschland gefeiert. Für ein bärenstarkes Turnier, für tolle Tore und unvergessliche Momente auf und neben dem Platz. Im Winter steht die umstrittene Fußball Weltmeisterschaft der Herren an, die aufgrund von Katar als Austragungsort vielseitig in der Kritik steht. Während die Mannen von Nationalcoach Hansi Flick bei der Wüsten-WM im Winter bei den Buchmachern nicht zu den großen Turnierfavoriten zählen, haben Neuer, Müller, Gnabry und Co im Vergleich zu den Frauen seit Jahren beim Geld die Nase vorn.
Zum Vergleich: Die DFB-Frauen erhielten für ihren zweiten Platz nach der 1:2-Niederlage im Endspiel gegen England jeweils eine Prämie in Höhe von 30.000 Euro. Für den Titel hätte es doppelt so viel gegeben. Die Männer hätten bei einem EM-Triumph 2021 jeweils 400.000 Euro Preisgeld erhalten.
Während viele Fußballfunktionäre behaupten, dass diese Spanne aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in beiden Bereichen unvermeidbar ist, fordert Bundeskanzler Olaf Scholz mehr Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen – auch im Spitzenfußball.
Scholz hat sich unter der Woche ein Bild vom neuen DFB-Campus in Niederrad gemacht. Gemeinsam mit DFB-Boss Bernd Neuendorf, DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff sowie Vizepräsidentin Celia Sasic schaute er sich die neue Fußball-Akademie auf dem Gelände der früheren Galopprennbahn genau an und tauschte sich mit dem DFB-Führungsteam auch über das Thema „Equal Pay“ – also gleiche Prämien für Frauen- und Männernationalmannschaften – aus. „Ich finde, das ist etwas Politisches, deshalb macht es schon Sinn, dass man über gleiche Prämien diskutiert“, sagte Scholz nach dem etwa einstündigen Rundgang durch die Verbandszentrale.
Mit seiner Forderung ist Scholz bei seinem Besuch der DFB-Akademie ein gutes Stück vorangekommen. Verbandspräsident Bernd Neuendorf kündigte eine Debatte im Deutschen Fußball-Bund über die Angleichung der Prämien an. „Ich bin zumindest bereit, in unseren Gremien mit den Vertretern und Vertreterinnen der A-Nationalmannschaften darüber zu reden, ob unser über Jahrzehnte gewachsenes Prämiensystem noch zeitgemäß ist (…) und es gegebenenfalls auch angepasst werden kann“, sagte der DFB-Boss im Rahmen des Kanzlerbesuchs.
(Text/Fotos: TS)