NORDEND | Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war das Nordend tatsächlich die nördlichste Ausdehnung Frankfurts. Heute ist das Nordend nah an der Stadtmitte, weist die höchste Einwohnerdichte auf und die zweithöchste Einwohnerzahl, gleich nach Sachsenhausen. In diesem Stadtteil sind die Einwohner allerdings gut versorgt: Die Deutsche Nationalbibliothek sorgt für ihre Bildung, die Polizei passt darauf auf, dass ihnen auf dem Heimweg nichts passiert und wenn sie der Heißhunger überfällt, kann auf dem unteren Teil der Berger Straße noch etwas Leckeres gegessen werden.

Hauptfriedhof

Der Frankfurter Hauptfriedhof besteht bereits seit 1828. Die erste bestattete Person war damals Maria Catharina Alesyn, die am 1.Juli 1828 begraben wurde. Zuvor wurden die verstorbenen Frankfurter meist auf dem Peterskirchhof im Innenstadtgebiet beerdigt. Der Kirchhof wurde über 300 Jahre lang genutzt und mehrfach erweitert. Dennoch reichte der Platz irgendwann nicht mehr aus.

Im Stil eines englischen Landschaftsparks, auf einer Fläche von sechs Hektar, wurde der neue Friedhof errichtet. Zwar sollten zunächst alle Toten gleichwertig behandelt und alle, ohne Ausnahme, in Reihengräben beerdigt werden. Doch die städtische Oberschicht wehrte sich gegen die Pläne und letztendlich reservierte die Stadt für Familienbegräbnisse und Grabdenkmäler großzügig Raum entlang der Umfassungsmauern.

Bis heute hat der Hauptfriedhof einiges an Platz zugelegt, mit einer Gesamtgröße von 70 Hektar und 60.000 Grabstellen ist er auch der größte Friedhof der Umgebung. Viele bekannte Frankfurterinnen und Frankfurter fanden hier ihre letzte Ruhe: Dorothea Schlegel, Theodor W. Adorno oder auch der Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki. Das wohl am meisten besuchte Grab des Friedhofs ist jedoch das von Pauline Schmidt. Sie war das Vorbild für Paulinchen in der Kindergeschichte „Struwwelpeter“ von Dr. Heinrich Hoffmann.

Die Deutsche Nationalbibliothek  

Die Deutsche Nationalbibliothek hat gleich zwei Standorte, einer in Leipzig und den anderen im Frankfurter Nordend. Die Bibliothek, die 1947 gegründet wurde, beeindruckt nicht nur mit ihrer Größe und lässt erwarten, dass hunderte Bücher bis an die Decke gestapelt sind. Doch falsch gedacht, denn die Bibliothek überzeugt durch ihr modernes Inneres. Viele der besonders alten Bücher können nur noch in ihrer digitalen Abbildung gelesen werden. Dennoch gibt es weiterhin großzügige Lesesäle.

Das Polizeipräsidium

Die hessische Polizei hat ihres Landessitz in Frankfurt. Das Polizeipräsidium ist für alle Autobahnen ringsum und den Frankfurter Flughafen sowie einzelne Gebiete im Kreis Groß-Gerau sowie Stadt Offenbach zuständig. Mit ungefähr 3700 Beschäftigten ist es gemessen an der Mitarbeiterzahl das größte der sieben Präsidien in Hessen. Das in der Adickesallee neu erbaute Verwaltungsgebäude gehört architekturgeschichtlich zu einem der wichtigsten Bauwerke der Jahrtausendwende. Der riesige Gebäudekomplex besteht aus sechs Stockwerken und hat eine Gesamtfläche von 129.000 Quadratmetern. Hier sind die Abteilungen Einsatz, Verwaltung sowie verschiedene Direktionen untergebracht.

City Gate

Das höchste Gebäude des Stadtteils ist das City Gate Bürohaus, bis 1972 war es sogar das höchste Hochhaus Frankfurts. Ursprünglich wurde es 1966 von Shell errichtet und erstreckt sich über eine Höhe von 110 Metern. Das Gebäude besitzt einen Atomschutzbunker im Keller. 1993 kam es dann zum Umbau des Gebäudes und statt eines Bunkers findet sich nun eine Tiefgarage im Keller. Noch mehr hat sich verändert: Mit einem Panoramaaufzug mit atemberaubenden Ausblick kann in die höchste Etage gefahren werden. Im Hochhaus selbst finden sich Räume der Frankfurt University of Applied Sciences, der Sitz des Generalkonsulats des Königreichs Spanien, eine Rechtsanwaltskanzlei und in der 27. Etage rezidiert der Lokalsender Radio Frankfurt.

Untere Berger Straße

Im unteren Teil der Berger Straße gibt es einige Geheimtipps der Bewohner des Nordends. Mit untere Berger Straße ist der Abschnitt zwischen Bethmannpark und Höhenstraße gemeint. Dort gibt es einige Restaurants, Bars und Frisör-Salons. Ein Geheimtipp ist das Tulu im Elite-Kaufhaus. Der Name erinnert noch an vergangene Zeiten, als es in dem traditionsreichen Haushaltswarenladen noch Staubsaugerbeutel und Salatschüsseln zu finden waren. Heute können bekannte Modelabels wie Replay, Levi’s, Pepe oder Superdry erworben werden.

Eine andere Besonderheit findet sich im „Bilder &Rahmen Studio“ auf dem Musikantenweg (Abzweigung zur Berger Straße). Hier herrscht eine große Auswahl an den verschiedensten Rahmen – vom Barockrahmen bis zum Designerrahmen ist alles dabei. Ein Laden für echte Kenner, die eine formschöne Einheit zwischen Kunstwerk und Rahmen zu schätzen wissen.

(Text & Fotos: TL)

Vorheriger ArtikelAuf Reparatur-Tour mit dem Wiener Wabengeflecht – In den Harheimer Flechtwerkstätten
Nächster ArtikelSehnsucht Stadion: 30. Juni 2011 FIFA Frauen Weltmeisterschaft (Deutschland-Nigeria 1:0)