FRANKFURT/ASSMANNSHAUSEN | Insgesamt 24 Gäste gingen mit auf die Reise in die Frankfurter Vergangenheit. Erste Station war der Keller der Weinhandlung im Römer. Oberbürgermeister Peter Feldmann erklärte anhand einer Vergrößerung eines Gemäldes, das im Historischen Museum hängt, dass es Handel, eine Vielzahl von Völkern, Arm und Reich, Streit und Liebe in Frankfurt schon immer gab. Interessant ist, dass das Leben an der Furt gemalt und dokumentiert, wie unterschiedlich und vielfarbig die Stadt schon immer war. Obwohl alle glauben, dass Frankfurt dem Apfelwein „gehört“, ist die Vergangenheit dem Wein als typischem Genuss zuzuschreiben. Im Hof am Römer sind beide Spezialitäten an der Innenfassade verewigt. Wein spielte mal so eine große Rolle in Frankfurt, dass es Vorgaben der Stadt gab, dass eine Wein-Reserve pro Person für 10 Jahre eingelagert werden musste. Frankfurt war ein fruchtbares Land. Leider breitete die Reblaus der Hochzeit des Weins das Ende.

Vorbei an der für die Demokratie wichtige Paulskirche ging es dann mit dem Bus auf den Lohrberg. Dort befindet sich Frankfurts letzter Weinberg, der zu Ehren der Wein geprägten Zeit angelegt wurde. Der Winzer des Frankfurter Weingutes in Hochheim betreut auch diese Reben. Die Lesergruppe wurde von seinem Sohn mit einem Gläschen begrüßt. Bei bestem Wetter ging es dann weiter nach Hochheim am Main in das Weingut. Dort setzte der Winzer die Führung im Keller fort. Erstaunliches konnten die Gäste erfahren. So zum Beispiel, dass der Lohrberg allein für 10.000 Flaschen Wein gut sei. Peter Feldmann ergänzte den Vortrag im Weinkeller um die Anekdoten zu den geschnitzten Weinfässern der Stadt Frankfurt.

Danach übernahm im Bus Gästeführer Edwin Schneider zum Teil das Mikrophon. In Hallgarten, einem Stadtteil von Oestrich-Winkel erwartete die Gruppe der Winzer des Weingut BIBO RUNGE, in dessen Weinberge ist das Gartenhäuschen, das für die Demokratie der Schlüssel für konspirative Treffen war. Es war so gut gelegen, dass man vor herankommenden Soldaten immer in eine Richtung hätte entwischen können. Hier wurde damals diskutiert, wie es wohl möglich sein könnte – nach französischem Vorbild – auch die Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Pressefreiheit für Deutschland zu erreichen. Diese Werte, die wir für uns so selbstverständlich nehmen, wurden dort mit klarem Ziel verfolgt. Dafür dankbar und auch für ein gutes Essen – erfreute sich die kleine Reisegesellschaft an dem schönen Ort. Als besonderer Gast stieß die Frankfurter Weinkönigin Lena Roie zur Gesellschaft hinzu. Winzer Markus Bonsels präsentierte dazu seine Weine, deren Namen sich an den historischen Begebenheiten. So gibt es den kleinen und den großen Revoluzzer, den Jongleur, den Provokateur und den Deserteur. Zu Ehren des Freiheitskämpfers Adam von Itzstein, der zum Hallgartener Kreis gehörte, wie auch Hofmann von Fallersleben, Robert Blum und Heinrich von Gagern ging die Gruppe auch auf den nahegelegenen Friedhof. Die Inschrift auf der Rückseite des Grabsteines von Itzstein, der mit 80 Jahren gestorben ist, spricht Bände: „Müde von den Jugendkämpfen Deutscher Freiheit ruhet hier ein muthig Herz“.

Beschwingt ging es dann ins Brentano-Haus in Oestrich-Winkel. Angela Baronin von Brentano begrüßte die Gruppe und führte sie durch das Haus ihrer Vorfahren – einem Kleinod der Romantik. In Assmannshausen im Hotel Krone wartete nicht nur ein gutes Stück Kuchen und ein Kaffee. Als Hotspot der deutschen Demokratie konnte sowohl das Freiligrath-Zimmer sowie das Turmzimmer der „Deutschen Einheit“ besichtigt werden, in dem Helmut Kohl und Francois Mitterand einst verhandelt hatten. Der Rundgang durchs Hotel begleitete mit vielen Geschichten Geschäftsführer Mestan Tufan Elbüken, der auch davon erzählte, was er dort alles schon als Lehrling erleben durfte. Auf der Rückreise nach Frankfurt wurde es verständlich still im Bus. Gut mit den verschiedensten Geschichten und Genüssen erfüllt gingen die Gewinner der Leserreise an der Paulskirche dankbar wieder ihre eigenen Wege. Ein erlebnisreicher Tag bei bestem Wetter ging so für alle zu Ende.

(Text: BT | Fotos: BT)

Vorheriger ArtikelTHE GRAND JAM bringt Welthits ins Stadion: Die Geschichte hinter einem dieser Hits wird hier erzählt
Nächster ArtikelWenn Wissenschaft in die Zukunft wirkt Senckenberg-Preis 2022: Die Welt der Wälder