Erinnerung und Musiktheater-Genuss mit Gänsehautfaktor
ALTSTADT (BT) I Das musikalisches Ein-Personen-Stück von Georg Kreisler, dass die Lebensgeschichte der fiktiven jüdischen Schauspielerin und Sängerin Lola Blau erzählt, wurde in der Paulskirche gleich zwei Mal aufgeführt. Die Inszenierung wurde von der Schauspielerin Sabine Fischmann dargeboten, Markus Neumayer begleitet am Klavier. Am Vormittag saßen Schüler der 9. Klasse aus fast 10 Schulen als Publikum und lauschten gebannt der Vorstellung. Oberbürgermeister Mike Josef hatte sie zuvor persönlich begrüßt und die Schüler motiviert, nicht wegzuschauen, wenn Unrecht geschieht. Demokratie sei keine Theorie, wir sind alle aufgefordert, wachsam zu sein.
Fischmann verwebt in ihrer Inszenierung die Geschichte von Lola Blau mit Originaltönen der Holocaust-Überlebenden und Zeitzeuginnen Aviva Goldschmidt und Eva Szepesi. Auf diese Weise entsteht eine Komposition aus Dokumentation gegen das Vergessen, Theater und Musik.
Die Handlung beginnt im Jahr 1938 in Wien, kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft muss Lola ihre Heimat verlassen und emigriert in die Schweiz und später in die USA. Dort wird sie ein gefeierter Star, verliert jedoch im Laufe der Zeit ihre Illusionen über Ruhm, Gesellschaft und Politik. Nach dem Krieg kehrt sie nach Wien zurück – doch sie erkennt, dass sich dort kaum etwas geändert hat.
Das Stück thematisiert Vertreibung, Exil, Anpassung und Entfremdung, aber auch Widerstand, Hoffnung und Identität. Die Musik von Kreisler – bissig, satirisch, melancholisch – begleitet und kommentiert Lolas Weg.
Am Morgen kamen die Schüler aus allen Stadtteilen in die Paulskirche. Foto: BT