Der Aidshilfe e.V. in Frankfurt am Main (AHF) ist die größte Aidshilfe Deutschlands. Hier kann man sich nicht nur Informationen zu Themen wie HIV und Aids holen, sondern allgemein zum Thema Sexualität und Gesundheit. Da die Arbeit der Aidshilfe sehr umfangreich ist, hier ein Einblick:
Maincheck
Der Maincheck ist das Servicecenter der AHF. Sie ist angesiedelt in der Friedberger Anlage 24. Um die Hemmschwelle für den Besuch bei der Aidshilfe niedrig zu halten, hat man sich für den Namen Maincheck entschieden. Viele Menschen möchten bis heute nicht mit Themen wie Aids in Verbindung gebracht werden. Hier ist es jedoch möglich sich über alle sexuellen Themen zu informieren, wie beispielsweise auch über das Thema Kinderwunsch. Dies verwundert viele, da der Begriff Aidshilfe zumeist nur mit der Immunschwäche sowie Geschlechtskrankheiten und der Beratung dazu assoziiert wird. Bisher war die AHF mit verschiedenen Projekten an verschiedenen Orten aktiv. Um dies für die Hilfesuchenden nun einfacher zu machen, wollte die AHF mit dem Maincheck einen Ort schaffen, an dem alle Projekte vereint sind. Kurze Wege, damit Hilfe direkt ankommt und der Betroffene nicht noch woandershin muss.
Psychosoziale Beratung
Durch die psychosoziale Beratung des Mainchecks können verschiedene Problemfelder aufgearbeitet werden. Alle Themen, die mit Gesundheit und auch Prävention zu tun haben, können hier besprochen werden. Coming-Out Probleme oder Fragen zu einer „frischen“ HIV-Infektion sowie eine spezielle Rentnerberatung für Menschen mit HIV sind nur einige der Themen, die hier in den Besprechungszimmern Anklang finden.
Um Hilfe durch die AHF zu erhalten, gibt es die Möglichkeit online einen Termin zu buchen. Weiterhin gibt es für Betroffene und Angehörige eine offene Sprechstunde, so dass auch ohne Termin die Möglichkeit besteht, Hilfe zu erhalten. Die Aidshilfe bietet auch vollkommene Anonymität, für die Anmeldung bedarf es lediglich einer E-Mail-Adresse. Es ist dabei völlig egal, welcher Name da steht. Es ist sogar möglich, sich als Micky Maus anzumelden. Die bürokratischen Hürden sollen damit so niedrig wie möglich gehalten werden.
Mit Selbsttest zum HIV-Ergebnis
Die AHF merkt auch heute noch, dass das Thema Aids mit viel Vorsicht und Scham behandelt wird. Gerade wenn es um Testungen geht, handeln Menschen mit Zurückhaltung. Seit zwei Jahren gibt es Aidstests die zu Hause durchgeführt werden können. Personen im ländlichen Raum wollen oftmals nicht zu ihrem Hausarzt gehen, weil die Mutter beispielsweise die Sprechstundenhilfe kennt. Die Selbsttests waren bisher noch ein Ladenhüter, das hat sich jedoch durch die Corona-Zeit geändert. Menschen trauen sich jetzt eher zu, einen medizinischen Test selbst durchzuführen.
Der HIV-Test für Zuhause wird anders ausgeführt als der Corona-Selbsttest. Beim Aidstest führt einem niemand ein Stäbchen in die Nase, sondern man muss sich selbst in die Fingerkuppe stechen. Das Blut aus dem Finger wird dann auf einen Teststreifen gegeben und nach einer Weile erscheint das Ergebnis auf dem Teststreifen. Diese Test-Kits funktionieren nicht nur für HIV, sondern auch für andere Geschlechtskrankheiten. Das Testergebnis kommt dann per SMS direkt aufs Handy. Bei einem positiven Test muss dies dennoch hinterher von einem Arzt abgeklärt werden.
ChemSex ist auch heute noch ein großes Thema
Auch zum Thema ChemSex bietet die Aidshilfe verschiedene Hilfestellungen an. Hierbei geht es um die Verwendung chemischer Drogen beim Sex wie Chrystal Meth oder Amphetamin.
Die Berater der AHF können natürlich nicht jeden vom Drogenkonsum abhalten, aber sie können versuchen dafür Sorge zu tragen, dass der Drogenkonsum sauber von statten geht. Hierfür bietet die Aidshilfe verschiedene Sets für den sauberen Konsum: Mit Röhrchen zum Sniefen, Kondomen und oder auch Spritzbesteck.
LSB*IQ Geflüchtetenarbeit
Die AHF bietet für Geflüchtete mit LSB*IQ Hintergrund eine Unterkunft mit ungefähr 20 Plätzen an. Es sind nicht nur Menschen, die etwa aus Syrien oder aus anderen Ländern die letzten paar Jahre nach Deutschland geflüchtet sind, sondern eben auch Menschen aus Russland, Jamaika oder Kuba, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in ihrem Land verfolgt werden. Die AHF versucht, sie in ihrem Safe-House unterkommen zu lassen und ihnen Hilfestellungen zu leisten. Doch leider stehen hier nur 20 Plätze zur Verfügung und die Warteliste ist um einiges länger. Die Stadt unterstützt die AHF und sie hofft, dass es zeitnah zu mehr Plätzen kommen wird.
Die PrEP
Die AHF hat auch ein Projekt, in dem männliche Sexarbeiter beraten werden. Dies tut die AHF zum Beispiel durch Aufklärung über die „PrEP“. Es ist eine Pille, die zur Aids Prophylaxe vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen wird.
Die PrEP ist aus einem HIV-Medikament entstanden; es hatte sich herausgestellt, dass Personen, die diese Pille vor dem Sex nehmen, vor einer HIV-Infektion geschützt werden. Dies ist immer ein zusätzlicher Schutz, auch wenn bereits mit Kondom verhütet wird. Soweit kein Kondom verwendet wird, sollte man sich regelmäßig testen lassen, um anderen Geschlechtskrankheiten weiterhin vorzubeugen.
Carsten Gehrig, Fachbereichsleiter für Psychosoziales und Prävention, arbeitet bereits seit sechs Jahren für die AHF und ist mit Herzblut engagiert.
„Gewalt in Paarbeziehung ist ein großes Thema. Hier wollen wir die AHF noch weiter ausbauen. Gerade jetzt während der Corona-Pandemie mussten Paare viel Zeit zusammen verbringen und es kam vermehrt zu häuslicher Gewalt. Auch in homosexuellen Beziehungen ist Gewalt ein Thema. Hier muss weiter angeknüpft werden. Was wir im Moment auch weiter ausbauen, ist zum Beispiel die Kinder- und Jugendhilfe. Seit vorletztem Jahr haben wir betreutes Wohnen für Jugendliche die Probleme mit ihren Familien aufgrund ihrer sexuellen Identität haben. Wir haben hierfür nur vier Plätze frei. Es läuft dann auch alles über das Jugendamt. An das Jugendzentrum an der Konstablerwache wollen wir auch andocken, um ein gutes Portfolio für Kinder- und Jugendarbeit zu bekommen. Dort finden sich Stellschrauben für die spätere Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen.
Personen, die ChemSex nutzen, haben oftmals in ihrer Kindheit und Jugend ganz viele Sachen erlebt, die sie jetzt durch die Drogeneinnahme versuchen zu verarbeiten. Da merkt man immer mehr, dass diese Themen sehr eng gekoppelt sind. Daran haben wir gemerkt, dass wir die Leute früher abholen und versorgen sollen und soweit festigen, damit sie ein selbstbewusstes und -gestaltetes Leben führen können“, so Gehrig über die weitere Entwicklung der Aidshilfe Frankfurt.
(Text & Fotos: TL)