Seit 2022 leben Leinegänse im Frankfurter Zoo. Sie gehören zu einer alten heimischen Nutztierrasse, die Anfang der 1990er Jahre bereits als ausgestorben galt. Seit Ende vergangenen Jahres engagiert sich der Zoo im Zuge eines Zuchtprogramms für die Erhaltung dieser robusten Landgans. Mit Erfolg: Mitte April gab es den ersten Nachwuchs.

Fünf flauschige Küken folgen derzeit ihren Eltern durch das üppige Grün der Stelzvogelanlage im Frankfurter Zoo. Aus dem Ei gepickt haben sie sich am 12. April – sehr zur Freude des Zoo-Teams, denn es ist der erste Nachwuchs beim Zuchtpaar des Zoos. Die Gössel, so werden Gänseküken genannt, lernen durch Nachahmung von ihren Eltern alles, was sie für ein Gänseleben brauchen.

Die Leinegans gilt laut Roter Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Nutztierrassen als „extrem gefährdet“. Das liegt unter anderem an der geringen Anzahl an Haltungen, die diese Gänse züchten. Als Rasse bezeichnet man Zuchtformen domestizierter Haus- und Nutztiere im Gegensatz zu Arten und Unterarten von Wildtieren. Neben dem Zoo Frankfurt beteiligen sich noch sechs weitere Zoos und Tierparks in Deutschland und einige private Halter an der Zucht. Um offiziell zur Zucht zugelassen zu werden, ist der Zoo dem Verein Herdbuch Leinegans als Mitglied beigetreten. Vom Verein wurden auch die beiden jungen Gänse prämiert, die seit 2024 im Zoo leben und nun Eltern geworden sind.

Leinegänse haben ihren Namen vom Fluss Leine in Niedersachsen und Thüringen. Entlang seines Verlaufs wurde die widerstandsfähige, gut weidefähige und anspruchslose Gänserasse, die sehr gut zu Fuß ist aber normalerweise nicht fliegt, für die bäuerliche Haltung gezüchtet. Im vergangenen Jahrhundert ging die Rasse beinahe verloren. Mit der Industrialisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft fokussierte man sich weg von den Vielnutzungsrassen hin zu Hochleistungs-Nutztierrassen. Das Leistungsvermögen der alten Rassen wird allerdings häufig unterschätzt. Diese beherbergen noch besonders wertvolle Eigenschaften, wie Widerstandsfähigkeit, zum Beispiel gegenüber bestimmten Krankheiten oder Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Klimaverhältnisse.

Anfang der 1990er Jahre wurde auf der Basis von nur sechs Leinegänsen eine neue Zucht etabliert. Seit 2003 erfolgte der Zusammenschluss der Züchtenden im Herdbuch Leinegans. Am Beispiel der Leinegans wird deutlich, dass zoologische Gärten nicht nur bei der Erhaltung von Wildtieren, sondern auch von heimischen und gefährdeten Nutztierrassen eine wichtige Rolle spielen können.

(Text: RED / Foto: Zoo Frankfurt)

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