Von Frank Weber
Wir verschenken so viel Energie, Wohlbefinden und als Unternehmen auch Geld, weil so viele von uns häufig „JA“ sagen, aber am liebsten „NEIN“ gesagt hätten. Kennen Sie das? Dann lesen Sie gerne weiter und ich starte mit einer These: Sie haben ein Recht Nein zu sagen! Ihr Gegenüber hat kein Recht auf ein Ja!
Ein nicht zu unterschätzender Anteil von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wird sich bei dieser These unwohl fühlen, oder? Hätte ich den Gedanken exakt andersherum formuliert, so würden viele von Ihnen das eher akzeptieren. Und genau das beschreibt dieses Phänomen, dass das Nein als hässlicher Bruder der schönen Schwester Ja empfunden wird.
Nein zu sagen, wird als unhöflich empfunden. Wer Nein sagt, möchte möglicherweise bittere Konsequenzen vermeiden – Vergeltung oder Jobverlust. Und ganz wichtig, wer Ja sagt, wird von seinem Gegenüber gemocht, denkt man. Und so sagen wir lieber Ja, weil wir unsicher sind, wie unser Gegenüber reagieren wird. Dann gibt es aber auch diejenigen, die verzichten auf ein Nein, weil sie unter einem Helfersyndrom leiden und meinen Helfen zu müssen, bis zur Selbstaufgabe. Oder abschließend die Gruppe von Menschen, die aus einem Gefühl von Schuld oder Dankbarkeit am laufenden Band einer anderen Person gegenüber Ja sagen, obwohl diese Gefühle längst aufgebraucht sind und der Deal sich längst zum eigenen Nachteil entwickelt hat.
Schauen Sie einmal, was auf Sie zutrifft. Egal, welcher Grund es ist, er rechtfertigt nicht, dass Sie Ja sagen, obwohl sie Nein meinen. Hinzukommt, dass Sie dabei Ihr Gegenüber nicht einmal ehrlich behandeln. Vielleicht hätte es das Ja gar nicht angenommen, wenn es gewusst hätte, dass Sie es eigentlich gar nicht wollen.
Richtig Nein zu sagen ist weniger eine Frage der Technik, sondern eher eine der eigenen Haltung, und die wählen wir selbst.
Keine Sorge, ein Nein wird erst dann unhöflich, wenn wir es unhöflich kommunizieren – verbal und nonverbal. Wenn wir es aber mit passenden Worten, in eindeutiger Sprache in kurzen Sätzen und starker Stimme vortragen, dabei den Blickkontakt halten und freundlich schauen sowie eine offene Körperhaltung zeigen, dann werden Sie überrascht sein, wie leicht Ihnen ein Nein über die Lippen gehen kann. Ganz wichtig: Entschuldigen oder rechtfertigen Sie sich niemals für Ihr Nein. Hätten Sie Ja gesagt, würden Sie das schließlich auch nicht tun.
Der Bestsellerautor Stephen R. Covey sagte einmal, dass es leicht sei, „Nein“ zu sagen, wenn im Inneren ein tiefes „Ja“ brennt. Werden Sie sich daher über das bewusst, was Sie wirklich möchten. Werden Sie sich Ihrer Gefühle und Bedürfnisse sowie Interessen bewusst. Dann wissen Sie, was Sie möchten und Sie werden überrascht sein, wie leicht es ist, Nein zu sagen – von Ihrem Gegenüber akzeptiert.
Frank Weber (weber.advisory & Hochschule Fresenius)
P.S.: Neben der Haltung hilft wenig Technik im Leben weiter: https://streitforscher.de/nein-sagen/