WESTEND | Kotsis kann: Als 1998 Akishino, der Bruder des heutigen japanischen Kaisers, mit Prinzessin Kiko den Palmengarten besuchte und samt Gefolge plötzlich in Kotsis’ kleinem Verkaufsraum im historischen Eingangsschauhaus stand, verkaufte dieser der kaiserlichen Hoheit aus Asien ein paar Sämereien aus seinem Sortiment. Akishino hatte sie sich selbst ausgesucht und wollte sie auch selbst bezahlen. „Das hat dann aber der Garten übernommen“, erinnert sich Kotsis.

Tagein, tagaus stand Kotsis gemeinsam mit seiner Frau Martha hinter dem gläsernen Verkaufstresen der „Boutique im Palmengarten“, wie sein kleines Geschäft hieß. 31 Jahre lang versorgte er die Gäste des Gartens mit Postkarten und Zeitschriften, mit Sämereien, Palmengarten-Publikationen, Eis am Stiel und Kaffee. Auch Sukkulenten, Kartenspiele, Kuscheltiere und Dünger bot er an. Täglich von 9 bis 18 Uhr, im Winter bis 16 Uhr, nur an Weihnachten und Silvester war die Boutique, ebenso wie der Garten, geschlossen. Nun aber hat sich das Ehepaar Kotsis zur Ruhe gesetzt.

Die Begegnung mit Akishino mag die ungewöhnlichste in Kotsis’ Laufbahn gewesen sein. Wichtig waren sie ihm alle – die großen und die kleinen Kunden, die, die schnell einen Schokoriegel kauften und die, die beim Kaffee einen Schwatz suchten. „Wir haben viele Stammkunden. Manche kommen auch einfach nur vorbei, um sich mit uns über Aktuelles aus dem Garten oder aus der Welt auszutauschen.“ Der Palmengarten ist ein Ort, an dem die Menschen ihre Freizeit verbringen. „Darum ist unsere Kundschaft auch meistens gut gelaunt“, sagt Kotsis.

Ursprünglich kommt Kotsis aus der Pelzbranche. Als es dieser Ende der 1980er Jahre zusehends schlechter ging, suchte er nach einer neuen Aufgabe und stieß auf eine Anzeige, mit der der Palmengarten um einen Betreiber für seine neugeschaffene „Boutique“ warb. „Das sprach mich an“, erzählt Kotsis, „ich habe mich schon immer gern im Palmengarten aufgehalten“. Er bewarb sich, bekam den Zuschlag, eröffnete am 1. März 1991 die Boutique mit Blick auf den Rosengarten und wurde binnen kurzer Zeit nicht nur Eis-, Zeitschriften- und Souvenirhändler, sondern auch Anlaufstelle für Fragen aller Art. Wo ist das Tropicarium? Wo die nächste Toilette? Wo findet man die Dahlien? Und was kann man tun, wenn die Rosen nicht recht gedeihen wollen? „Wir haben immer versucht, alle Fragen so gut wie möglich zu beantworten. Und wenn wir nicht weiterwussten, einen Gärtner oder eine Gärtnerin gefragt oder an das Infotelefon verwiesen.“

An fünf bis sechs Tagen in der Woche für die Kundschaft da zu sein – anfangs führte einmal wöchentlich ein Mitarbeiter die Geschäfte, später zweimal – war fordernd. Und selbst in der grünen Oase Palmengarten konnte es auch mal stressig werden, in den Sommermonaten zum Beispiel, wenn sich vor seinem Fenster schon mal eine Schlange bis zum Brunnen bildete. „Aber es ist ein geliebter Stress“, beteuert Kotsis.

Entsprechend schwer fiel dem Ehepaar Kotsis die Entscheidung, sich zur Ruhe zu setzen. „Wir haben die längste Zeit unseres Berufslebens in der Boutique verbracht.“ Dennoch: Am 31. Juli schloss Kotsis die Tür zu seinem kleinen Laden ein letztes Mal ab und übergab den Schlüssel an seinen Nachfolger. Natürlich werden sie wiederkommen, Kimon und Martha Kotsis. Ein Leben ohne Palmengarten ist für sie nur schwer vorstellbar. „In unseren 31 Jahren hier sind wir echte ‚Palmengärtner‘ geworden.“

(Text/Foto: PM Stadt Frankfurt)

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