SECKBACH | Pierre Skolik betreibt seit neun Jahren sein Wasserhäuschen in der Eschweger Straße/Ecke Arolserstraße in Seckbach. Er ist unter anderem das freundliche Gesicht zur neuen Wasserhäuschen-Pächter-Generation, die sich auch gegenüber Global-Playern wie Discountern behaupten können. Sein Büdchen ist zwischen Aldi und Lidl positioniert.

Dreimal ist der 47-Jährige mit seinem Büdchen zum „Wasserhäuschen des Jahres“ gekürt worden. Er hat es geschafft, sein Büdchen zum Nachbarschaftstreff zu machen. Kunden kaufen bei ihm frische Backwaren, Zeitungen, Süßigkeiten und spielen Lotto. Eine Dart-Gruppe trifft sich wöchentlich. Dadurch ist so etwas entstanden, das früher „Dorflinde“ genannt wurde. Gemeinsam werden auch Spiele der Eintracht Frankfurt zelebriert. „Kiosk-Kultur Live“ ist das Motto.

Frankfurter Rindwurst, heiß und knackig, werden bei Skolik gern gekauft. Er taufte sein Büdchen „Snack FM“. Gelernt hat er im Hotel Steigenberger in Bad Homburg und hat jahrelang Erfahrung als leitender Angestellter in der Gastronomie sammeln können.

Lange hat er einen schönen Blick auf die Birken vor seinem Wasserhäuschen gehabt. Doch diese sind jetzt mit Baufahrzeugen, Bagger und Baustoffen zugestellt. Es ist das Baustofflager für die Straßenumgestaltungen. Die Wilhelmshöherstraße soll komplett neu gemacht werden: Mit Abwasserrohren, neuen Gasleitungen zu den anliegenden Häusern, die Straße selbst soll neue Gehwege und neue Laternen bekommen. Das alles geschieht in den nächsten zwei Jahren.

„Die Baustelle, die sie mir seit einem Jahr vor die Tür gesetzt haben, die gefühlt nicht vorankommt und zu gewaltigen Umsatzeinbrüchen führt, die ist richtig schlecht fürs Geschäft“, meint Skolik. „An jeder Zufahrt zu Seckbach sind Straßenschilder aufgestellt „Durchfahrt Seckbach gesperrt“, was nicht stimmt! Umgehung durch den Atzelberg, fünf Bushaltestellen auf 100 Metern, was dazu führte, dass vor allem in den Wintermonaten die Kunden im Bus sitzend an mir vorbeifuhren…“, meint Skolik.

„Nach fast zehn Jahren ist es gelungen, meine Arbeit und Herzensangelegenheit mit der Familie in Einklang zu bringen“, so Skolik weiter. Erfreut ist er allerdings über den Support der Gemeinschaft: „Die vielen Stammgäste, die mich nach so langer Zeit weiterhin unterstützen, freuen mich besonders. Mein Bekanntheitsgrad wächst von Tag zu Tag und meine Arbeit hier macht mir weiterhin sehr viel Spaß.“

Im Wasserhäuschen-Memory-Spiel ist er ebenso präsent wie im neuen Wasserhäuschen-Buch Frankfurter Kiosk Kultur. Skolik macht begeistert weiter, auch wenn`s mal eng wird. So ist auch in Zukunft hier im Nordosten Frankfurts ein Platz für das kleine Glück. Denn es geht immer weiter, ganz nach seinem Motto: Um froh zu sein, bedarf es wenig!

Im Mai erschien der Bildband „Frankfurt Kiosk-Kultur“ von Hubert Gloss beim Bodenstaff Verlag. Auf 88 Seiten werden viele Wasserhäuschen vorgestellt und im Wandel der Zeit abgebildet. Das Buch wird von Hessenshop und Kaufhof Hessen vertrieben und kann für 12,95 Euro erworben werden. Mehr zum Thema Wasserhäuschen auch auf www.allesgude.de.

(Text: TL / Foto: Hubert Gloss)

Vorheriger ArtikelDie Welt ist größer als man denkt: Das Schauspiel Frankfurt stellt die Spielzeit 2022/23 vor
Nächster ArtikelHistorische Nachtfahrt mit Oberbürgermeister Feldmann zum 150. Straßenbahn-Jubiläum