Bei Binding, seit dem Jahr 1870 ein fester Bestandteil Frankfurts, steht ein bedeutendes Ereignis an. Der bisherige Vorstand Otto Völker verabschiedet sich nach 35 Jahren in den Ruhestand und überlässt seine Nachfolge Martin Haustein. DER FRANKFURTER Chefredakteur Normann Schneider hat die beiden getroffen und mit ihnen über die Zukunft gesprochen.

Normann Schneider: Wenn Sie nach all den Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen, gibt es einen Punkt, wo Sie sagen: Das war ein Meilenstein oder eine Sache, die wirklich prägend für Binding war?

Otto Völker: In meinen 35 Jahren bei Binding durfte ich unsere Biere durch jedes Fahrwasser begleiten, sei es ruhiger oder stürmischer. Aber was ich besonders schätze, ist, dass wir als engagiertes Team immer harmoniert haben. Mein schönstes Erlebnis unter schwierigen Umständen war, dass wir uns trotz eines rückläufigen Biermarktes weiterentwickelt haben. Das ist etwas, was mich nachhaltig beeindruckt hat – diese Gemeinschaftsleistung. Alleine kann das niemand schaffen und das werde ich auch nicht für mich beanspruchen.

Herr Haustein, haben Sie einen „100-Tage-Plan“ für Ihre neue Rolle? Es heißt ja, neue Besen kehren gut. Gibt es einen Plan oder Ziele, die Sie im ersten Jahr erreichen wollen?

Martin Haustein: Es ist immer ein Vorteil, aufgeräumt und strukturiert zu starten. Ich möchte in erster Linie Kontinuität fortführen, ohne dabei die Möglichkeit auszuschließen, eigene Akzente zu setzen. Aber das muss nicht in den ersten 100 Tagen passieren. Die letzten Jahre waren schon geprägt von starken Bewegungen. Darauf möchte ich aufbauen.

Der Bierabsatz ist insgesamt rückläufig. Wie positioniert sich eine Traditionsmarke wie Binding, um diesem Trend entgegenzuwirken?

Völker: Das ist eine große Herausforderung, keine Frage. Wir agieren regional und nutzen die Besonderheiten des Frankfurter Marktes. Unsere lange Tradition und die regionale Verwurzelung sind ein großer Vorteil. Gerade im Rhein-Main-Gebiet haben wir viele treue Kunden, die wir weiterhin an unsere Marke binden möchten. Die Herausforderung liegt darin, neue Verbraucher zu gewinnen. Vor allem in einer Stadt wie Frankfurt, die sich ständig verändert – vom Zu- und Wegzug der hier ansässigen Menschen bis hin zur Dynamik einer Studentenstadt.

Haustein: Dabei spielt auch die Ansprache über digitale Kanäle eine große Rolle. Traditionelle Veranstaltungen, Sport- und Kulturengagements bleiben jedoch genauso wichtig wie neue Gastronomiekonzepte und Trends sowie Botschaften über E-Commerce und Social Media, um neue und junge Verwender zu erreichen.

Herr Völker, Sie haben Binding über viele Jahre begleitet. Wie würden Sie die Bedeutung der Marke für Frankfurt einschätzen?

Völker: Binding gehört zu Frankfurt – so sehe ich das. Die Marke ist tief in der Stadt verwurzelt, und das spiegelt sich auch in der Bevölkerung wider. Wir sind in Frankfurt weiterhin stark verankert und arbeiten intensiv daran, auch Zugezogene für uns zu gewinnen.

Durch Social Media und digitales Marketing ergeben sich neue Chancen, aber auch Risiken. Wie sehen Sie das?

Völker: Die Chancen überwiegen, weil wir unsere Zielgruppen direkter ansprechen können. Die Risiken sind klar definierbar und lassen sich antizipieren. Frankfurt verändert sich ständig, viele Menschen kommen und gehen. Die Herausforderung liegt darin, Neufrankfurter und Neufrankfurterinnen mit unseren regionalen Wurzeln zu verbinden. Da sehe ich großes Potenzial für unsere Marke.

Haustein: Vielfalt ist hier ein Schlüsselwort. In der Gastronomie können wir mit Konzepten punkten, die auf die jeweiligen Bedürfnisse des Gastronomen und seiner Gäste abgestimmt sind. Das umfasst sowohl typisch hessische als auch moderne internationale Angebote. Binding steht für Urbanität und Qualität, und das werden wir auch weiterhin in die Stadt tragen.

Wie sehen Sie die Entwicklung von Bier in den nächsten Jahren, speziell mit Blick auf Binding?

Haustein: Trends ändern sich und wir müssen flexibel darauf reagieren. Social Media gibt uns viel Feedback und wir überlegen ständig, was wir besser machen können. Unsere Nähe zum Markt ist ein Vorteil, den wir weiterhin nutzen werden.

Völker: Genau. Es geht darum, das Ohr am Markt zu haben und zu wissen, was die Menschen wollen. Das war schon immer wichtig und bleibt es auch. Das Beispiel Frankfurter Oktoberfest zeigt, wie man mit einer guten Idee etwas Nachhaltiges schaffen kann.

Das Frankfurter Oktoberfest ist ein gutes Beispiel. Welche Rolle spielt dieses Event für Binding?

Völker: Das Frankfurter Oktoberfest ist ein großartiger Erfolg, und wir sind stolz darauf, von Anfang an dabei gewesen zu sein. Unser Festbier ist ein zentraler Bestandteil des Events und wurde zu Beginn bei einer Verkostung, mit Geschäftspartnern, Prominenten und Meinungsbildern der Region als Sieger unter aus unterschiedlichen Varianten ausgewählt. Solche Gemeinschaftsprojekte zeigen, wie wichtig Teamarbeit ist. Es macht Freude zu sehen, wie solche Initiativen wachsen und Teil der Stadt werden.

Binding ist auch Partner von Eintracht Frankfurt. Welche Bedeutung hat diese Verbindung?

Haustein: Die Verbindung zwischen Binding und Eintracht Frankfurt ist für uns etwas ganz Besonderes. Schauen Sie sich das Stadtwappen und das Eintracht Logo mit dem jeweiligen Adler an – das passt perfekt zu unserer Marke und unserer Identität. Wir möchten die Geschichte von Frankfurt und der Eintracht gemeinsam weiterschreiben.

Das fängt an den Orten an, wo die Menschen sich treffen, sei es vor dem Spiel auf dem Weg ins Stadion oder danach in ihrer Stammkneipe. Diese Verbindung lebt sowohl durch die Gastronomie als auch durch unsere Präsenz im Handel. Wir sind stolz darauf, dass unser Binding auch durch Social Media und gemeinsame Aktivitäten mit der Eintracht weitergetragen wird.

Wo Frankfurt feiert, da gehört Binding gerne dazu. Das war schon immer Teil unserer Tradition. Gerade in einer Stadt wie Frankfurt ist die Partnerschaft ein wichtiger Baustein unserer Markenstrategie. Gemeinsam mit der Eintracht erreichen wir die Menschen direkt – sei es im Stadion, in der Kneipe oder digital.

Herr Haustein, wo gehen Sie am liebsten hin, um Binding-Bier zu trinken und dazu zu essen? Gibt es einen Ort, den Sie empfehlen würden, der Ihre Leidenschaft für gutes Bier und gutes Essen widerspiegelt?

Haustein: Es gibt viele großartige Orte in Frankfurt, wo man Binding genießen kann. Aber wenn ich meinen Favoriten von vielen nennen müsste, dann wäre es das Frankfurter Wirtshaus. Die große Glasfassade dort gibt einen wunderbaren Blick auf den Eisernen Steg, die Boote und die Schiffe frei. Es ist ein Ort, an dem man sich in guter Gesellschaft trifft, gemeinsam ein Bier trinkt und sich über das unterhält, was einen bewegt.

Das Ambiente dort ist einfach fantastisch – es verbindet das städtische Leben mit einer entspannten Atmosphäre. Und natürlich gibt es viele weitere Gaststätten in Frankfurt, die Binding ausschenken, aber dieser Platz hat für mich etwas ganz Besonderes.

Herr Völker, mit Ihrem Abschied endet eine lange Ära bei Binding. Wie emotional ist dieser Moment für Sie, und was möchten Sie Ihrem Team und der Marke mit auf den Weg geben?

Völker: Es ist tatsächlich ein sehr emotionaler Moment für mich. Ich kann mit einem guten Gefühl gehen, weil ich weiß, dass wir eine starke Basis haben. Wir haben sehr kompetente Kolleginnen und Kollegen, die großartige Arbeit leisten, und dies nicht nur im Marketing und im Vertrieb. Genau das macht Binding aus: die Stärke der Gemeinschaft. Diese Teamleistung hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind.

Was macht Binding aus, wenn Sie in einem Satz beschreiben müssten, wo die Marke in fünf Jahren steht?

Haustein: Binding wird in Frankfurt auch in fünf Jahren eines der beliebtesten Biere sein und sich weiterhin durch sein Engagement für die Stadt und ihre Gemeinschaft auszeichnen.

 

INFO

Otto Völker
Geboren im Jahr 1960 in Elzach im Schwarzwald. Vater von zwei erwachsenen Söhnen und seit dem Jahr 1978 mit Unterbrechungen in Frankfurt zu Hause. Seit dem Jahr 1989 für die Radeberger Gruppe KG (bis Juli 2002 Binding-Brauerei AG) tätig. Ehrenamtliche Engagements für das Historische Museum Frankfurt, die Frankfurter Sportstiftung und IHK Frankfurt am Main.

Martin Haustein
Geboren im Jahr 1981, Vater von zwei Töchtern. Nach mehreren beruflichen Stationen im In- und Ausland seit dem Jahr 2006 in Frankfurt ansässig, seit dem Jahr 2009 bei der Radeberger Gruppe tätig. Seit dem Jahr 2015 als Verkaufsdirektor Gastronomie für Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet zuständig. Privat zählen Familie, Hund, Reisen, Fußball, Skifahren und natürlich Getränke zu seinen Leidenschaften.

Die Binding Brauerei – Frankfurt im Herzen
So, wie die wahre Seele Frankfurts und ihrer Menschen, so ist auch ihr Bier. Binding – und das seit mehr als 150 Jahren. Es war der 1. August 1870, als Namensgeber Conrad Binding sein eigenes Brauhaus gründete und damit den Grundstein für die regional bekannten Binding Biere legte. Mit dem feinherben Binding Römer Pils, dem malzaromatisch-würzigen Binding Export oder dem frischen zitronig-spritzigen Binding Radler naturtrüb, mit saisonalen Spezialitäten wie dem naturtrüben Binding und dem Festbier von Binding bietet das Sortiment für jeden Geschmack das Richtige. Nicht nur in der Gastronomie und im Handel haben die Binding Biere ihren festen Platz. Auch bei vielen Veranstaltungen wie dem Museumsuferfest, dem Wäldchestag oder beim Frankfurter Oktoberfest sind sie dabei. Und als offizieller Bierpartner bei Eintracht Frankfurt. Mehr unter: www.binding.de

//Foto: Otto Völker, Binding Vorstand bis 31.12.2024 (links) und Martin Haustein, Binding Vorstand ab 1.1.2025.

 

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