WESTEND | Zum sechsten Mal wurden während der 12. Senckenberg-Night der Senckenberg Preis für herausragende Leistungen in der Naturforschung und für den besonderen persönlichen Einsatz für den Schutz und Erhalt unserer Natur verliehen. Den Senckenberg-Preis für Naturforschung erhält der Evolutionsbiologe Prof. Alexandre Antonelli, Director of Science des Royal Botanic Gardens Kew (UK). Der Senckenberg-Preis für Naturengagement wird an die Umweltschützerin und ehemalige Geschäftsführerin der Bekleidungsfirma Patagonia Kristine McDivitt Tompkins verliehen.

Auf der Pressekonferenz im Vorfeld der Preisverleihung stellte Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Klement Tockner und die Vorsitzende des Förderverein Senckenbergs die Preisträger vor. In seinem Plädoyer für die Wälder und deren Funktion wies Tockner auf die Wichtigkeit der Biodiversität hin – Mischwald speichere beispielsweise mehr Wasser und CO2.  Dies sei besonders in Zeiten des globalen Klimawandels wichtig. Er appellierte für den Mut zur Veränderung unseres Verhaltens als Konsument und Teil des Problems. „Die Art und Weise mit welcher die Menschheit zur Zeit lebt, geht zu Lasten unserer Kinder. Sie werden einen hohen Preis für unser aktuelles Konsumverhalten zahlen.  Das was Hoffnung macht ist, dass die Wissenschaft, die früher oft die Dokumentation und Erklärung der Vergangenheit im Fokus hatte, heute sich als Quelle der Zukunftsorientierung manifestiere.“ so Tockner. Kristine McDivitt Tompkins, Preisträgerin für die Kategorie Naturengagement 2022, wurde –gemeinsam mit ihrem verstorbenen Ehemann – als ein wundervolles Vorbild für tiefes und leidenschaftliches Wirken zum Erhalt der Schönheit der Pflanzen- und Tierwelt genannt.

Kategorie Naturforschung

Prof. Alexandre Antonelli, Preisträger in der Kategorie Naturforschung, wird für seine exzellenten, international sichtbaren Leistungen in der Naturforschung mit dem mit 10.000 Euro dotierten Senckenberg-Preis ausgezeichnet. Antonelli ist seit 2019 Director of Science des Royal Botanic Gardens Kew (UK) und verantwortet dort mit über 300 Beschäftigten eine Sammlung von mehr als 2,4 Milliarden Samen aus über 40.000 Pflanzenarten – eine der größten Samen-Archive weltweit. Als Leiter des von ihm gegründeten „Antonelli Lab“ untersucht er mit seinem Team, wie sich die biologische Vielfalt – vor allem in den südamerikanischen Tropen – im Laufe der Zeit entwickelt hat und wie sie vom anhaltenden Klimawandel und der Zerstörung von Lebensräumen beeinflusst wird. Dabei setzt Antonelli auf modernste Techniken: So entwickelte er beispielsweise eine Künstliche Intelligenz, die „Hotspots“ der Artenvielfalt identifizieren und priorisieren kann – mit dem Ziel sie nachhaltig zu schützen. Der Evolutionsbiologe ist Träger zahlreicher internationaler Auszeichnungen und Autor von mehr als 180 wissenschaftlichen Publikationen. Im Juli erscheint sein Buch „The Hidden Universe: Adventures in Biodiversity“.

„Alexandre Antonelli wuchs im Südosten Brasiliens auf und begeisterte sich schon seit seiner Kindheit für die Vielfalt der Natur. Heute steht er einer der kreativsten, produktivsten und spannendsten Forschungsgruppen im Bereich der Evolutionsbiologie und Biogeographie vor. Sein Team widmet sich mit modernsten Methoden und einem integrativen Ansatz den großen Fragen der Biodiversitätsforschung: Wie entstehen Ökosysteme? Wie verändern sie sich? Und welche Maßnahmen benötigt es, sie effektiv zu schützen? Wir freuen uns außerordentlich, dass wir den Senckenberg-Preis für Naturforschung 2022 an Alexandre Antonelli überreichen dürfen!“, betont Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Kategorie Naturengagement 2022

Den Senckenberg-Preis in der Kategorie Naturengagement 2022, ebenfalls mit 10.000 Euro ausgelobt, wird an Personen vergeben, die sich durch ein herausragendes privates Engagement für den Erhalt der Natur, Naturbildung und für eine nachhaltige Nutzung von Naturressourcen verdient gemacht haben. Kristine McDivitt Tompkins widmet seit über 30 Jahren ihr Leben dem Umwelt- und Artenschutz. Schon mit 28 wurde die Kalifornierin Geschäftsführerin der Outdoor-Marke Patagonia und machte sie zu einer der nachhaltigsten der Branche. 1993 verließ sie das Unternehmen und wendete sich ganz dem Umweltschutz zu. In der Region Patagonien in Chile und Argentinien gründete sie mit ihrem Ehemann Douglas Tompkins, Gründer der Marken North-Face und Esprit, die Tompkins Conservation, welche sie auch nach seinem Tod 2015 weiterführt. Mit ihrem privaten Vermögen erwirbt sie große Landflächen, die sich von Nord-Argentinien bis in den Süden Chiles erstrecken, um diese zu renaturieren und dann an die jeweiligen Staaten als Nationalparks zurückzugeben. Inzwischen sind auf diesem Weg in Chile und Argentinien 15 Nationalparks mit einer Fläche von weit über fünf Millionen Hektar Land, sowie zwei Küstennationalparks mit 12 Millionen Hektar Fläche entstanden.

Heike Spiller, Vorsitzende des Senckenberg Fördervereins und Organisatorin der Senckenberg Night, freut sich: „Kristine McDivitt Tompkins setzt sich über alle Maßen für die Natur und das Wohlergehen von Menschen und Tieren ein. Dank ihres Engagements konnten vormals heimische Wildtiere – wie Ameisenbären, Aras oder Jaguars – in den durch sie renaturierten, südamerikanischen Landflächen wieder angesiedelt werden. Dabei hat Tompkins auch die lokale Bevölkerung im Blick: Durch die Entwicklung von nachhaltigen Tourismuskonzepten wie der landschaftlich reizvollen Route der Parks von Patagonien mit ihren 20800 Wander-Kilometern wird auch die Wirtschaft der Region gestärkt und werden kulturelle und historische Traditionen gefördert und die Menschen integriert. Kristine McDivitt Tompkins ist ein großes Vorbild und zeigt, wie wir gemeinsam etwas Großes bewirken können. Wir sind stolz, dass sie nun den Senckenberg-Preis für Naturengagement erhält!“

Mehr unter: https://www.senckenberg-foerderverein.de/ und #SenckenbergNight

(Text: PM/BT)

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