In Zeiten von Corona ist es nicht möglich ins Museum zu gehen. Einerseits sollen Beschäftigungen Corona-konform im Außenbereich stattfinden, andererseits ist es schwierig herauszufinden, was draußen möglich ist. Am besten wäre, wenn die Beschäftigung auch noch allein ausgeübt wird.

Wem es inzwischen zu langweilig ist, vor dem TV auf dem Kultursender „Arte“ Zeit zu verbringen, dem sei diese „outdoor Skulpturen-Show“ ans Herz gelegt. Um Frankfurts Kultur zu erleben, braucht es nicht unbedingt den Museumsbesuch.

Auf vielen Straßen findet sich Kunst. Vieles wird nicht gesehen, da es in Form von Graffitis an Wände gesprüht oder von Straßenkünstlern auf den Boden gemalt wurde. Beides Kunstwerke, die schneller weg sind, als sie entstanden sind. Doch es gibt auch bleibende Kunst, die mehr ins Auge fällt. Viele Skulpturen sind quer durch Frankfurt verteilt.

Hierfür hat die Stadt Frankfurt bereits eine Route geplant, die eine interessante Tour verspricht. Die Empfehlung ist auch geeignet, um aus der Tour eine Schnitzeljagd zu machen.

Hier einige der schönsten Stationen:

„Die Zwei Bäume“

Die erste Tour beginnt in der Nähe des Willy-Brandt-Platzes am Untermainkai. Hier

„Die zwei Bäume“ von Ariel Schlesinger.

finden sich die „Zwei Bäume“ von Ariel Schlesinger. Es ist ein beeindruckender Baum. Seine Äste ragen hinauf und hinab und verschlängeln sich ineinander. Es ist schwierig zu erkennen, wo ein Ast beginnt und wo er endet. Es handelt sich hierbei um das Wahrzeichen des jüdischen Museums in Frankfurt. Seit 2019 wachsen die Bäume immer mehr ineinander. Der tragende Baum soll lebendig sein, während der entwurzelte Teil den Tod darstellt. Unterschiedliche Interpretationen sind natürlich zulässig. Um ein Kunstwerk zu interpretieren, sollte es vor allem verstanden werden. Eine Skulptur wie die „Zwei Bäume“ ist sonst nirgends im Rhein-Main-Gebiet zu finden. Daher sollte man genügend Zeit einplanen, um dieses Kunstwerk von allen Seiten zu betrachten.

„Die Euro-Skulptur“

Weiter geht es zur Euro-Skulptur von Ottmar Hörl. Das Wahrzeichen des

Das Euro-Symbol von Ottmar Höhl.

Willy-Brandt-Platzes. Die Skulptur ist nicht zu übersehen, doch die „waschechten“ Frankfurter gehen meistens einfach daran vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Dabei lassen sich davor, immer wieder Touristen fotografieren. Zeit, das riesige Euro-Zeichen auch als Kunstwerk wahrzunehmen.

Das Eurozeichen ist inzwischen der beleuchtete Mittelpunkt des Platzes. Anlässlich der Einführung des Euros wurde die riesige Skulptur 2001 aufgestellt. 2015 wurde sie dann saniert und wird seitdem mit LEDs bestrahlt. Es ist eine Art Gefühl: Sobald einem das riesige Eurozeichen ins Auge fällt, wissen Frankfurter, dass sie am Willy-Brandt-Platz sind. Ursprünglich sollte es ein Symbol für die Europäische Zentralbank (EZB) sein. Da der Hauptsitz der EZB inzwischen aber an den Osthafen gezogen ist, wurde es mehr zum Wahrzeichen für den Willy-Brandt-Platz.

Skulpturen über Skulpturen

Danach geht es in Richtung der nächsten Stopps: In der Gallus-Anlage gibt es eine Vielzahl öffentlicher Kunstwerke. Wer an jedem Kunstwerk stehen bleiben will, wird nicht weit kommen. Hier gibt es viel zu entdecken:

Weil wir Goethe lieben

Der Olymp von Weimar von Andreu Alfsaros.

Zunächst geht’s zum Olymp von Weimar. Eine Skulptur aus Edelstahlrohren, die mit ihrer imposanten Größe von acht Metern direkt ins Auge fällt. Es soll Andreu Alfsaros Huldigung an Goethe sein. In Frankfurt erinnern viele Dinge an den verstorbenen Dichter und Denker Goethe. Schließlich ist er in Frankfurt geboren und aufgewachsen – die Stadt ist zu Recht stolz auf ihren bekanntesten Sohn.

Im ersten Augenblick hat diese abstrakte Installation nichts mit Goethe zu tun. Die Fächerform soll eine Art Zentrifugalkraft darstellen, die so anziehend ist, wie Goethes Persönlichkeit zu seiner Zeit. Doch wer die Werke Goethes gut kennt, kann mit Interpretationsgeschick Tiefsinniges aus den massiven Stahlrohren herauslesen.

Hohn und Spott für die trauernde Frau

Die Heldenklage von Benno Elkans.

Die nächste Station ist die Heldenklage. Es handelt sich um eine überdimensionierte trauernde Frau, die auf einem Sockel sitzt, ihren Kopf gesenkt hält und ihn in der Hand wiegt. Das Denkmal, erschaffen von Benno Elkans, ist den Opfern des Ersten Weltkrieges gewidmet. Das Leiden sollte gesehen werden. Doch 1919 überwog die Kritik an der Skulptur. Für die damalige Bevölkerung litt die abgebildete Frau nicht genug und dazu war sie auch noch fast nackt. Die Menschen störten sich an der Sinnlichkeit. Sie wollten ein Monument, das den Stolz eines Kriegerdenkmals transportieren sollte und keine trauernde Frau.

Das Denkmal überstand sogar den Zweiten Weltkrieg, obwohl der Künstler jüdischer Herkunft war. Benno Elkans verließ das Land, während seine Skulptur es irgendwie schaffte die Zeit zu überdauern. Aus unbekannten Gründen blieb das Kunstwerk im Betriebshof der städtischen Straßenreinigung erhalten und wurde 1946 an seinem Ursprungsort wieder aufgestellt.

Draufsetzen, anfassen und durchgehen

Die „Blaue Skultpur“ von Franz West.

Die dritte Skulptur hat etwas mit der Farbe Blau zu tun. Sie befindet sich direkt hinter der Heldenklage. Die „Blaue Skulptur von Franz West schlängelt sich wie ein Wurm als blaues Rohr in die Luft. Es kann darunter durchgegangen, sich draufgesetzt und angefasst werden. Noch so ein Vorteil an Kunst im öffentlichen Raum: an keinem der Kunstwerke hängt ein „Bitte nicht anfassen“-Schild. Eine Skulptur für das wahre Leben.

In der Gallusanlage und auch in der daneben befindlichen Taunusanlage gibt es noch mehr Kunstwerke zu entdecken. In den kommenden Wochen erwartet Sie noch mehr rund um Frankfurts Kunst im öffentlichen Raum.

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