Vielleicht ist es dem einen oder anderen schon widerfahren – oder hat jedes Mal Angst davor – dass ein Zahnarzt/-ärztin nicht nur Karies und/oder Parodontose entdeckt, sondern auch mitteilt, dass ein Zahn oder sogar mehrere entfernt werden müssen, da keine Therapie mehr für einen weiteren langen Verbleib existiert oder eine akute eitrige Entzündung sich sonst verschlimmert, ja lebensbedrohlich werden könnte.

Selbstverständlich hinterfragt man in dieser Situation als Patient*in häufig, warum diese Zahnextraktion erforderlich – und ob diese wirklich unvermeidlich ist. Auch kommt manchmal der Gedanke, vielleicht noch eine zweite Meinung dazu einzuholen, falls die Begründung nicht vollkommen überzeugt. Und in der Tat – neben eindeutigen Fällen, die klar für den Erhalt oder die Entfernung eines Zahnes sprechen, existieren auch klinische Situationen, die ein „sowohl als auch“ ermöglichen. In diesem Fall stehen zum Teil komplexe Entscheidungsprozesse an, welche einerseits für einen Zahnerhalt die Risiken einer nicht erfolgreichen Therapie, die Therapiekosten, und die Langzeitprognose berücksichtigen – und andererseits mit den Therapiealternativen und -kosten nach einer Zahnentfernung vergleichen. Kurz gesagt: Ist z.B. eine Wurzelbehandlung oder der Ersatz der Wurzel durch ein Implantat vorteilhafter? Ist eine wiederkehrende Parodontose oder eine Brücke sinnvoller? Sollten z.B. leicht gelockerte Zähne durch Prothesen oder feste, Implantat verankerte Brücken ersetzt werden? Welche Rolle spielt in dieser Entscheidung das Alter eines*r Patienten*in und/oder eine systemische Erkrankung wie Diabetes, Rheuma, etc.?

Es existieren also viele Einflussgrößen, die einer Analyse und Abwägung für jeden einzelnen Patientenfall bedürfen. Dafür sind das Wissen und die klinische Erfahrung eines Experten erforderlich, die nicht durch eine Recherche im Internet ersetzt werden können. Grundsätzlich ist die Haltung unserer Unizahnklinik, dass alle therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden sollen, den Zahn zu erhalten. Leider reduzieren häufig hohe Therapiekosten und/oder ein enormer zeitlicher Behandlungsaufwand die Akzeptanz sowohl bei Patienten*innen als auch bei Krankenversicherungen.

 

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